Europas Endemischer Blumengarten – Bike Trip um den Monte Baldo – 2021
Seit längerem hatte ich mir vorgenommen eine Motorradtour um das Monte Baldo Massiv am Ostufer des Gardasees zu unternehmen. Im Sommer 2019 hattte ich von einem erfahrenen Tourenfahrer gehört, dass es mit der Monte Baldo Höhenstrasse eine spektakuläre Motorrad Strecke zwischen dem Gardasee und dem Etschtal gäbe, und so war ich sehr interessiert diese einmal zu befahren. Die Strasse führt ab Caprino Veronese im Süden bis Mori im Norden komplett entlang des beeindruckenden und 40 Kilometer langen Massivs des Monte Baldo und dabei vorwiegend durch hochalpines Gelände. Anfang August wählte ich einen Tag bei gutem, jedoch nicht zu heissen Wetter sowie ausreichend freier Zeit den Trip anzugehen. Dann setzte ich meinen Plan in die Tat um und nutzte mit der Triumph die Fähre von Toscolano nach Torri, um von dort aus auf die Straße zu gehen. Zwar ging ich durch die bergige Strecke bereits von circa 60 Kilometer Distanz aus ... es wurden jedoch durch die zahlreichen Serpentinen mehr als 100 Kilometer und ich hatte im letzten Drittel Glück, daß es ab dem Peak dann 30 Kilometer lang nur Berg ab ging, sonst hätte mein Sprit nie gereicht. Tankstellen waren natürlich keine da oben am Berg und durch die einsame Fahrt war auch hilfreicher "Sprit" Verkehr durch andere Menschen Mangelware. So steuerte ich die erste mögliche Tankstelle - AGIP in Nago - an, füllte wieder auf und war gegen 18:45 Uhr und damit nach knapp 3 1/2 Stunden reiner Fahrtzeit wieder in Gardone-Riviera zurück. Die letzten 40 Kilometer führten dabei über die Traumstrasse "Gardesana" und durch deren viele Tunnels ... kein Highlight für einen Biker, jedoch war ich für meine ursprünglich geplante Alternativroute über den Lago di Ledro und den Lago Valvestino schon zu spät dran ... Ette und Anna-Lena warteten in der Via Panoramica mit dem Abendessen
- Michael Kamm

Hinter dem Hauptkamm des Monte Baldo entdeckt man am Ostufer eine andere Welt, die mit dem uns bekannten Gardasee am Westufer wenig gemein hat .... zahlreiche Almen und Hunderte von Kühen

Schon auf der Fähre nach Torre wurde mein englisches Triumph Modell von einer Familie aus den britischen Midlands bewundert

Die Monte Baldo Höhenstrasse musste ambitioniert angegangen werden; mein professionelles Biker Navi kommunizierte mehr als 2.300 Höhenmeter und circa 1.800 Kurven



Die Fähre von Maderno-Toscolano nach Torri del Benaco war bis auf den letzten Platz gefüllt; die One Way Fahrt kostet für die Kombination "Motorrad & Fahrer" insgesamt 10,70 Euro



Von Torri del Benaco aus geht es auf einer recht hübschen und engen Strasse mit jeder Menge Serpentinen durch eine ansprechende Wohngegend mit vielen beeindruckenden neuen Villen in den entzückenden kleinen Ort Albisano und von dort aus weiter nach San Zeno di Montagna - dem Balkon des Gardasee

Hinter den Hügeln von San Zeno befindet sich auch ein vermeintliches Ziel der Begierde von Shopping Queens ... dieser Ort hat jedoch mit der italienischen Luxus Marke nichts zu tun


Spiazzi liegt direkt an der Strecke und ist der letzte Ort, bevor es in die Einsamkeit der Berge geht

Einen knappen Kilometer hinter Spiazzi geht es an diesem Hotel rechts ab zur bekannten Wallfahrtskirche Madonna della Corona, zu der wir im Jahr 2019 schon einmal einen Vespa Ausflug unternommen haben


Der Monte Baldo ist der gewaltigste Bergkamm der Gardaseeberge und bildet zugleich die östliche Begrenzung des Sees. Dieses knapp 40 Kilometer lange Massiv trennt den Gardasee vom Etschtal und ist eine Wanderwelt für sich; er ist von allen Seiten zugänglich, wobei die Höhendifferenz zwischen dem Gardasee und dem Gipfelkamm enorm ist – denn sie beträgt über 2000 Meter.


Auf seiner Ostseite führt eine Panoramastraße – die Monte-Baldo-Höhenstraße – von Mori im Norden bis in Gipfelnähe auf über 1.400 Meter Höhe und endet in Caprino Veronese im Süden des Massivs. Zahllose markierte Wege und eine von Malcesine ausgehende Panorama-Seilbahn erschließen dieses Gebirge, das wegen seiner zahlreichen endemischen Blumen und Pflanzen auch gerne als »Blumengarten Europas« bezeichnet wird.



Der höchste Punkt der Strecke ist die Cima Valdritta, über die es aus einer mediterran geprägten Kulturlandschaft durch alle Vegetationszonen hinauf in die hochalpine Felslandschaft geht. Vom See aus ist bis hierher eine Höhendifferenz von 2000 Meter zu bewältigen. Zum Glück klingt die Strecke dann auf der anderern Seite auch wieder sanft aus.


Zum Teil öffnen sich grandiose Blicke vom Massiv auf die westliche Uferseite ... wie hier auf den am anderen Ufer des Sees liegenden Ort Limone


Am Nordende meiner Tour nähere ich mich allmählich wieder dem Etschtal und die Strecke führt über viele Kilometer nur noch bergab


Unten im Tal ist bereits die Provinzhauptstadt Rovereto zu sehen, deren Ausfahrt "Rovereto Sud" Annette und ich seit vielen Jahren benutzen, wenn wir von München kommend in Richtung Torbole und Riva zum See abbiegen

Der beliebte erste schöne Blick auf den Gardasee bietet sich auf der Straße von Nago bergab nach Torbole ... für die Schnappschüsse gibt es extra einen Parkplatz mit angeschlossenem Bar Betrieb
Die Strada Statale 45 bis oder Gardesana Occidentale ist eine italienische Staatsstraße, die die beiden Städte Rezzato und Trient miteinander verbindet und dabei von Salò bis Riva del Garda am Westufer des Gardasees entlangführt. Ursprünglich begann die Straße bereits in Cremona. Bekannt ist insbesondere der Streckenabschnitt zwischen Gargnano und Riva del Garda. Er wurde 1931 eröffnet und gilt noch heute als Meisterleistung der Straßenbaukunst. Ursprünglich befanden sich in diesem Streckenabschnitt über 70 Tunnel- und Galeriebauwerke. Die Notwendigkeit einer Straßenverbindung zwischen der westlichen Gardaseeregion und dem Trentino wurde schon 1845 erörtert, zu einem Zeitpunkt, da sowohl die Lombardei als auch das Veneto noch in habsburgischer Hand waren. Die von 1859 bis 1919 bestehende Grenzziehung bei Limone und die Animositäten zwischen Italien und der Donaumonarchie behinderten im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert allerdings den Aufbau eines grenzüberschreitenden Straßensystems. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs hatten sich die Grenzverhältnisse geändert und der italienischen Staat war aus militärischen Gründen sehr an der Erschließung des Gardaseeufers interessiert. Im Jahre 1928 wurde daher das „Consorzio Interprovinciale per la Strada Gargnano-Riva“ gegründet. Der Staat stellte eine 60-prozentige Subvention für die zu erwartenden Straßenbaukosten in Aussicht. Die Arbeiten wurden im Februar 1928 begonnen und konnten trotz der schwierigen Geländeverhältnisse im September 1931 abgeschlossen werden. Es waren zwölf Tote zu beklagen. Die feierliche Eröffnung fand schließlich am 18. Oktober 1931 statt. In der Zeit des Zweiten Weltkrieges dienten mehrere Tunnel- und Galeriebauwerke der Gardesana Occidentale als Rüstungsfabriken. So wurden dort ab Herbst 1943 bis zum Kriegsende 1945 sowohl Waffen als auch Ersatzteile und Flugzeugmotoren für die deutsche Kriegswirtschaft gebaut, Deckname Condor. Erst in den 1950er-Jahren entwickelte sich die Gardesana Occidentale durch den aufstrebenden Tourismus zu der bekannten „Traumstraße“. Aus Gründen der Verkehrssicherheit änderte man im Laufe ihres Bestehens die Straßenführung an einigen Abschnitten jedoch und einige kurze Tunnelbauwerke wurden durch wenige lange ersetzt. Diese teils sehr gut erhaltenen Straßenabschnitte sind heute weitgehend noch zu Fuß begehbar, oder – wie z. B. die Verbindungsstraße nach Campione – mit dem Fahrrad zu befahren.
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