Galoppierende Inflation, knappe Lebensmittel, keine Medikamente sowie tägliche Stromausfälle – Streikgründe in Sri Lanka – 1994
Die langen Jahre des Bürgerkriegs haben die soziale Lage der Bevölkerung an einen kritischen Punkt gebracht. Die Arbeitslosigkeit in Sri Lanka ist extrem hoch, ausländische Investoren meiden aus Risikogründen das Land und die hier bestehenden Firmen konnten es sich lange leisten die Situation dahingehend für sich zu nutzen, daß die Beschäftigten mit niedrigen Löhnen "ausgebeutet" werden. Obwohl wir mit North Sails als profitables Unternehmen weit überdurchschnittliche Gehälter bezahlten, bekommen auch wir die Spannungen deutlich zu spüren, da auch in der abgeschotteten Freihandelszone in Katunayake ständig gestreikt wird und rund um die Uhr Unruhe herrscht. Kurz vor unserem Verkauf an Klaus Jacobs besuche ich unser Management Team vor Ort, um sie über die weitere Entwicklung zu informieren. Zu dieser Zeit ist Christian Ewert der Managing Director vor Ort und lebt mit seiner Frau Sabine in Talahena auf der anderen Seite der Lagune von Negombo. Am Tag meines Rückflugs nach Europa erwischt es dann auch uns. Einige Lagermitarbeiter nehmen meinen Besuch im Unternehmen zum Anlass, um einen Streik zu beginnen und mich im Büro festzusetzen, um meine Abreise zu verhindern. Mit diesem Druckmittel wollen die angetrunkenen Kollegen höhere Löhne erzwingen. Unsere diplomatischen Vehandlungen bringen uns nicht weiter und wir informieren die Polizei, die kurze Zeit später auftaucht und mit Knüppeln für Ruhe sorgt. Brutale Sitten, die mich am vermeintlich sozialen System zweifeln lässt. Die folgenden Jahren wurden die Sitten immer rauher und ich war froh, nicht mehr dauerhaft hier leben und arbeiten zu müssen.
- Christian Ewert & Michael Kamm
Arbeiter aus den Freihandelszonen des Landes in Katunayake, Wathupitiwele und Koggala, nahmen am Streik teil. Die meisten Arbeiter in den Freihandelszonen sind sehr jung. Obwohl die Gewerkschaften den Streik auf einen einzigen Tag begrenzt hatten, war er eine mächtige und bedeutsame Intervention der Arbeiterklasse in die zunehmende politische und soziale Krise in Sri Lanka.
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