Boomtown Frankfurt am Main – Bankentürme & Wolkenkratzer im Äppelwoi Stresstest – Besuch bei Caro in Sachsenhausen – 1988
Nachdem ich Ende Januar den Arbeitsvertrag für meinen Anfang April beginnenden neuen Job bei North Sails auf der Messe Boot in Düsseldorf unterschrieben hatte, nehme ich meine mir verbliebenen fünfzehn Arthur Andersen Resturlaubstage und verbringe zwei Wochen mit Carolina in unserer ebenfalls gerade erst neu beginnenden Beziehung. Ich fahre von München mit dem Auto nach Frankfurt, um dort mit Carolina abends auszugehen und am kommenden Tag zum Musical "König der Löwen" nach Stuttgart und via Schwäbische Alb und München zum Skifahren nach Obertauern zu reisen. Frankfurt entwickelte sich damals so langsam in die richtige Richtung. Anfang der 70er Jahre liessen sich mehr und mehr Banken in Frankfurt nieder, die Stadt ändert ihr Gesicht. Zwischen alten Villen schießen Bürohäuser in die Höhe, Frankfurt wird zu „Mainhattan“. Die Entwicklung zu einem international führenden Bankenzentrum stößt allerdings nicht überall auf Begeisterung. Studentische Gruppen üben vielmehr Kritik an der kapitalistischen Wirtschaftsordnung. Sie wehren sich gegen eine Stadtplanung, die den Banken immer mehr Platz einräumt. Bodenspekulanten lassen zudem Häuser verfallen, um billig an den nötigen Baugrund zu gelangen. Es kommt zu Hausbesetzungen, Demonstrationen und Straßenschlachten mit der Polizei. Die Deutsche Bundesbank, die ehemalige Bank Deutscher Länder hat den guten Ruf der D-Mark begründet. Durch ihre Stabilitätspolitik entwickelte sich die D-Mark zu einer inoffiziellen Leitwährung in Europa. Mit der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion übernimmt die DDR ab dem 1. Juli 1990 große Teile der Wirtschafts- und Rechtsordnung der BRD. Nun gilt nur noch die D-Mark als Zahlungsmittel im bald wieder vereinten Deutschland. Löhne, Gehälter, Renten, Mieten und andere „wiederkehrende Zahlungen“ werden 1:1 umgestellt. Im Verlauf der 90er Jahre erlebt Frankfurt als Finanzplatz eine regelrechte Euphorie: Aktienboom und Neuer Markt bescheren den Banken gute Geschäfte, den Boom bezeugen immer höhere Wolkenkratzer im Bankenviertel. 1994 fällt die Entscheidung – trotz starker europäischer Konkurrenz – in Frankfurt die Europäische Zentralbank (EZB) anzusiedeln.
- Carolina Neeb und Michael Kamm
Der Römer ist seit dem 15. Jahrhundert das Rathaus der Stadt Frankfurt am Main und mit seiner charakteristischen Treppengiebelfassade eines ihrer Wahrzeichen. Er ist als Zentrum der Stadtpolitik Sitz der Stadtvertreter und des Oberbürgermeisters. Das mittlere der ursprünglich drei eigenständigen Gebäude am Römerberg ist das eigentliche Haus zum Römer. Unter „Römer“ wird schon seit Jahrhunderten der gesamte Rathauskomplex verstanden.
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