Geburtstag in der Münchner Lindwurmstrasse – Multi Kulti in der Ludwigvorstadt – 2011
Ende März sind Annette und ich zu einem Geburtstagsessen bei meiner Schwägerin Susanne in ihrer neuen Wohnung in der Lindwurmstrasse eingeladen. Sanne hat sich bei ihrer Münchner Bleibe für die Ludwigsvorstadt entschieden, die ein geschäftiger und ebenso vielfältiger Stadtteil ist. Täglich nutzen tausende Menschen den Hauptbahnhof, seien es Berufspendler, Ausflügler oder Touristen. Südlich des Bahnhofs hat sich seit den 1960er Jahren vor allem die türkisch-stämmige Gemeinschaft angesiedelt, mit etlichen Geschäften, Cafés, Restaurants und Kultureinrichtungen. Jedes Jahr ab Mitte September schließlich zieht es knapp sechs Millionen Menschen aus München und dem Rest der Welt auf die Wiesn zum Oktoberfest. Einen krassen Kontrast dazu bildet das Klinikviertel, mit den Universitätskliniken und zahlreich angegliederten Instituten: Während vor allem im Bahnhofsviertel besonders viel Verkehr und Trubel herrscht, ist der südlich angrenzende Klinikbereich verkehrsberuhigt. Auch das Wiesnviertel ist eher ruhig, wenn nicht gerade das Oktoberfest oder eine andere Großveranstaltung stattfinden. Beim Spazieren durch die Straßen fallen vor allem die gründerzeitlichen Bürohäuser auf. Mitte des 19. Jahrhunderts war der Stadtteil als repräsentatives Villen- und Mietshausviertel konzipiert worden. Kulturell gibt es mit verschiedenen Kinos und dem Deutschen Theater ein gutes Angebot im Viertel. Der optisch dominierende Mittelpunkt im Stadtteil ist die Bavaria mit der Ruhmeshalle. Ludwig Schwanthaler schuf diese Monumentalstatue. Die wacht, gekleidet in einem Bärenfell, in der Hand einen Eichenkranz, bewaffnet mit einem Schwert und neben ihr der Löwe als bayerisches Wappentier, über die Theresienwiese. Die 18 Meter hohe Statue, genau an der Grenze und eigentlich zugehörig zum Stadtteil Schwanthalerhöhe, ist aus 1560 Zentnern Erz gegossen, das aus untergegangenen Seeschlacht-Kanonen stammt. Die Bavaria kann von innen erklettert werden und bietet einen herrlichen Blick über die Stadt. Die Ruhmeshalle im Rücken der Bavaria, eine dreiflügelige dorische Säulenhalle aus Marmor, wurde 1843 bis 1853 von Leo von Klenze errichtet. In ihr sind die Büsten vorbildhafter Bayern ausgestellt. Der Stadtteil geht ursprünglich auf das Stadterweiterungsprogramm der bayerischen Könige zurück. Er sollte ein modernes und grünes Viertel werden, mit der Bavaria als optischem Höhepunkt. Die Bezeichnung Ludwigsvorstadt taucht zum ersten Mal 1804 auf, benannt nach dem Kronprinzen und späteren König Ludwig I., der im Oktober 1810 anlässlich der Hochzeit mit seiner Therese ein großes Fest auf der nach seiner Gattin benannten Theresienwiese feierte - der Ursprung des heutigen Oktoberfests. Mit dem Aufbau des Hauptbahnhofs und dem Ausbau der Klinik entstanden zwei neue Schwerpunkte. Der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg veränderte den Charakter des Stadtteils. Verwaltungsgebäude, Büros und Gastgewerbe verdrängten Wohnraum und Kleingewerbe. Das Bahnhofsviertel, im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört, wurde mit Geschäftshäusern und vor allem mit Hotels und Gaststätten wieder aufgebaut. Fast zwei Millionen Gäste übernachten dort jährlich. Zur Ludwigsvorstadt, die mit knapp 52 Tsd Einwohnern westlich der Altstadt gelegen ist, gehören der Hauptbahnhof, die Theresienwiese und das Innenstadtklinikum.
- Susanne Hoischen, Nani & Jürgen Schunda, Annette & Michael Kamm
Die St.-Paul-Kirche und damit der Vorstadtdom mit dem zweithöchsten Kirchturm Münchens, ist wie auch das Neue Rathaus am Marienplatz ein Werk der späten Neugotik. Die wohlhabenden Bewohnerinnen und Bewohner des Villenviertels nördlich der Theresienwiese finanzierten den Bau der Kirche mit. Zwischen 1892 und 1906 entstand die mächtige Basilika mit Zweiturmfassade und Kuppelturm.
Der Hauptbahnhof ist der wichtigste Verkehrsknotenpunkt in München: Alle S-Bahnlinien der Stammstrecke und vier U-Bahnlinien fahren den Hauptbahnhof an. Die Theresienwiese ist direkt über die U4 und U5 erreichbar. Über die U-Bahnlinien U3 und U6 ist auch der südöstliche Teil der Ludwigsvorstadt gut an den ÖPNV angeschlossen. Zudem queren mehrere Trambahn- und Buslinien das Viertel. An der Hackerbrücke in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof befindet sich zudem der 2009 eröffnete Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB), der wichtigste Münchner Knotenpunkt für den überregionalen und internationalen Busverkehr.
Der Umbau des alten Hauptbahnhofs ist mittlerweile in vollem Gang ... ich bin schon sehr gespannt, wie sich die Bahnhofsgegend nach der Renovierung entwickeln wird
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