Das Filmfestival in Venedig beginnt und der rote Teppich bleibt leer – 2023
Das Festival in Venedig soll beweisen, dass das Kino lebt, trotz Streik in Hollywood. Doch ohne das übliche Aufgebot an Weltstars könnte das schwierig werden. An diesem Mittwoch beginnen die Filmfestspiele von Venedig, es sind die achtzigsten, wobei ich mich noch gut an unseren Besuch der 57. Festspiele erinnere. Einstweilen schickt sich das Festival an zu beweisen, dass das Kino noch intakt ist, auch in den USA. Die Amerikaner sind, weil sich das Festival im Laufe der vergangenen zwanzig Jahre eine Sonderstellung als Startrampe fürs Oscar-Rennen geschaffen hat, immer besonders stark am Lido vertreten. Das wird auch in diesem Jahr so sein, auch wenn auf den letzten Metern der Eröffnungsfilm ausgetauscht werden musste: Luca Guadagninos "Challengers", ein Tennis-Liebesdrama mit Zendaya in der Hauptrolle, musste durch den weit weniger glamourösen italienischen Weltkriegsfilm "Comandante" von Edoardo De Angelis ersetzt werden. Denn in den USA streiken ja die Schauspieler - aus Angst, dass immer weniger Leute für immer geringere Gagen gebraucht werden. Und weil Zendaya deswegen keine Werbung für den Film machen darf, wurde das ganze Projekt aufs nächste Jahr verlegt. Trotzdem würde ein Festival, dass nicht noch ein bisschen mehr Glamour und Stars zu bieten hat, wohl auf wenig öffentliches Interesse stoßen. In Venedig sind viele Filme im Programm, die amerikanisch sind oder in denen amerikanische Stars mitspielen, weil der Glamour Teil des ganzen Gebildes Festival ist: Die Schaulustigen spülen Geld in die Kassen der Städte, die große Filmfeste finanzieren, die Filmfirmen lieben die großen Filmfeste, weil sie auf Aufmerksamkeit hoffen, die ihre Filme bekannter macht - aber das alles funktioniert nur, wenn auch tatsächlich alle Bausteine dieses Gebildes vorhanden sind. Im Wettbewerb von Venedig wird deswegen Bradley Cooper als Leonard Bernstein in seinem selbst inszenierten "Maestro" zu sehen sein, und Michael Manns Biopic "Ferrari" mit Adam Driver als Enzo und Penélope Cruz; David Finchers "The Killer" mit Michael Fassbender als Auftragsmörder, der plötzlich ein Gewissen entwickelt, und Sofia Coppola wird für ihren Spielfilm "Priscilla" mit der echten Elvis-Witwe Priscilla Beaulieu Presley anreisen, von deren Leben sie erzählt.
- Eva & Werner Conrad
Penélope Cruz Sánchez ist eine spanische Schauspielerin und Oscar-Preisträgerin und wurde am 28. April 1974 in Alcobendas geboren. Sie ist Tochter des Automechanikers Eduardo Cruz und der Friseurin Encarnación Sánchez, einer Friseurin und hat zwei jüngere Geschwister. Mónica ist ebenfalls Schauspielerin und Eduardo ein in Spanien bekannten Sänger. Anfang Juli 2010 heiratete sie ihren Schauspielkollegen Javier Bardem, wobei aus der Ehe ein Sohn (* 2011) und eine Tochter (* 2013) hervorgingen
Dr. Werner Conrad, unser Fachmann vor Ort in Venedig, berichtet von seinen Begegnungen mit den Schönen und Berühmten der Welt. Hier am Tisch mit Anal und George ... das ist doch einen Beitrag wert
Der Streik, der für die Autoren im Mai und die Schauspieler im Juni begonnen hat, zeigt durchaus Auswirkungen. Viele Filmstarts wurden schon verschoben, Serien werden nicht mehr weitergedreht, und auch in Europa ist zu spüren, dass schon jetzt viel weniger neue Filme entstehen: Das Filmstudio Babelsberg liegt zwar in Potsdam und nicht in Hollywood - trotzdem werden dort die Mitarbeiter von September an in Kurzarbeit gehen. Das Kino und Filmkunstfestivals sind ohne Großkonzerne nicht mehr denkbar. Die amerikanische Schauspieler-Gewerkschaft, SAG-AFTRA, hat aber dennoch dafür gesorgt, dass es beim Festival in Venedig Stars geben wird. Das ist Teil der Strategie. Diese Strategie soll also zeigen, dass es ein Kino ohne Großkonzerne gibt - und darin steckt die bittere Erkenntnis, dass es nicht mal mehr Festivals ohne Großkonzerne gibt, obwohl die sich doch der Filmkunst verschrieben haben. Das rührt an ein Grundproblem, das eben gar nicht so viel mit den großen Festivals in Cannes, Berlin oder Venedig zu tun hat, sondern mit dem normalen Betrieb: Das Kino wurde, wie der Rest der Welt ja auch, von einer wachsenden Ungleichheit erfasst. Einerseits spielen Kassenknüller wie "Barbie" gleich rekordverdächtige Milliarden ein und werden von vielen Millionen Zuschauern angesehen. Andererseits sind aber die Zuschauerzahlen in den Kinos gar nicht gewachsen, in vielen Ländern gar gesunken, in Deutschland von mehr als 170 Millionen Besuchern im Jahr 2001 auf etwas mehr als 74 Millionen 2022. Das sind schon im Durchschnitt drastisch weniger Zuschauer, und sie konzentrieren sich auf die besonders erfolgreichen Filme. Im Filmjahr 2022 waren die zehn erfolgreichsten Filme in den deutschen Kinos allesamt amerikanische Blockbuster, und von der "Avatar"-Fortsetzung angefangen bis zu "The Batman" war kein einziger Solitär dabei. Alle waren Teil einer Reihe oder Fortsetzungen. Der Sieger "Avatar - The Way of Water" hatte im vergangenen Jahr zehn Millionen Zuschauer - das wäre auch 2001 schon ein beachtliches Ergebnis gewesen und hätte für einen der Spitzenplätze gereicht. Diese Entwicklung wird kein Streik aufhalten können und schon gar kein Festival. Das können nur die Zuschauer, wenn sie ihre Gunst ein wenig gleichmäßiger verteilen. Oder einfach viel öfter ins Kino gehen.
Verschobene Filmstarts, unterbrochene Dreharbeiten - der Streik ist spürbar. Es geht um viel in diesem Streik - denn die Schauspieler verlangen nicht nur mehr Geld, nicht für Leute wie Bradley Cooper, sondern für die ungezählten anderen Schauspieler, die man gelegentlich mal in Filmen wahrgenommen hat, die aber keineswegs Millionengagen einstreichen. Und es geht um den Einsatz künstlicher Intelligenz. Sowohl bei den Drehbüchern - deren Autoren streiken ebenfalls - als auch bei den ganzen kleineren Rollen, befürchten viele in der Branche, könnte der Einsatz von künstlicher Intelligenz sehr schnell dazu führen, dass Filme künftig mit viel weniger Personal gedreht werden. Wir selber sind noch reell und werden uns überlegen, ob wir in den kommenden Tagen von Gardone nach Venedig fahren, um in die Film-Szene einzutauchen.
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