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Denkmäler in der Kaiserstrasse – Austausch mit Hans-Jörg Seeberger von Goldpfeil in Offenbach – 2005

Von Di., 26. Juli 2005 bis Mi., 27. Juli 2005

Zu Aigner Zeiten war ich immer an Wachstum interessiert - ob organisch in neuen Märkten oder anorganisch in der Heimat. So verabrede ich mich mit dem quirligen Selfmade-Millionär Hans-Jörg Seeberger, den es vor 38 Jahren nach Asien zog und der mittlerweile sein schmuckes Büro in Hongkong mit einem antiquierten Industriekontor an der Offenbacher Kaiserstraße getauscht hat. Und der hier eine mehr als 146 Jahre alte Tradition beendet. Vier Jahre ist es her, dass Seeberger den Offenbacher Lederwarenhersteller Goldpfeil übernahm. Jetzt zieht er die Reißleine ­und schließt die Produktion. Der Traditionshersteller Goldpfeil war einmal ein Branchenriese, beschäftigte weltweit über 45.000 Mitarbeiter und war natürlich auch einer der wichtigsten Arbeitgeber in Offenbach. Goldpfeil fungierte zuletzt neben Comtesse als Luxusmarke für hochwertige Taschen und Lederaccessoires. Erst seit kurzem sind die Aktentaschen und Damentaschen mit dem goldenen Pfeil wieder im Gespräch und bei Kennern heißbegehrt. Von 1911-13 ließ sich die Lederwarenfirma Ludwig Krumm nach Plänen des Architekten Philipp Forster von der Frankfurter Betonbau-Gesellschaft einen neuen Verwaltungs-, Lager- und Produktionsbau errichten. Mit sieben Geschossen war es bis in die frühen 1950er Jahre das höchste Gebäude der Stadt. Die im Stil des barocken Späthistorismus gestaltete Sandsteinfassade zeigte das Selbstbewusstsein der Inhaber, die den 1856 gegründeten Betrieb zum bedeutendsten Portefeuille-Exporteur Offenbachs gemacht hatten. 
Von den im letzten Jahrtausend tätigen 1.000 Beschäftigten waren rund zwei Drittel in Heimarbeit tätig. 1928 fusionierte das 1920 in eine Aktiengesellschaft umgewandelte Unternehmen mit dem der Gebrüder Langhardt. Die hochwertigen Taschen und Kleinlederwaren wurden nun unter dem Markennamen „Goldpfeil“ vermarktet. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg blieb das Unternehmen erfolgreich. Während meiner Neubeurer Internatszeit in Neubeuern teilte ich mir für einige Zeit auch das Zimmer mit Stephan Krumm, einem der beiden Söhne des damaligen Eigentümers, dessen 450 SEL 6.9 Mercedes ich damals ganz cool fand. In den 1990er Jahren geriet Goldpfeil in die Krise und wurde mehr und mehr zerschlagen, bis dann unter Herrn Seeberger die Insolvenz eintrat. Ich liess damals auch die Finger von der Marke. Sybille Schön, die damalige Leiterin von Goldpfeil in Offenbach - die ich im Rahmen meines Trips nach Offenbach auch besuchte - wurde nach meiner eigenen Kündigung bei Aigner meine Nachfolgerin in der Marbachstrasse in Sendling. Das Krummsche Goldpfeil Gebäude in der Offenbacher Kaiserstrasse steht heute unter Denkmalschutz.

Mit dabei
  • Hans-Jörg Seeberger, Stephan Krumm, Meggy & Ingo Kaiser sowie Michael Kamm

Die Kaiserstraße ist die neben der Frankfurter Straße wichtigste Verkehrs- und Geschäftsstraße in der Offenbacher Innenstadt und die Hauptachse der westlich des alten Stadtkerns gelegenen gründerzeitlichen Stadterweiterung Offenbachs. Nach der Art eines großstädtischen Boulevards führt sie vom Hauptbahnhof bis zum Mainufer. Dort setzt sich die Straße mit der Carl-Ulrich-Brücke nach Frankfurt-Fechenheim fort. Die Einkaufsstraße Frankfurter Straße, ist nach Osten als Fußgängerzone ausgewiesen, wobei der westliche Abschnitt am Ledermuseum und Dreieich-Park bis zur Stadtgrenze Oberrad führt.

Unser Freund Ingo Kaiser residierte als langjähriger Goldpfeil Vorstand auch in "seiner" Kaiserstrasse. Später gründete er Bogner Leder und betreibt heute mit seiner Lebensgefährtin Meggie die eigene Marke Meggy-K-Munich

Fehler entdeckt, Änderungen & Ergänzungen gewünscht sowie eigene Photos zur Vervollständigung verfügbar? Bitte gerne per Mail an Michael@Kamm.info.