Segelmacher Markus in der Seeshaupter Bucht – Trimmschläge mit der 30er Schäre – 2002
Am Do., 9. Mai 2002
Heute haben wir den Segelmacher Markus Rösch - einen meiner ehemaligen North Sails Mitarbeiter - an Bord unseres 30er Schärenkreuzers, da Heppel und ich zum erfolgreichen Regattasegeln bessere Segeln benötigen. Wir bringen das Boot im YCSS ins Wasser und testen noch mit unserem alten Rigg und Markus checkt, was das aktuelle Optimum unserer Konstruktionsklasse ist. Der Segeltrimm ist je nach Bootstyp unterschiedlich. Aber nicht nur der Bootstyp, sondern auch die verschiedenen Segelmaterialien sind wichtige Kriterien beim Segeltrimm. Wer den Segel- & Riggtrimm optimieren will braucht viel Erfahrung. Wichtig ist zu sehen und zu erkennen, das es immer in zwei verschiedene Richtungen geht. Zum einen wird die Form des Segels verändert. Das geht mit den klassischen Trimmelementen wie Unterliekstrecker und Cunninghamstrecker oder auch über die Fallspannung. Dabei ist die Fallspannung noch am leichtesten zu korrigieren, denn die meisten Segel sollen erst einmal Faltenfrei eingestellt werden. Je mehr Falten, vor allem Falten im ca. 90 Grad Winkel zur Liekrichtung ein Segel hat, um so runder, also bauchiger ist das Segel. Bei wenig Wind und solange das Boot aufrecht gefahren werden kann, ist das evtl. von Vorteil, weil ein rundes, bauchiges Segelprofil auch entsprechend Vortriebskraft erzeugt.
Wenn der Wind zunimmt und damit auch die Krängung des Bootes, sollten die Segel flacher getrimmt werden. Also jetzt an den Fallen ziehen, bis die Falten erst einmal wieder weg sind. Wird der Wind weiterhin stärker, kommen die Falten zurück. Beim Fockfall kann man noch einmal nachkurbeln, beim Großsegel ist irgendwann das Segel oben am Mast angekommen. Dann geht nur noch der Cunningham Strecker, der das Segel quasi nach unten hin in die Länge zieht und es damit flacher trimmt. Wenn das Rigg getrimmt ist, geht es auf dem Wasser um den Feintrimm. Hierbei helfen die Fäden in den Segeln, weil sie die Anströmung durch den Wind sichtbar machen. Die Steuerfäden sind aus der Fock nicht mehr weg zu denken, aber auch die weiter oben angebrachten Fadenpaare helfen, das Boot schneller zu machen. Die Fäden im Achterliek sagen etwas über den Zustand des Achterliek, also geöffnet oder geschlossen. Die Steuerfäden helfen dem Steuermann oder der Steuerfrau dabei, den „Hoch am Wind“-Kurs zu finden. Bei diesem Kurs ist das Vorsegel maximal – der Windstärke entsprechend – festgezogen und belegt. Fahren Sie so lange an den Wind, luven also an, bis der Lee-Faden, die dem Wind abgewandte Seite, in die horizontale Lage steigt. Jetzt luven Sie weiter an, bis auch der Luv-Faden horizontal und parallel steht. So ist erst einmal alles prima. Jetzt besteht Ihre Aufgabe darin, den Luv-Faden immer mal wieder etwas steigen zu lassen, also anzuluven und dann wieder leicht abzufallen, bis die Fäden wieder parallel sind. Dies gilt für den gesamten Am-Wind-Kurs. Um die Fock richtig und optimal zu trimmen, bedarf es wie beim Segeln häufig, viel Erfahrung und Übung. Je tiefer auf Deck ein Segel angeschlagen werden kann, um so effektiver ist das Segel, da kein Druckaustausch am Unterliek stattfinden kann. Neue Bootskonstruktionen berücksichtigen dies, indem die Rollfocktrommel unter Deck angebracht wird. Bei Regattabooten gibt es häufig keine Rollfocktrommel, so das auch hier der Ansatzpunkt für den Fockhals so tief wie möglich sitzt.