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Ambitionierte Missionen in Mainland China – „Made in China 2025“ wird ein bedrohliches Thema – 2012

Von Di., 8. Mai 2012 bis Sa., 12. Mai 2012

In meiner Verantwortung für die Sympatex & Ploucquet Gruppe hatte ich in der Holding parallel verschiedene Business Bereiche zu betreuen. So war ich häufig im Rahmen einer Reise in unterschiedlicher Mission unterwegs. So ging es auch im Mai in Sachen Ploucquet und Sympatex mit jeweils konträrer Agenda nach Asien. So flog ich mit Jürgen Steffensen - unserem damaligen Group CFO - zunächst ins chinesische Ningbo, wo wir unsere ungeliebten chinesischen Ploucquet Mitgesellschafter loswerden wollten. Daher war vor Ort die Übernahme deren Anteile zu verhandeln. Im Zeitpunkt der Gründung unserer Hosenbundfertigung galt noch die zwingende Beteiligung lokaler Partner, die sich dann später in den meisten Fällen nicht als partnerschaftlich zeigten. So auch in unserer Paarung. Politisch gewünscht saß bei unserer Ploucquet Tochtergesellschaft auch die Bürgermeisters Tochter von Ningbo mit ihrem Ehemann mit uns im Boot. Das hinderte die beiden Herrschaften nicht daran selbst ein Ploucquet Wettbewerbsunternehmen nur wenige Kilometer entfernt zu gründen und unser Know-How und unsere Mitarbeiter abzusaugen. Keine Idealvoraussetzung für ein vertrauensvolles Miteinander. Geld kann vieles regeln und so wurden wir uns einig, daß sich unsere Wege trennen. Ningbo, im übrigen die Partnerstadt von Aachen ist mit mehr als 8 Mio Einwohnern einer der wichtigsten Städte und Provinzregionen Chinas und somit größenmässig kaum zu vergleichen. Ningbo ist ein wichtiger Industriestandort, vor allem für die Chemie- und Textilindustrie, aber auch für die Photovoltaikbranche. Sie ist ferner eine der Pilotstädte der Wettbewerbs- und Industriestrategie "Made in China" 2025. Da muß sich "Made in Germany" ordentlich wappnen. Die USA sieht den Plan von Li Keqiang bereits als echte existentielle Bedrohung für ihre Technologieführerschaft. Nachdem wir unsere erste wichtige geschäftliche Mission erledigt hatten ging es zunächst zurück ins - im Vergleich zu Ningbo - sehr entspannte Hongkong, bevor wir von dort in Sachen Sympatex via Shengzen nach Zhongshan weiter reisten.

Mit dabei
  • Jürgen Steffensen, Michel Foudil, Tony Wong und Michael Kamm

Dieses Photo markiert den endgültigen Abschied von unseren chinesischen Mitgesellschaftern bei Ploucquet Ningbo. Hier beim Closing mit unserem lokalen Geschäftsführer Michel Foudil, dem CFO Jürgen Steffensen sowie dem mich einrahmenden ehemaligen Miteigentümerehepaar mit engen politischen Connections.

Hongkong by night - immer wieder ein Hingucker - von Stromsparen keine Spur

Für Annette hab ich in Hongkong gleich mal Market-Research gemacht. Jaeger Le Coultre in Top Lage in Hongkong

Gesichtslose, graue Produktionsstätten. Da kann man schon mal vergessen, in welcher chinesischen Stadt man eigentlich ist .... hier ist es die Industriestadt Zhongshan im Einzugsbereich des gewaltigen Pearl River Deltas. Sympatex wird von dort aus durch unsere Partner Cosmo und Voack aus der weltweit größten Schuhmaterial Laminatsproduktion mit Rohware bedient

Die erste Großstadt auf Mainland China Gebiet im Norden von Hongkong ist Shenzhen .... mittlerweile selbst durch Non Stop Flüge von Deutschland aus erreichbar

Nachdem Jürgen Steffensen kein passsendes Dauervisum für China hatte, mussten wir auf den geplanten Short Cut mit dem Schiff von Kowloon via Zhuhai nach Zhongshan verzichten und uns auf eine längere Fahrt mit Zug und Auto einstellen. Die erste Etappe führte uns mit der chinesischen Eisenbahn von Hongkong nach Shenzhen, wo es bei städtischen Statussymbolen keine creativen Limits zu geben scheint. Von dort aus ging es mit einem Auto mit chinesischen Kennzeichen - mit Hongkong Kennzeichen darf man in China nicht fahren - weit in den Norden in Richtung Guangzhon, bis wir die erste Brücke über den Pearl River in Richtung Westen nutzen konnten und es danach wieder in den Süden ging. Die Namen sind unterschiedlich, die chinesischen Städte jedoch fast alle gleich, besonders wenn sie keinen historischen Kern haben.

Bei Cosmo sollte eine Beteiligung mit mehr Einfluss bei der chinesischen Laminatsproduktion verhandelt werden, da uns Cosmo bei europäischen Großkunden der Schuhindustrie immer mehr in die Quere kam. Hier kamen wir leider nicht weiter, da Richard Vandernoot selber gerade einen großen chinesischen Partner mit an Bord genommen hatte, der diese Idee für seine eigene Stragetie nicht zielführend fand.

Generell waren wir uns noch diesem Trip einig, daß unsere gesamte Manpower in der Feringastrasse dem Thema Sympatex gewidmet werden sollte, da das Potential in diesem komplexen Geschäft bei weitem noch nicht ausgeschöpft war. Alle Meetings in China waren zäh und es gab einige Dissonanzen, die wir nur mit viel Diplomatie ausräumen konnten. Ich freute mich nach den vielen chinesischen Städten - und auch dem Anblick von einigen Hundert leerstehenden, da nach chinesischem Masstab bereits nicht mehr wettbwerbsfähigen Firmen entlang der Autobahnen - wieder nach Hause zu kommen, um dort ganz schnell unsere Hausaufgaben zu machen, um weiter auf einem globalen Markt mithalten zu können

Made in China 2025 ist ein strategischer Plan des chinesischen Premierministers Li Keqiang und dem chinesischen Staatsrat vom Mai 2015. Das Center for Strategic and International Studies beschreibt ihn als eine „Initiative zur umfassenden Aufwertung der chinesischen Industrie“, die direkt von der deutschen Industrie 4.0 inspiriert sei. Es ist ein Versuch, die Produktion des Landes in die Wertschöpfungskette zu führen. Zu den Zielen gehört die Erhöhung des inländischen Anteils von Kernmaterialien auf 40 % bis 2020 und 70 % bis 2025. Der Plan zielt auf High-Tech-Bereiche einschließlich der Pharmaindustrie ab, die derzeit weitgehend von ausländischen Unternehmen beherrscht werden. Der Council on Foreign Relations ist der Ansicht, dass dies eine „echte existenzielle Bedrohung für die Technologieführerschaft der USA“ sei. Die Regierung unter Li Keqiang sieht ihren Plan mit den Vorgaben der Welthandelsorganisation für das Land in Übereinstimmung.

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