Um Ihre Website-Nutzung zu optimieren, verwenden wir Cookies. Sie stimmen der Verwendung von Cookies zu, wenn Sie diese Website weiter nutzen. Bitte lesen Sie unsere Datenschutzerklärung für weitere Informationen.

OK

H.E.L.P. Apherese im Allgäuer Vollwaschgang – Post-Covid Killer mit Ph-Wert Filter in Mindelheim – 2023

Am Di., 24. Januar 2023

Mitte Januar erhielt ich nach einer ewig langen Wartezeit von sechs Wochen einen unschönen Befund zu meiner Ende November im Klinikum Bogenhausen durchgeführten Lungen Biopsie. Diesen Eingriff hatte ich im Zusammenhang mit meiner fortschreitenden Fibrose - einer irreversiblen Lungengerüst- Veränderung - durchführen lassen, um den Einfluß meiner Long-Covid Symptome auf die Erkrankung analysieren zu lassen. Die Empfehlung des extra gebildeten zehn köpfigen Fibrose-Boards ist die Durchführung einer Therapie mit einem neuen Medikament, das nicht nur extrem teuer ist, sondern zudem auch zahlreichen Nebenwirkungen mit sich bringen kann. Daher habe ich noch einmal mögliche Alternativen sondiert und mich in Absprache mit meiner Schwägerin Susanne zu einer H.E.L.P. Apherese entschieden, die seit kurzem bei Long Covid Patienten angewandt wird. Die Apherese – das bedeutet im Griechischen Wegnehmen - ist ein medizinisches Verfahren, welches extrakorporal mithilfe spezieller Apparate bestimmte Bestandteile gezielt aus dem Blut entfernt. Nicht eliminierte Blutanteile werden dem Körperkreislauf im Anschluss wieder zugeführt. Bei der therapeutischen Apherese - die umgangssprachlich auch als Blutwäsche bezeichnet wird - geht es daher um die Entfernung von pathogenen (krankmachenden) oder überzähligen Bestandteilen (Proteine, proteingebundene Substanzen und Zellen) aus dem Blut oder Blutplasma des Patienten. Nach der Entfernung der pathogenen Substanzen wird das „gereinigte“ Blut wieder zurückgeführt. Die therapeutische Apherese ist ein anerkanntes Therapieverfahren und umfasst methodisch unter anderem die Technik der selektiven Plasmapherese, bei der aus dem Blut-Plasma durch Filtration oder Adsorption die pathogenen Substanzen oder Proteine abgetrennt werden und das gereinigte Plasma anschließend dem Patienten zurückgeführt wird. Dieses Verfahren erfolgte bei mir in Form einer Lipidapherese. Bei Aphereseverfahren wird Blut aus der Armvene entnommen und in ein geschlossenes, steriles und nur einmal verwendbares Schlauchsystem - das Apherese-Set - geleitet. Das alles ist sehr aufwändig und wird bislang nur von wenigen Einrichtungen angeboten. Sanne hat in ihrer Klinik Gruppe eine Dialyse Klinik in Mindelheim, in der die beiden leitenden Ärzte Gabriele Hackenberg und Hendrik Witsch das Verfahren anwenden. So fuhr ich gemeinsam mit Sanne um 6 Uhr morgens von München ins Allgäu, um die erste Session - jede Runde kostet richtig Geld und wird von der Krankenversicherung nicht übernommen - anzugehen. Das hat alles prima geklappt ... ich habe die Therapie gut vertragen und werde am Donnerstag damit weitermachen

Mit dabei
  • Susanne Hoischen, Gaby Hackenberg, Michael Kamm

Häufig werden bei Apheresen nur Präparate einer Blutkomponente gewonnen, in den letzten Jahren wurden aber auch effiziente Multikomponenten-Verfahren entwickelt, bei denen mehrere Blutbestandteile parallel gesammelt werden können. Alle nicht benötigten Blutbestandteile werden dem Körper wieder zurückgegeben.

Dort wird es mit einer geringen Menge Antikoagulanzlösung vermischt, die u. a. Zitronensäure - Natriumcitrat - enthält, welche die Gerinnung des Blutes im Apherese-System verhindert. Die Blut/Antikoagulanz-Mischung wird in eine Zentrifuge geleitet, in deren künstlichem Schwerefeld sich die Blutbestandteile entsprechend ihrer Dichte in Schichten auftrennen.

Diejenigen Blutbestandteile, die gewonnen werden sollen, können nun abgesammelt werden. Dort wird das Antikoagulanz unmittelbar von der Leber abgebaut, so dass die Blutgerinnung des Spenders unbeeinträchtigt bleibt. Für den Patienten sind Aphereseverfahren wenig belastend.

Nachdem Long-COVID-Syndrome Ähnlichkeiten mit dem Myalgischen Enzephelomyelitis/Chronic Fatigue Syndrom (ME/CFS) haben und bei beiden Erkrankungen Antikörper (Abwehreiweiße) nachgewiesen wurden, die an Rezeptoren auf körpereigenen Zellen binden können hat man die Erkrankung auch durch Apheresen behandelt.

Die gelbe Suppe in den drei Filtern hat diese Maschine aus meinem Blut herausgeholt und nicht wieder in meinen Körper zurückgeführt. Sicher mit ein Grund, warum ich mich danach sehr viel frischer fühlte. Diese könnte möglicherweise wichtige Aspekte dieser Krankheitsbilder vermitteln. Eine Reduktion dieser Antikörper könnte somit eine therapeutische Option für das Long-COVID-Syndrom darstellen. Unkontrollierte Fallstudien zeigen, dass eine Immunadsorption bei Patientinnen und Patienten mit ME/CFS mutmaßlich Antikörper gegen Neurotransmitterrezeptoren reduziert und diese Therapie zu einer Besserung der Symptome führt.

Fast geschafft .... hier drücke ich noch einmal fest auf die fetten Einstichstellen der beiden Nadeln, aus denen mir das Blut entnommen und auch wieder zugeführt wurde. Plasmaaustausch und Immunadsorption werden bei einer Reihe von Autoimmunerkrankungen erfolgreich eingesetzt. Beides sind maschinelle Blutreinigungsverfahren, welche gezielt Antikörper aus dem Blut beseitigen. Auf dieser Basis könnte daher die Grundlage für einen Therapieversuch in sehr schweren Fällen des Long-COVID-Syndroms entstehen. Derzeit sind aber weder die Bedeutung der Antikörper noch die Wirksamkeit dieser Verfahren in diesem Zusammenhang wissenschaftlich bewiesen und kommen somit als Therapieverfahren zurzeit nicht in Frage. Auch für den Einsatz von Lipoproteinaphereseverfahren, welche zur Behandlung schwerer Fettstoffwechselstörungen in Deutschland zugelassen sind, gibt es ebenfalls in diesem Zusammenhang keine wissenschaftliche Basis. Aktuell werden Patienten die Therapieverfahren auf Selbstzahlerbasis von einer Reihe von Zentren angeboten. Die DGfN lehnt dieses Vorgehen ab.

Genau so funktioniert es

Fehler entdeckt, Änderungen & Ergänzungen gewünscht sowie eigene Photos zur Vervollständigung verfügbar? Bitte gerne per Mail an Michael@Kamm.info.