DDR Gage für Udo Jürgens & Instrument der Beatles – Blüthner Jubiläumsflügel in Murnau – 1995
In der letzten Septemberwoche wurde aus Anlaß des Schulstarts von Larissa der wunderbare Blüthner Jubiläums Flügel für Larissa geliefert, den Carolina und ich im Musikhaus Schwinghammer in Weilheim gekauft hatten. Larissa wurde mit dem neuen Instrument eine gute Klavierspielerin und hatte auch eigene Auftritte. Die Pianofortefabrik Blüthner ist ein Hersteller von Pianos und Flügeln aus Großpösna bei Leipzig. Das Familienunternehmen ist einer der ältesten Klavierproduzenten der Welt. Leipzig war neben Paris, London und Wien eine der tragenden Säulen der europäischen Musikkultur. Neben dem kulturellen Erbe der Stadt war Leipzig auch ein bedeutender Handelsplatz mit überregionalen Kontakten und einem wohlhabenden Bürgertum. Julius Ferdinand Blüthner gründete deshalb am 7. November 1853 in der Weststadt Leipzigs sein Unternehmen. Seinen ersten Flügel verkaufte Blüthner im Frühjahr 1854. Die Instrumente erlangten ab 1855 Aufmerksamkeit bei Pianisten und Institutionen; die Verkaufszahlen stiegen an. Auf Weltausstellungen erlangte Blüthners Betrieb weitere Bekanntheit. Insgesamt gewann Blüthner bis 1903 neben zahlreichen anderen Preisen und Auszeichnungen auf zwölf Weltausstellungen Preise. Die steigende Nachfrage nach Instrumenten zog eine weitere Expansion nach sich. So wurde 1870 eine zweite Fabrik gebaut und mit Dampfmaschinen ausgestattet. 1872 baute er eine dritte Fabrik im Anschluss an die erste, und es wurden weitere 170 Arbeiter eingestellt. In London wurde 1876 eine Verkaufsniederlassung gegründet, die Instrumente in England und in den englischen Kolonien verkaufte. Blüthner hatte bereits zuvor mit dem Aufbau eines weltumfassenden Vertriebsnetzes begonnen. Um 1877 folgten weitere Erweiterungen der Fabrik. Die Fabrikanlage umfasste nun ein ganzes Straßenviertel. Nach zwanzig Jahren beschäftigte Blüthner über achthundert Mitarbeiter. 1878 wurde eine Ausstellungshalle für das Publikum eingerichtet. 1890 wurde wiederum ein neues Fabrikgelände errichtet, das für 230 Arbeiter Platz bot. Die ständigen Erweiterungen der Fabrikanlagen machten Blüthner zu einer der größten Klaviermanufakturen Europas. Insgesamt gab es bauliche Erweiterungen von bis zu 55.000 Quadratmetern. Die Jahresproduktion stieg bis zum Jahre 1903 auf 3000 Stück. Neben Blüthner waren nun auch die Klavierfabriken Feurich, Hupfeld, Schimmel, Gebr. Zimmermann in Leipzig ansässig. Blüthner belieferte verschiedene Adelshöfe. Ebenso besaßen die Komponisten Claude Debussy, Max Reger, Gustav Mahler, Franz Liszt, Richard Wagner, Pjotr Tschaikowski, Carl Orff, Dmitri Schostakowitsch und Andrew Lloyd Webber einen Flügel der Firma. Auch die Solisten Claudio Arrau, Ferruccio Busoni, Karlrobert Kreiten, Arthur Rubinstein, Wilhelm Kempff und Oleg Maisenberg gehörten zu den Kunden. Udo Jürgens bekam einen Flügel als Gage für Auftritte in der DDR. Die Beatles spielten ihr Lied Let It Be auf einem Blüthner-Flügel ein. Im Film Let It Be ist mehrfach zu sehen, wie dieser von Paul McCartney gespielt wird. Ebenso das Lied The Long and Winding Road ist auf einem Blüthner-Flügel eingespielt. Auch im Film Iron Man ist ein Blüthner-Flügel zu sehen. Für den Zeppelin Hindenburg wurde ein extraleichter Flügel aus Aluminium angefertigt. Dieser wog rund 180 kg und war mit gelbem Schweinsleder überzogen. Zum 50-jährigen Firmenjubiläum (1903) hat Blüthner besonders prächtige Jubiläumsflügel angeboten, die sich durch sehr aufwendig gestaltete und teilweise blattvergoldete Gussrahmen hervorgetan haben. Diese Jubiläumsflügel wurden in der Zeit von 1895 bis ca. 1912 angeboten.
- Larissa, Carolina & Michael Kamm
Stolz wie Bolle ... die junge Dame sieht sich vor ihrem Flügel bereits als erfolgreiche Konzertpianistin
Im Zweiten Weltkrieg brannte die Firma nach einem Bombenangriff 1943 bis auf die Grundmauern ab und mit ihr so gut wie alle Überlieferungen und die besonderen Instrumente. Nach dem Krieg begann der Wiederaufbau der Produktion. 1948 kamen die ersten Flügel auf den Markt. Jedoch wurden die Möglichkeiten einer Einflussnahme der Familie Blüthner durch die Verstaatlichung stark eingeschränkt. Im Jahre 1953 war die Nachfrage wieder so groß, dass die Kapazitäten des verschiedene Flügel- und Pianino-Modelle anbietenden Betriebes in der Leipziger Friedrich-Ebert-Straße 69 nicht mehr ausreichten. Ein Neubau für 100 Arbeiter wurde errichtet und 1970 eingeweiht. 1972 wurde der Betrieb verstaatlicht und firmierte nun unter dem Namen VEB Blüthner Pianos. 1978 wurde die Produktionszahl 144.000 erreicht. Nach dem Ende der DDR ging das Unternehmen wieder ins Eigentum der Familie Blüthner zurück. 1990 begann das Unternehmen, alte Kontakte wieder zu beleben und neue Beziehungen zu knüpfen. Vertriebsfirmen in den USA sowie in anderen Ländern wurden gegründet. Mit der besseren Marktposition und der wachsenden Nachfrage erfolgte 1996 der Bau einer neuen Produktionshalle im Gewerbegebiet Störmthal bei Leipzig. Im Jahr 2003 feierte die Familie Blüthner das 150-Jahr-Jubiläum mit einem Festakt in Leipzig. Seit Beginn der Produktion 1853 waren mehr als 150.000 Instrumente mit dem Namen Blüthner gefertigt worden.
Im Oktober 2007 eröffnete die Julius Blüthner Pianofortefabrik neben Zentren in London, Moskau, Tokyo, Shanghai eines in Wien. Zwei Jahre später übernahm Blüthner die insolvente Pianofortefabrik Leipzig GmbH & Co. KG, die alte Pianounion. Die Firma erwirtschaftet heute etwa 90 % ihres Umsatzes im Ausland. Sie weist eine Eigenkapitalquote von 85 % auf.
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