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Kobe Beef, Fugu Kugelfisch & Aigner Altware – Teure Stationen im Land der aufgehenden Sonne – Trip nach Tokyo, Osaka & Kobe – 2005

Von Mo., 5. Dezember 2005 bis Do., 8. Dezember 2005

Anfang Dezember habe ich schwierige Termine bei unserem langjährigen Distributor AOI in Japan wahr zu nehmen, da das in Kobe ansässige Unternehmen in letzter Zeit große Probleme hatte, die Aigner Produkte in ihrem für uns extrem wichtigen Markt abzusetzen. Die Folge aus den schlechten Abverkäufen des zu Ende gehenden Jahres und den in den Vorjahren bedeutenden Ordervolumen ist ein bis zum Bersten gefülltes großes Lager von Aigner Ware sowie erhebliche Liquiditätsprobleme. Themen, die für zurück haltende Japaner ungewöhnlich deutlich mit der Bitte um finanzielle Unterstützung angesprochen wurden. Gemeinsam mit dem zuständigen Verkaufsleiter Olaf Drubba fliege ich von München zunächst nach Tokio, wo wir uns vom AOI Vetriebs- und Marketing-Team erklären lassen, warum das Geschäft so schlecht läuft und was alles unternommen worden ist um die Ware abfliessen zu lassen. Unter anderem besichtigen wir einen Abverkaufs Event in einem großen Hotel in Tokio, bei dem unsere Ware zu günstigsten Preisen verschleudert wird. Grauenhaft! Mit dem Shinkansen - dem japanischen Schnellzugpendant des deutschen ICE - geht es von Tokio via Osaka weiter nach Kobe. Hier besichtigen wir das prall gefüllte Lager und lassen uns zudem Produkte mit Qualitätsmängeln zeigen. Wie immer sind unsere japanischen Partner sehr freundlich mit uns, laden uns zu einem grossartigen Essen in ein sündhaft teures Restaurant ein und machen dann die Rechnung auf, daß sie 4 Mio Euro Unterstützung von uns benötigen. Eine Ansage, die wir erst einmal verdauen müssen, während wir von Kobe via Osaka nach Dubai zu unserem großen Distributortreffen weiterreisen, wo wir unsere japanischen Partner zwei Tage später wieder treffen. Kobe ist eine Stadt auf der nördlichen Seite der Bucht von Osaka in Zentraljapan auf der Insel Honshū. Sie ist bekannt für ihr erstklassiges Rindfleisch und die schöne Bergkulisse um den Hafen. Die moderne, internationale Stadt bildet mit Osaka und Kyōto das Herz der Kansai-Gegend. Das Stadtgebiet wird durch den Rokkō-Bergrücken in ein dicht besiedeltes Band direkt an der Küste und einen eher ländlichen Teil im Norden mit sogenannten New Towns - Satellitenstädten - geteilt. Die Stadt geht nahtlos in die benachbarten Städte Akashi im Westen und Ashiya im Osten über und ist damit Teil des großen urbanen Kōbe-Osaka-Kyōto-Ballungsraumes. Aufgrund der natürlichen Barriere auf der Landseite der Stadt hat man, wie auch in den anderen an die Bucht angrenzenden Städten, schon vor langer Zeit begonnen, durch künstliche Aufschüttungen dem Meer Land abzugewinnen. Beispiele hierfür sind die künstlichen Inseln Port Island, Rokkō Island sowie der neue Flughafen von Kōbe. Vor der Ostküste Japans treffen drei Kontinentalplatten (Eurasische Platte, Philippinische Platte und Pazifische Platte) aufeinander. Wie in ganz Japan gibt es auch in der Gegend von Kobe mehrere seismisch aktive Verwerfungen. Bereits am 22. Mai Jahr 1925 erschütterten mehrere heftige Erdstöße die Region. Das Zentrum des Bebens lag damals bei dem Fischerdorf Toyo-oka, das vollkommen zerstört wurde und rund 5000 Menschen in den Tod riss. Nach etwa 600 Jahren relativer Ruhe im zentralen Gebiet von Kinki ereignete sich am 17. Januar 1995 um 5:46 Uhr Ortszeit ein Erdbeben der Stärke 7,2 der Richterskala. Das Epizentrum lag nahe der Stadt in der Akashi-Meerenge, so dass der Abstand der Pfeiler der damals im Bau befindlichen Akashi-Kaikyō-Brücke durch das Beben um fast einen Meter vergrößert wurde. Infolge des Bebens starben 6.433 Menschen, 43.792 wurden verletzt und 300.000 wurden obdachlos. Weite Flächen der Stadt wurden zerstört. Die Schäden waren nach einer Schätzung von 100 Mrd € Schaden die bisher größten bei einem Erdbeben. Auch die Hanshin-Autobahn, eine damals als erdbebensicher geltende Schnellstrasse brach zusammen. Weil das Beben neben der Stadt Kōbe auch die Hanshin-Region betraf, wird es auch das große Hanshin-Erdbeben genannt.

Mit dabei
  • Teruo Sakata, Olaf Drubba, Michael Kamm

Wenn man von der japanischen Hauptstadt Tokyo mit knapp 15 Mio Einwohner über die Metropole Osaka mit gut 3 Mio nach Kobe mit 1.5 Mio Einwohnern - und damit einer Stadt so groß wie München - kommt wird es angenehm und beschaulich

Am besten klappt die Anreise mit dem Zug. Die Shinkansen Hochgeschwindigkeitszüge sind die schnellste und bequemste Art, Japan zu entdecken. Das Netz von Japan Rail ist sehr umfangreich und die Züge erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 320 km/h. Die Tokaido-Shinkansen-Linie verläuft von Tokio gen Süden und verbindet die Hauptstadt mit Osaka.

Als sich Japan unter dem Druck Amerikas in der Meiji-Restauration der Welt öffnete, fiel 1868 der Startschuss für die Entwicklung Kōbes zu einer internationalen Hafenstadt. Viele Amerikaner und Europäer kamen nach Kōbe und etablierten sich im heutigen Kyū kyoryū-chi, einer ehemaligen Ausländischer Siedlung in der Nähe des Hafens und in Kitano. Durch die vielen Händler kamen so westliche Waren und westliche Kultur nach Japan. Kōbe gilt als der Geburtsort des Kinos und des Jazz in Japan. 1899 wurden die exterritorialen Rechte der europäischen Kolonialmächte aus den ungleichen Verträgen und das Ausländerviertel als solches abgeschafft.

In Kōbe leben heute ca. 50 Tsd Ausländer aus mehr als 115 Nationen, das sind knapp 3 % der Bevölkerung. Hiervon sind mehr als 50 % Koreaner. Im Zuge des Zweiten Weltkriegs wurde die Stadt zwischen Februar 1945 und August 1945 mehrfach durch die United States Army Air Forces mit Napalmbomben bombardiert. Die Angriffe zerstörten rund 57 % des Stadtgebietes und forderten knapp 6.300 Tote und 15.800 Verletzte. Durch die Angriffe wurden mehr als 20 km2 der Stadt niedergebrannt und 452.059 Personen wurden obdachlos. Es handelte sich um die größten konventionellen Luftangriffe aller Zeiten.

Nach dem großen Hanshin-Erdbeben 1995 mussten viele Gebäude neu errichtet werden, was dazu führte, dass Kōbe heute in den meisten Stadtvierteln einen modernen Anblick bietet. Der Hafen, der bis zum Erdbeben der größte in Asien und der zweitgrößte in der Welt war, verlor seinen Rang an Nagoya, da viele Firmen durch das Erdbeben zu anderen Häfen ausweichen mussten und nur teilweise zurückkehrten.

Obwohl Kōbe keine typische Touristenstadt ist, gibt es einiges zu sehen. Das Kobe-Stadtmuseum besitzt eine bedeutende Sammlung westlicher Kunst aus der Zeit des Handels der christlichen Missionierung um 1600. Bekannt ist Kōbe für die Arima Onsen, seine ehemaligen Ausländersiedlungen, Kitano und die Chinatown Nankin-machi, den Sake-Distrikt in Nada und das Hafengebiet mit seinen Attraktionen. Weiterhin bietet das Rokkō-Gebirge mit fast 1000 Meter Höhe vielfältige Wandermöglichkeiten mit spektakulären Aussichten auf die gesamte Region. Im Hafengebiet von Hyōgo findet sich die große Buddha-Statue und der historische Wanderpfad Hyōgo.

Weiter im Westen in Suma gibt es Sandstrände und die berühmte Akashi-Kaikyō-Brücke. Diese Brücke im Stadtteil Suma verbindet Kōbe mit der Insel Awaji. Gemessen an der frei überspannten Weite ist sie die größte Hängebrücke der Welt und bietet in der Nacht vielfältige Illuminationen.

Das Hafengebiet wird vom Kōbe Port Tower überragt. Das interessante Bauwerk ist ein 108 Meter hoher Stahlfachwerkturm in Form eines Hyperboloids mit einer Aussichtsplattform in 90,28 Metern Höhe. Der Hafenturm wurde 1963 eröffnet. Das 158 Meter hohe Oriental Hotel ist mit seinen 35 Etagen das höchste Gebäude in Kōbe. In diesem Hotel habe ich während meiner Aufenthalte in Kobe jeweils gewohnt und kann mich an das Schwanken meines Betts im 30. Stock während eines nächtlichen Erdbebens gut erinnern

Kōbe ist berühmt für seine besonderen Zuchtrinder, das daraus gewonnene Rindfleisch und den Sake Reiswein aus Nada. Weiterhin wird in den ländlichen Teilen Wein angebaut. Auch verschiedene Süßigkeiten - vor allem Pudding und Gebäck - kommen aus Kōbe. Eine weitere regionale Spezialität sind ikanago no kugini, kleine Babyfische, die mit Sojasauce, Ingwer, Mirin und Zucker gekocht und meist auf Reis verzehrt werden.

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