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Bad Schachener Geschichte für historisch interessierte Gäste – Wonnemonat Mai mit Mildred – 1981

Von Fr., 1. Mai 1981 bis So., 3. Mai 1981

Unsere Studienfreundin Mildred Povel aus Münchner Zeiten, die heute mit Michael Pfaff in Frankfurt verheiratet ist und aus der textilen Brennickmeyer Familie stammt besuchen Nici und mich Anfang Mai in Lindau-Schachen. Marions neues Haus ist gerade fertig geworden, und auch unsere Wohnung im ersten Stock des Hauses ist bezugsfertig. Gerade wird noch der schöne Garten am See angelegt, und wir geniessen den Frühsommer am Bodensee, gehen gemeinsam segeln und spielen Tennis auf dem Hotel eigenen Platz. Mildred war schon damals clever, sehr kultiviert, immer interessiert und zudem extrem angenehm im Umgang .... und ist das bis heute.

Mit dabei
  • Nicola & Marion Schielin, Mildred Povel und Michael Kamm

Im Hintergrund blüht der Magnolienbaum, im Vordergrund unserer aller Freundschaft ... einschließlich der Zuneigungsbekundungen unseres Hundes Benjamin

Wie schön, dass unsere gemeinsame Freundin Mildred es geschafft hat, uns hier in unserem kleinen Paradies zu besuchen.

Das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite. Der See lädt zum Segeln ein.

und zum Sonne tanken. Hoffentlich gut eingecremt!

Nicis Mutter, Marion, freut sich, dass ihr neues Haus von uns so belebt wird.

Der Garten befindet sich noch in der Gestaltungsphase. Es wird gesät und gepflanzt,

da nehmen wir kurzerhand die Tennisschläger und spielen ein Match auf dem nahen

Hoteleigenen, idyllisch gelegenen Tennisplatz

den es heute leider nicht mehr gibt...

Das Geheimnis von Bad Schachen erschließt sich aus der Chronik der Familie Schielin: Wie ein altes Bauerngeschlecht sitzen die Schielins seit nunmehr 225 Jahren in Schachen. Sechs Generationen haben geschafft, um aus einem kleinen Schwefelbad das Bad Schachen von heute entstehen zu lassen. Da lebte einst im nahen Degelstein ein Bauer Johann Georg Schielin. Er mag etwas Weinbau und eine bescheidene Landwirtschaft betrieben haben. Als anno 1752, am 26. Juni, das Bad zu Schachen „auf der Gant“ versteigert wird, greift er zu. Die Eisen-Schwefel-Quelle, die hier entspringt, ist wegen ihrer Heilkraft seit Jahrhunderten bekannt. 1474 schon hat sie der Truchseß zu Waldburg fassen lassen. Neben dem Brunnenhaus und der Badehütte steht – umgeben von Obstbäumen- ein Wohnhaus für den Bademeister. Ein „Krautgärtlein“ gehört dazu und ein wenig Rebland. Um 600 Gulden fällt das Anwesen dem Johann Georg Schielin zu. Er legt mit diesem Kauf den Grund für eine große Zukunft seiner Familie, ihm selbst entspringt daraus eine Quelle immer neuen Ärgers und vieler Enttäuschungen bis an sein ende. Es beginnt damit, daß der Vorgänger auf der Flucht vor seinen Gläubigern die kostbaren zwei kupfernen Badkessel in die Schweiz mitnimmt. Der Betrieb – so wie er ist - erweist sich als nicht lebensfähig. Nach langem Hin und Her erteilt die Stadt Lindau gegen hohe Steuerlast die Gastwirtskonzession „das gewohnliche Tafernrecht zum weißen Schwanen..., weil außer der Badzeit Er auch damit sein Nahrung suchen müsse.“ Es gibt schlechte Weinjahre und viele Sorgen, und die allmächtige Reichsstadt sitzt dem armen Badmeister und Schwanenwirt zu Schachen schwer im Genick. Nur mit Hilfe seiner braven Frau und des tüchtigen Sohnes Johannes findet er die Kraft zum Durchhalten. 1781 geht der Besitz auf Johannes über. Mit dem Mut der Jugend stürzt sich der 23jährige in die Aufgabe und fängt mit der Errichtung einer neuen, erweiterten Badehütte an, „zu verbessern, zu verschönern und zu vergrößern“. Diese Entschlossenheit, sich nicht mit dem Überkommenen zu begnügen, der Drang nach immer weiterer Vervollkommnung zieht sich wie ein roter Faden durch alle Generationen der Schielin. Dabei wird es auch dem Johannes nicht leicht gemacht: Jahrzehntelang rütteln die Stürme der Zeit an seinem Besitz. Die große Revolution, die Heere Napoleons, die Neuordnung der Staaten mit häufig wechselnder Landeshoheit, Unwetter und Mißernten,- es ist ein erbitterter Kampf. Trotzdem kann der Schwanenwirt seine Augen im Bewußtsein schließen, seiner Frau und den zahlreichen Kindern ein fest gegründetes Erbe zu hinterlassen. In seinen letzten Jahren hatte er durch das Schiffahrtsrecht auf dem Bodensee eine weitere Erwerbsquelle dazugewonnen. Wieder sitzt ein Johann Schielin als Herr auf Bad Schachen. Er wird zum rastlosen Mehrer des Besitzes und versteht es, dem Bad einen Namen zu machen, der weit über den lokalen Bereich hinausgeht. Er baut einen großen Saal und richtet neue Zimmer ein. Er möbliert sie sogar, denn er ist ein moderner Mann. (Bisher war es üblich, daß die Kurgäste Stuhl und Tisch und Bett selbst mitbrachten!). Er weiß die landschaftliche Schönheit Schachens zu nützen und führt einen Bau mit breiter Seefront und großem Balkon auf. Er treibt geschickte Werbung: „Die unmittelbare Lage am Ufer des Sees gibt Gelegenheit, nicht minder die Seebäder zu gebrauchen, für welchen Zweck durch Herstellung geschlossener Badhäuschen entsprechend gesorgt ist...“ Der Bau der Bahnlinie München-Lindau (1853) kommt seinem Streben entgegen und bringt dem Fremdenverkehr bisher nicht geahnten Aufschwung. Neben dem Badebetrieb pflegt Schielin auch die Landwirtschaft und den Weinbau, denn er will sich vom Auf und Ab der Saison so unabhängig wie möglich machen. In kluger Voraussicht schickt er den Sohn zur Ausbildung in namhafte Hotels und gibt ihm damit einen weiteren Blick und bessere Ausbildung, als er selbst sie mitbekommen hatte. 1864 kann er sich beruhigt aufs Altenteil zurückziehen und die Leitung des Betriebs dem nächsten Johannes Schielin überlassen. Dieser Vierte gleichen Namens auf Bad Schachen müßte kein Schielin sein, wenn er nicht schon im ersten Winter mit dem Bauen begänne: Es entsteht ein großer Anbau, so daß im neuen Prospekt des „traulich stillen Bades“ von „zwei steinernen, zweistöckigen Häusern mit 36 Wohnzimmern“ die Rede ist. Den neuzeitlichen Wünschen der jüngeren Gäste entsprechend, baut er eine neue Badeanstalt in den See. Sein besonderes Interesse gilt der Verbesserung der Verkehrsverhältnisse: Er richtet einen Pferdeomnibus nach Lindau ein, eine Postexpedition entsteht, und schon 1892 läutet das erste Telephon in Bad Schachen. Mit großer Feierlichkeit wird die Dampferlände eingeweiht. Johannes Schielins größtes Werk – und die Erfüllung seines Traumes von Jugend an – ist die Errichtung eines großen Hotelgebäudes mit weiteren 42 Zimmern, das er „Freihof“ nennt, - im Gegensatz zum nachbarlichen „Zwinghof“, dessen Besitzer seinen Bau verhindern wollten. Als das 19. Jahrhundert zur Neige geht, dessen Errungenschaften er so geschickt zu nutzen wußte, übergibt Johannes Schielin seinem Sohn Robert einen großen, gut fundierten Betrieb, der Unterkunft für 100 Gäste bietet. In aller Bescheidenheit weiß er über seine Lebensleistung nur zu sagen: „Ich hatte das Glück, gute, fleißige, und brave Eltern zu besitzen.“ Robert Schielin hatte viele namhafte Häuser in
Frankreich, in Italien und in der Schweiz gesehen,
er hatte ihre Großzügigkeit und ihren gut
durchdachten Organismus kennengelernt. Seine
Vorstellungen von einem großen Kurhotel sind
andere, als der Vater sie hatte. So beginnt er sein
Wirken nicht allein mit Neubauten und
Erwerbungen, sondern mit einer vollständigen
Neuorganisation, und ringt sich schließlich zum
Entschluß durch, ein modernes und repräsentatives
Schachen aus dem Boden zu stampfen. In einem
einzigen Winter werden die meisten alten Gebäude abgerissen; es entsteht der fünfstöckige Hotelbau mit dem charakteristischen Turm. Der ehrwürdige Park mit den exotischen Baumriesen, die Tennisanlage und die Seepromenade geben dem großzügigen Bau das angemessene „Ambiente“. Nach Überwinden des Rückschlags, den der erste Weltkrieg brachte, rundet der Schöpfer des heutigen Schachen sein Werk mit dem Bau eleganter Gesellschaftsräume und des reizvollen Strandbades ab. Die Nachfolger, Robert Schielin jun. Und sein Schwager Carl Weber, übernehmen Anfang der dreißiger Jahre ein Hotel, dessen Name in ganz Deutschland besten Klang hat. Auch diese Generation weiß, daß sie sich nicht mit dem von den Vätern Ererbten zufrieden geben darf. Sie hat neue Ideen und geht voll Tatkraft und Zuversicht an deren Verwirklichung. Schon ist das Haus durch einen Anbau im Westen erweitert, schon haben die Aufenthaltsräume ein neues Gesicht, - da scheitern alle weiteren Pläne an den harten Tatsachen des neuen Krieges. Am Nordufer des Bodensees gehen die Lichter aus. Die beiden Schwäger rücken ins Feld, das Hotel wird zum Luftwaffenerholungsheim und nach dem Zusammenbruch zum Ferienhaus für französische Besatzungsfamilien. Eine Weile sah es so aus, als wäre die Geschichte, die wir erzählen, damit zu Ende. Aber sie ging weiter, und die Fortsetzung steht den vorangegangenen Kapiteln nicht nach. Schon 1949 öffnet das Hotel wieder seine Tore. Die beiden Inhaber hatten den Krieg überstanden und mit enormen Mühen den neuen Anfang gewagt. Und siehe da: Der Ruf des Hotels Bad Schachen hatte 10 Jahre überdauert, ja er war sogar durch die Einquartierten noch weiter verbreitet worden. Es kommen alte Freunde, es kommen aber auch neue Gäste, viele davon aus dem Ausland. Mit dem wirtschaftlichen und technischen Aufschwung der Nachkriegszeit hatte sich ein neuer Lebensstil entwickelt: Wer reist, reist weiter und bleibt kürzer. Erholung und Entspannung werden weniger in der Muße gesucht, als vielmehr in der Betätigung, sei es in Geselligkeit, Sport oder Kuranwendungen. Ein internationales Publikum bringt andere Maßstäbe und höhere Ansprüche mit. Robert Schielin – nach dem Tod
seines Schwagers (1946) allein in
der Verantwortung - steht vor der
Aufgabe seines Lebens. Während
vielen Häusern vom Zuschnitt Bad
Schachens der Anschluß an die
neue Zeit nicht gelingt, weiß er
sein Hotel den veränderten
Gewohnheiten und Erwartungen
anspruchsvoller Gäste anzupassen.
Er ist klug und erfahren genug und
hat den Unternehmergeist, den
Betrieb nach den Erfordernissen
von heute und morgen zu
orientieren. Dazu kommt die
ererbte Leidenschaft, die ihm schon
manche als Laster ankreiden
wollten, die sich aber schließlich immer als Tugend erwiesen hat: Der „Bauwurm“, wie die großen Bauherrn des fränkischen Barock, die Schönborn, die Bauleidenschaft zu nennen pflegten. So setzt eine turbulente Bauentwicklung ein. Winter für Winter gestaltet Robert Schielin sein Hotel mit beträchtlichen Investitionen um. Restaurant, Bar und Terrasse, Eingang, Empfang und Verwaltung, Küche und Personalbau entstehen neu. Der „Freihof“, einst ältester Teil des Baukomplexes, wird zum modernsten; bald hat jedes Zimmer des Hauses sein eigenes Bad. Dem großen beheizten Freischwimmbecken, das schon 1967 entsteht, folgt 5 Jahre später das elegante Hallenschwimmbad mit Solarium, Schönheits- und Fitness-Center. Zukunftsweisend war auch die Idee, dem Hotel einen Kurbetrieb anzugliedern. Bereits 1955 wurde im Haus ein Institut für physikalische Diagnostik und Therapie eingerichtet, das zu Ehren, deren Heilkraft vor 225 Jahren den Johann Georg Schielin verlockt hatte, das Bad zu Schachen zu ersteigern.

Fehler entdeckt, Änderungen & Ergänzungen gewünscht sowie eigene Photos zur Vervollständigung verfügbar? Bitte gerne per Mail an Michael@Kamm.info.