Herrliches Licht im ursprünglichen Moos – Geburtstagsfeier von Ulrike Schall-Riaucour in Dachau – 1992
Meine Schwester Ulrike wird 30 und sie feiert ihren runden Geburtstag im damaligen Haus in Dachau, in dem auch ihr Ehemann Adam aufgewachsen ist. Zwar liegt das Anwesen an der stark befahrenen Münchner Strasse, jedoch ist es hinten raus durch den großen Garten dennoch idyllisch und ruhig. Dachau ist meines Erachtens als Stadt unterschätzt und wird zu schnell mit dem Dachauer Konzentrationslager in einem Satz genannt. Vielleicht nicht vielen bekannt ist die Künstlerkolonie Dachau. Das stimmungsvolle Moos mit seinen wechselnden Lichtverhältnissen bot der zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufkommenden Landschafts- und Freilichtmalerei eine Fülle lohnender Motive. Nicht zuletzt begünstigt durch seine Lage vor den Toren Münchens wurde Dachau zum beliebten Treffpunkt der Münchner Landschaftsmalerinnen und -maler. Anziehungspunkte waren die günstigeren Ateliermieten sowie eine überreiche Fülle an Motiven: malerische Stadtansichten, idyllische Dörfer wie Etzenhausen und Haimhausen im direkten Umfeld sowie die weitläufige ursprüngliche Mooslandschaft. Bereits ab 1805 kamen vereinzelt Künstler in den Ort, so zum Beispiel Carl Spitzweg, der ab 1850 für mehrere Jahre in Dachau weilte und sein berühmtes Bild 'Der Bücherwurm' im Schloss Dachau malte. Die Künstlerkolonie Dachau bildete sich dann ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Vor allem ab 1875 drängten bedeutende deutsche Maler in die Stadt, um sich hier von Menschen und Landschaft inspirieren zu lassen und sich mehrere Monate oder Jahre niederzulassen. Dies waren unter anderem Ludwig Dill, Adolf Hölzel und Arthur Langhammer, denen die Stadt teilweise günstige Wohnungen und Arbeitsräume zur Verfügung stellte. Dachau wurde nun deutschlandweit als Malerkolonie bekannt. Neben Worpswede stellt Dachau die bedeutendste Künstlerkolonie in Deutschland dar. Weitere Künstler die hier gearbeitet haben waren Max Liebermann, Lovis Corinth, Emil Nolde, Hermann Stockmann, Ignatius Taschner, Hans von Hayek, Carl Thiemann, August Pfaltz, Paula Wimmer, Walther Klemm. Sicher hat dies auch meine Schwester inspiriert künstlerisch tätig zu werden ... zumindest was die Organisation ihrer Geburtstagsfeier anging. Diese war extrem nett und lustig und es gab köstliches Essen und ausgezeichnete Getränke.
- Ulrike & Adam Schall-Riaucour, Carolina & Michael Kamm
Ab 1578 entstand auf dem Hügel der hübschen Dachauer Altstadt ein kleines Sommerschloss. Das Schloss rückte zu einem beliebten Landsitz des Münchener Hofes auf. Ab 1715 ließ Kurfürst Max Emanuel, der eine besondere Liebe für Dachau empfand, den Saaltrakt im barocken Stil umgestalten.
Das heutige Schloss stellt nur einen Teil der ursprünglichen Anlage dar, da drei von vier Flügeln unter der Napoleonischen Besatzung schweren Schaden genommen haben und abgerissen werden mussten. Stehen blieb nur der Südwestflügel, der frühere Tanzsaaltrakt, mit seiner prunkvollen Renaissance-Holzdecke, von wo aus man einen herrlichen Ausblick nach München und die bayerischen Alpen hat.
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