Absolvia Dream Team – Abitur in Schloss Neubeuern – 1978
Von Juni 1972 bis Juni 1978 war ich sechs sehr schöne Jahre lang Schüler im Internat Schloß Neubeuern zwischen Rosenheim und Kufstein. Dies zusammen mit meinem Zwillingsbruder Thomas, mit dem ich gemeinsam vom schwäbischen Albert-Schweitzer-Gymnasium in Leonberg bei Stuttgart ins oberbayerische Inntal wechselte. Obwohl wir uns beide bevorzugt sozial und sportlich und nicht so sehr akademisch engagierten habe ich die jeweils nötigen Klassenziele immer gemeistert und dann mit der Fächerkombination Biologie und Erdkunde als Leistungskurse sowie Deutsch und Wirtschaftsrecht im Sommer 1978 auch mein Abitur absolviert. Thomas hat es so gut in Neubeuern gefallen, daß er noch ein weiteres schönes Jahr dran gehängt hat und dadurch auch unsere Schwester Ulrike als Mitschülerin in Neubeuern erleben durfte. Nachdem ich in Wirtschaftsrecht - das mich in der Tat am meisten interessierte - gute Abi Noten hatten, stand für mich früh fest, daß ich später auf jeden Fall Betriebswirtschaft studieren würde. Bis dahin dauerte es allerdings noch ein wenig. So galt es vorher noch ein denkwürdiges Abifest zu organisieren, der neuen - und unserer Klasse nicht sehr wohl gesonnenen - Schulleiterin Frau Dr. Rieger zum Abschluß die Augen zu den Neubeurer Werten und unserem Loyalitätsniveau für die Schule zu öffnen und im Anschluß daran Party und einen verdienten Urlaub zu geniessen. Hat alles ganz ordentlich geklappt.
- Von oben links nach unten rechts: Michael Dehmel, Alexander Scholtz-Rautenstrauch, Michael Österreicher, Michael Gotzens, Michael Kamm, Johannes Fugger, Stefan Dorfner, Thomas Dehmel, David Siemens, Andreas Czech, Axel Herrmann, Johannes Hundt, Georg Pichler, Christian Hartmann, Helmut Hansmann, Beatrix Thieme, Michaela Schmidt, Sigrid Paul, Doris Fraundorfer, Christine Kuss, Claudia Sembach, Gaby Scheidt, Lark Bryner, Ingrid Willers, Valeska Berg
Unsere Abitursklasse war überschaubar kompakt. Mit 10 jungen Damen und 14 jungen Herren waren wir gerade mal 24 Abiturienten im Jahrgang 1978. Damals war es nicht ungewöhnlich, von der 5. bis zur 13. Klasse im Internat zu sein. Mehr als die Hälfte meiner langjährigen Mitschüler waren daher damals ihre gesamte gymnasiale Schulzeit in Neubeuern. Wir haben uns alle gut verstanden, so daß wir uns auch entsprechend aufgebrezzelt auf die Südterrrasse zum Abschlußphoto arrangieren liessen. Im übrigen haben wir auch alle im Frühsommer 1978 unser Abitur bestanden - Sigi Paul war die Klassenbeste - und keiner blieb zurück.
Michael Österreicher und David Siemens
Lark (Natasha) Bryner und Beatrix Thieme
Johannes Fugger und Helmut Hansmann
Valeska Berg
Alexander Scholtz-Rautenstrauch
Claudia Sembach ... eine besonders liebe Freundin, die leider viel zu früh an einer Krebserkrankung verstorben ist
Michael Gotzens
Beatrix Thieme
Johannes Hundt
Gaby Scheidt
Christian Hartmann
Helmut Hansmann
Das Schloß Neubeuern stammt bereits aus dem 12. Jahrhundert und wechselte mehrfach seine Besitzer. Ab 1668 waren die Grafen von Preysing-Hohenaschau die neuen Herren im Schloß. Den Dreißigjährigen Krieg hatten die Burg und der Markt relativ unbeschadet überstanden, doch im Österreichischen Erbfolgekrieg zerstörten ungarische Truppen Neubeuern. Was von der Burg übrig blieb, wurde gesprengt. Graf Max IV. Emanuel von Preysing-Hohenaschau (1739–1764) beauftragte daraufhin den Münchener Stadtbaumeister Ignaz Anton Gunetzrhainer, zusammen mit seinem Bruder Johann Baptist Gunetzrhainer, die Anlage im Stile der bairischtirolerischen Herrensitze vollkommen neu zu gestalten (1747–1752). Auch die Schlosskapelle St. Augustin wurde wieder aufgebaut, und zwar 1751 nach Plänen von Johann Baptist Gunetzrhainer unter Leitung von Philipp Millauer. Bei der Ausgestaltung wirkten Johann Baptist Zimmermann (Hochaltar mit Säulenaufbau im Wessobrunner-Stuckmarmor-Stil) und Joseph Götsch mit, der die beiden Seitenaltäre 1767/68 schuf (Taufe Christi und Martyrium des Hl. Sebastian). Die Schlosskapelle St. Augustin zählt zum bayerischen Rokoko und ist das Ziel kunsthistorisch interessierter Besucher Neubeuerns. Graf Johann-Christian Preysing starb im Jahre 1833. Der Besitz blieb noch rund dreißig Jahre in Händen von Nachfahren und konnte schließlich nicht mehr von ihnen gehalten werden. Im Jahr 1882 erwarb Jan Wendelstadt, Sohn des Gründers des „Darmstädter Bankvereins Ferdinand Wendelstadt“ und einer holländischen Aristokratin, das Schloss. Im Jahr 1893 heiratete er Julie Gräfin von Degenfeld-Schonburg, eine Hofdame der Königin von Württemberg, die dadurch als Freifrau von Wendelstadt Herrin auf Schloss Neubeuern wurde. Damit war der Anschluss an den schwäbisch-deutschen Uradel vollzogen. Nachdem bereits 1893 nach einem Brand der Ostteil des Schlosses renoviert worden war, ließ der Baron den Mittelbau des Schlosses zwischen 1904 und 1908 neu errichten. Er beauftragte damit den Architekten Gabriel von Seidl, der durch den Bau des Bayerischen Nationalmuseums bekannt geworden war. Der neue Mittelbau, der im Stil der Neorenaissance gestaltet wurde, zeichnet sich durch sein weitläufig angelegtes Treppenhaus und die prunkvollen Räumlichkeiten aus. Die Ehe des Jan Wendelstadt mit Julie von Degenfeld war kinderlos geblieben. So verbrachte die Baronin die Jahre nach dem Tod ihres Mannes vorwiegend mit ihrer Schwägerin Ottonie von Degenfeld und anderen ihr geistig verwandten Menschen. Sie bildete um sich einen Freundeskreis aus künstlerisch-schöpferischen Menschen, zu dem unter anderen Schriftsteller und Dichter wie Hugo von Hofmannsthal, Annette Kolb, Rudolf Alexander Schröder, Rudolf Borchardt, Henry van de Velde, Harry Graf Kessler, Eugen Roth, Carl Burckhardt, Henry von Heiseler, der Musiker und Komponist Max von Schillings und der Kunsthistoriker und Krupp-Direktor Eberhard von Bodenhausen gehörten. Dazu kamen bekannte süddeutsche Maler wie Karl Arnold, Bruno Paul, Leo Putz, Paul Hoecker, Arnold Böcklin, Alfred Haushofer, Franz von Lenbach, Anton Josef Pepino, Walter Püttner, Ludwig von Hofmann, Hans Rossmann, Joseph Sattler und Franz von Stuck. Ein Teil dieser Personen traf sich bis zum Ersten Weltkrieg alljährlich zu einer „Neubeurer Woche“. Danach wurde das Schloss als Lazarett genutzt.
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