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Boatpeople im Sommerurlaub in Grado – Mit der Temptation im Porto San Vito – 1996

Von Do., 15. August 1996 bis Do., 12. September 1996

Seit Mitte Mai sind wir stolze Besitzer eines mobilen Ferienhauses in Form unserer Motoryacht der Marke Princess und haben seitdem schon einige Zeit an Bord verbracht. In den zwei Wochen der Pfingstferien hatten wir zudem bereits einen schönen Törn in die kroatische Inselwelt der Kornaten unternommen. Zum Start von Larissas Sommer-Schulferien verlegen Carolina, Larissa, Paul und ich im August und der ersten September Hälfte unsere Familien-Destination nach Grado und wohnen an Bord unserer Temptation im Hafen Porto San Vito, wo wir - wie auch die Familie Vogl - einen festen Liegeplatz haben. Zwar muss ich selbst immer wieder mal für zwei Tage ins Büro nach Penzberg, was sich jedoch mit einem kurzen Flug vom nahe gelegenen Flughafen Triest nach München gut organisieren lässt. Auch das Boesch Boot habe ich mit dem Hänger in die Lagune von Grado gebracht und meine Harley Davidson ist nach einer schönen Tour über die Alpen ebenfalls vor Ort. Während unseres Urlaubs hatten wir immer wieder Besuch von Freunden und Familie und unternahmen mit den Booten Trips und Tagesausflüge in die Lagune und nach Istrien in der oberen Adria. Die Stadt Grado mit 8054 Einwohnern liegt an der Nordküste der Adria auf einer Küstendüne am äußersten Ende des Golfs von Venedig. Die Insel von Grado wird auch Sonneninsel oder Goldinsel genannt. Sie liegt am Rande der Lagune von Grado und ist mit dem Festland im Norden durch eine vier Kilometer lange Dammstraße und im Nordosten durch eine Straßenbrücke der Via Monfalcone über den Canale Primero verbunden. Grado ist auch Namensgeber der sie umgebenden Lagune. Die 12.000 Hektar große Laguna di Grado liegt östlich der Laguna di Marano. Die Tier- und Pflanzenwelt ist hier sehr üppig; allein über 150 verschiedene Vogelarten sind hier beheimatet. Viele Zugvögel machen im Frühling und Herbst Rast in der Lagune. Auch die Vielfalt der verschiedenen Muschel- und Fischarten ist groß. Eine der größten der mehreren hundert Inseln der Lagune heißt Barbana. Auf ihr steht die Wallfahrtskirche mit der Statue der Madonna mit dem Kinde, zu der die Fischer von Grado alljährlich am ersten Sonntag im Juli eine Wallfahrt veranstalten, die sogenannte Perdon de Barbana. Auf mehreren Inseln in der Lagune befinden sich Restaurants, viele der kleineren Inseln sind in Privatbesitz. Auf diesen stehen die sogenannten Casoni, kleine reetgedeckte Häuser, in denen hauptsächlich Fischer temporär wohnen. Manche der Casoni dienen den Besitzern als Wochenendhäuser.

Mit dabei
  • Carolina, Larissa, Paul und Michael Kamm, Nina, Christina, Patrick & Herbert Vogl, Elke & Hanspeter Quodt, Ria & Willy Fahrngruber

Grado wurde vermutlich im 2. Jahrhundert v. Chr. als Seehafen der Stadt Aquileia gegründet und trug den Namen Ad Aquas Gradatas. Der Militärhafen unterstand der römischen Flottenbasis Classis in Ravenna. Schon nach dem germanischen Einfall nach Norditalien während der Markomannenkriege (170 n. Chr.) wurde ein römisches Militärlager angelegt.

Zwischen Aquileia und Ravenna bestand ein ganzjähriger Handel, der über die Lagunenkette von Grado, Marano, Caorle, Venedig und Comacchio abgewickelt wurde. Nach dem Zerfall des Römischen Reiches gehörte Grado zum byzantinischen Venedig. Nach 568 erwählte der Erzbischof und spätere Patriarch Grado zum endgültigen Sitz, wobei dieser im 12. Jahrhundert nach San Silvestro in Venedig transferiert wurde.

Zwischen 575 und 1131 residierten in Grado eigene Patriarchen, bis das Patriarchat von Venedig gegründet wurde. Über einige Jahrhunderte hindurch wurde Grado von Seeräubern und Nachbarn überfallen und geplündert, doch blieben die frühchristlichen Kirchen Sant’Eufemia, Santa Maria delle Grazie und das Baptisterium San Giovanni Battista als wertvollster Schatz erhalten. Mit dem Frieden von Campo Formio 1797 und erneut ab 1815 gehörte Grado zum habsburgischen Kaisertum und ab 1815 auch zum Deutschen Bund

Im Jahr 1854 wurden für Badegäste die ersten Umkleide- und Badekabinen aufgestellt. 1873 wurde das Seehospiz errichtet, das auch Kindern der ärmeren Bevölkerung zur Verfügung stand. Der Wellenbrecher Diga zum Schutz der Anlagen wurde 1885 fertiggestellt. 1892 kam es unter Kaiser Franz Joseph I. per Erlass zur Gründung der „Kur- und Badeanstalt Grado“, und der Fischerort wurde zum kaiserlich-königlichen Seebad Grado ausgebaut. 1896 entstand mit dem Fonzari das erste größere Hotel der Stadt. 1903 übersiedelte das Wiener Künstler-Ehepaar Emma und Josef Maria Auchentaller nach Grado, wo es auf dem Areal der 1902 abgerissenen napoleonischen Wehranlage ihre Pension Fortino baute und mit professionellem Tourismusmarketing das Wiener Bürgertum anlockte. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges war die Zeit der österreichischen Riviera vorbei. Die Gemeinde war bis zum Ende des Ersten Weltkriegs Teil der Grafschaft Görz und Gradisca, wobei sie dem Gerichtsbezirk Cervignano unterstellt war, der wiederum Teil des Bezirks Monfalcone war. Im Mai 1915 wurde Grado nach strategischem Rückzug der k. u. k.-Truppen hinter den Isonzo von Italien besetzt. Nach kurzer Rückeroberung im Jahre 1917 wurde es in den Friedensverhandlungen von St. Germain (1919) endgültig Italien zugesprochen. Seither gehörte es zur Provinz Gorizia, die 2017 aufgelöst wurde. In den 1920er Jahren setzte bereits wieder reger touristischer Zustrom aus Mitteleuropa ein, der durch den Zweiten Weltkrieg abermals ein jähes Ende fand.

Mit dem Bau der 5 km langen Dammstraße nach Norden im Jahr 1936 wurde das straßenverkehrstechnische Inseldasein beendet. Die dadurch unrentable Eisenbahnstrecke nach Cervignano wurde 1937 stillgelegt. 1966 wurde die zweite Brücke Richtung Osten errichtet. Heute leben die Einwohner vorwiegend von der Seefischerei und vom Tourismus, der seit den 1960er Jahren floriert. Grado ist ein Kurort mit einem Thermalbad sowie einem Kurzentrum im Stadtteil Città Giardino. Aus Mitteln der italienischen Regierung wurde die Innenstadt in eine Fußgängerzone umgewandelt. Der Gradeser Hafen Porto Mandracchio wird hauptsächlich von Fischern genutzt. Die östliche Seite des Hafens ist den Einheimischen vorbehalten, deren Segelboote dort liegen, die westliche Seite wird ausschließlich von Gastbooten benutzt. In Grado bestehen mehr als 30 Hotels, vier Campingplätze und etwa 50 Restaurants und Kneipen. Es existiert ein 18-Loch-Golfplatz, ein Tennis- und ein Segelclub. In Grado wird eine Variante des Venetischen gesprochen, der sogenannte Gradeser Dialekt.

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