Das Parthenon der Bücher – Stop Over in Kassel – 2017
Die Documenta 14 eröffnet in Kassel, und diesmal bin auch ich dabei. Endlich habe ich es nach Kassel geschafft, da ich am Abend zuvor auf der Feier zu Wolf Mangs 60. Geburtstag in Offenbach gewesen bin und von dort aus mit dem Auto zurück in meine damalige berufliche Heimat in Großburgwedel bei Hannover unterwegs war. Nur alle fünf Jahre wird Kassel für 100 Tage zum Mekka für Fans zeitgenössischer Kunst. Die Documenta 14 lockt noch bis September wieder hunderttausende Besucher nach Nordhessen. Das Wahrzeichen der Documenta 14 ist das „Parthenon der Bücher“ der argentinischen Künstlerin Marta Minujin mitten auf dem Friedrichsplatz im Herzen der Stadt – genau dort, wo im Jahr 1933 noch Bücher verbrannt wurden. Das 65 Meter lange Monument ist eine Nachbildung der Akropolis in Athen und nicht zu übersehen. Das Besondere an diesem Bauwerk: Sein Metallgerüst ist mit verbotenen Büchern, die alle gespendet worden sind verkleidet. Rund 40.000 Bände sind dabei bereits in Folie eingewickelt und verbaut, bis zum Ende der Ausstellung sollen es 100.000 werden und alle Säulen verdeckt sein. Man kann ein eigenes Buch mitbringen und in die Box vor dem Tempel einwerfen. Einzige Voraussetzung: Es muss irgendwo auf der Welt zensiert gewesen sein. Brecht und Mann sind hier neben Goethe und Schiller zu finden, aber auch Bände von Mickey Mouse, die in der DDR verboten waren. Wie das „Parthenon der Bücher“ sind viele der über die Innenstadt verteilten Außenkunstwerke frei zugänglich und können auch ohne Eintrittskarte zur Ausstellung besichtigt werden. Die meiste Aufregung hat bisher aber das Kunstwerk „Expiration Movement“ des Künstlers Daniel Knorr verursacht. Seit der Eröffnung der Documenta an ihrem zweiten Standort in Athen Anfang April lässt er Rauch aus dem Zwehrenturm am Fridericianum aufsteigen und hat damit bereits für einige besorgte Anrufe bei der Kasseler Feuerwehr gesorgt. Aber keine Sorge: Auch das ist Kunst, wie so vieles derzeit in Kassel.
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