In Kollektion kommt alles anders – Sono arrivati nuovi modelli – Preview in Signa – 2005
Eine Fashion und Leder-Kollektion zu entwickeln ist ein heisser Ritt auf der Rasierklinge. Zu meinen Aigner Zeiten sollte sie international ausgerichtet sein, dem spirit of the times entsprechen, Begehrlichkeit entfachen und natürlich zum richtigen Zeitpunkt in den Showrooms und in der Folge in den Shops stehen. Die Kollektions-Inspiration lag ganz beim Creative Director, der sich mit Trends und Wünschen, von denen die Käufer zu diesem Zeitpunkt selbst noch gar nichts wussten, auseinandersetzte. Die Designer waren eigentlich im Himmel, denn sie konnten sich meist ganz ihren Vorstellungen hingeben und sich auch ein Stück verwirklichen. Heute haben nur noch sehr wenige Creative Zugang zu diesem Design-Himmel, denn Kollektionen werden überwiegend nach knallharten Kennzahlen entwickelt und es wird gekupfert was das Zeug hält. Die Timings waren immer supereng und die zahlreichen Lieferanten zu vernetzen glich dem Hüten eines Flohzirkus'. Johann Stockhammer und seine feuerrot-haarige Co-Designerin Madeleine Häse waren im Turbostress. Die Preview der ersten Modelle erfolgte step by step, um zur Not auch noch eingreifen zu können, sollte etwas in die falsche Richtung gehen. Wir hatten unsere Modeleria in Signa, 15 km westlich von Florenz. Keine Hochglanz-Manufaktur wie die der Branchen-Riesen Gucci und Prada, die alle im Bereich von Florenz angesiedelt waren. Eine kleine überschaubare Werkstatt, die Seele und vor allem eine gute Köchin hatte. Gegessen wurde stets gemeinsam. Chef der italienischen S.r.l war Leo Giovacchini. Ein Unikum und mit allen italienischen Wassern gewaschen. Er ließ sich nicht gerne in die Karten schauen und bemerkte oft süffisant, daß das Beste am deutsch/italienischen Verhältnis der Brenner sei. Der liegt nämlich dazwischen. Mit seinem Lieblingsspielzeug, einem kleinen roten Pferdchen aus Maranello, heizte er dann und wann nach München und musste danach oft die Dienste eines Verkehrsanwalts in Anspruch nehmen. Da hat auch das Aigner Hufeisen - bekanntlich ein Glückssymbol - nichts geholfen. Vielleicht lag es daran, daß es einfach verkehrt rum aufgehängt war...
- Johann Stockhammer, Madeleine Häse, Aigner Team in Signa
Das Hufeisen A war einfach omnipräsent - egal in welcher Form. Mal aus purem Metall, dann lederüberzogen. Ein klares Erkennungszeichen für Aigner Fans und die, die es werden wollten
In der Modeleria standen die Taschen ganz simpel auf Metall-Regalen. Im Showroom später natürlich im repräsentativen Rahmen. Wie immer wurde heiss diskutiert. Passt der Shopper noch in den vorgegebenen Kollektionsrahmenplan oder wird er gestrichen?
Die schwarze Shopping Bag mit Nieten war ein Favourite. Glanzgestossenes Kalbleder, mit Nieten veredelt. Simpel und edel
Ochsenblut-Rot oder auch als Aigner Antik-Rot bezeichnet war die DNA der Marke. Oft als altbacken verschrien, hat die Farbe jedoch viele Saisons überlebt und wird wohl nie out of fashion sein. Alles hat seine Zeit
Mal mit, mal ohne Shoulderstrap. Welche Länge darfs denn sein? Ein Riesen Thema, ganz besonders für unsere wichtige asiatische Kundin. Auch bei den Linien-Bezeichnungen, die sich Designer und Marketing-Abteilung ausdachten, gab es manchmal Verwirrung. Besonders wenn das Englische herangezogen wurde. So wurden wir darauf aufmerksam gemacht, daß eine "body bag" eigentlich ein Leichensack ist. Uups!
Oder einfach nur unter den Arm klemmen? Zu dieser Zeit waren noch wenig Verzierungen oder Anhänger an den Taschen, dieser Trend kam später
Es darf auch mal eine edle Krokotasche sein - auch wenn es nur eine Prägung ist. Jede Saison eine komplette Kollektion erstellen, mit Übernahme Modellen und neuen Taschen. Zusätzlich noch eine vollständig unterschiedliche Mailand Catwalk Kollektion, die meist überhaupt nicht 1:1 in den Shops verfügbar war und nur eine Image-Kollektion war. Auch immer extrem heisse Diskussionen, ob das alles Sinn macht
Grosse weiche Nylon-Shopper, in die das halbe Leben der Frau reingeht. Mit Rind- oder Kalbleder verbrämt, unterschiedlichst veredelt. Chrom- oder vegetabil gegerbt. Der Besuch in den Gerbereien war meist kein Spass. Nichts für Menschen mit feinem Geruchssinn
Ganz nach dem Aschenputtel-Prinzip: die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen. Unsere Vertriebs-Profis hatten natürlich meist einen anderen Zugang zu den Modellen als die Designer. Da gabs auch schon mal Zickereien, die dann später jedoch in Firenze beim Pasta und Vino schnell vergessen waren. Legendär auch der Spruch von Leo Giovacchini während der Preview: "In Kollektion kommt alles anders"
Zur Lederindustrie werden im engsten Sinne die Industrie gerechnet, die nach dem Schlachthof die Rohhaut oder das Rohfell konserviert, die Gerbereien, die die Rohhäute zu haltbaren Ledern oder Fellen weiter verarbeiten, färben und zurichten. Im weitesten Sinne gehören zur "Lederindustrie" auch die Firmen, die die Felle und Häute anschließend zu gebrauchsfertigen Artikeln weiterverarbeiten. Dazu gehören die Schuhhersteller, die Bekleidungshersteller, die Hersteller von KFZ-Polstern und die Möbelindustrie. Aber auch die Hersteller von Gurten und Gürteln, Taschen und vielen anderen Produkten aus Leder.
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