Kurs Nordbad ohne Wind – mit dem North Sails Team an Bord des Seeadlers – 1986
In meiner beruflichen Phase als junger Berater bei meinem ersten Job in der amerikanischen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Andersen war mein absolutes Lieblingsmandat die Firma North Sails am Starnberger See. Dies einerseits deshalb, weil ich die Segel des Unternehmens selber schon in meiner Regattaphase verwendet habe und andererseits, da die North Sails Truppe in Penzberg immer besonders nett zu meinem damaligen Kollegen Joerg von Petrikowsky und mir gewesen sind. Daher haben wir uns für diese Firma auch besonders engagiert eingesetzt und viele positive Entwicklungen als Berater eingeführt und voran getrieben. Zum Dank wurden wir vom North Sails Team zu einem Segelausflug auf den Starnbergersee eingeladen. Die Organisatoren des schönen Tages waren der damalige Finanzchef Erich Metterlein und der Leiter Customer Service Mucki Binder. Mucki war mit der Schwester des Werftbesitzers Markus Glas aus Possenhofen verheiratet, wodurch er auch Zugriff auf das damals größte Segelboot am See - den Seeadler - hatte. Mit diesem gingen wir dann Mitte Juni auf Tour - Joerg war besonders begeistert - und hatten neben der Gattin und dem Sohn von Mucki auch Erich und Johannes Fitz mit an Bord. Wind war eigentlich keiner ... jedoch war das Restaurant "Nordbad" - unser Ziel fürs Mittagessen zum Glück nicht weit entfernt. Zwei Jahre später habe ich dann übrigens die Seiten gewechselt und bin von Arthur Andersen zu North Sails gewechselt
- Joerg von Petrikowsky, Mucki Binder mit Gattin, Johannes Fitz, Erich Metterlein, Michael Kamm

Die Stimmung an Board ist sehr relaxed - der Wind heute leider auch.

Die Kinder an Bord haben ihre eigene Vorstellung von Kommunikation.

Das Wetter ist traumhaft, der See spiegelglatt, nur der Wind in den Segeln läßt doch ein wenig zu wünschen übrig.

Nicht schlimm, da kann ganz entspannt sitzen bleiben, die Hände werden momentan nicht gebraucht.

Selbst hier sind sie sicher verstaut.

Die Kinder haben mittlerweile auch ihr Lieblings Spielzeug gefunden.

Unser Ziel, das wunderbare See Restaurant "Nordbad", ist schon fest im Blick.

Das läßt gleich die kleinen Seebären an Bord auf andere Gedanken kommen. Segeln macht hungrig...
Schon Kinderbuchautor Max Kruse war klar, was der Segler unbedingt braucht: "Wellen, Wogen, Wind. . ." Am Starnberger See genügt das nicht. Wer seine Jolle nicht dauernd an- und abtransportieren will oder ein Boot mit festem Kiel hat, kommt ohne Liegeplatz im Wasser nicht aus. Und das ist der Haken an der Sache: Münchens nächstgelegenes Segelrevier ist so beliebt, dass freie Plätze in den grob geschätzt 50 Segelklubs und 14 Jachthäfen oder Bojen fast so rar sind wie Silberfischchen in der Wüste. Wer einen ergattern will, braucht Glück und Geduld, am besten beides. Sogar ein heutiges Vorstandsmitglied in einem Starnberger Klub wartete 25 Jahre, bis ein Platz frei war. Manchmal schadet auch ein Lottogewinn nichts: Bootsbauer wie Ernst Simmerding aus Leoni vergeben eine ihrer Bojen nur, wenn ihnen der Interessent gleich noch ein neues Boot dazu abkauft. Kosten: 50 000 bis 100 000 Euro. Begeisterte Freizeitkapitäne verfallen deshalb auch auf unkonventionelle Lösungen. Friedemann Greiner, der frühere Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing, hatte sein privates Segelboot an einer Boje festgemacht und ein Seil von der "Buronia" zum Anlegesteg seines Hauses gezogen. So konnte er das Boot heranholen und trockenen Fußes an Deck kommen. Das Konstrukt hatte einen Schönheitsfehler: Laut Bayerischer Schlösser- und Seenverwaltung gab es keine Erlaubnis dafür. Und ohne Genehmigungen geht am Starnberger See, der dem Freistaat gehört, theoretisch gar nichts: Alle Segelboote, die Kajüte oder Hilfsmotor haben, müssen registriert sein, die Motorboote sowieso. Für jeden Steg sind zwei Bewilligungen nötig: die private durch die Seenverwaltung und die öffentliche durch das Landratsamt. Und weil es nur ein begrenztes Kontingent an Liegeplätzen und Bojen gibt, ist automatisch auch die Zahl der zugelassenen Segelboote begrenzt, und zwar auf derzeit 2365. Sonst hätte das Wasser eben doch Balken. In den späten Siebzigerjahren war Segeln noch ein eher günstiges Vergnügen. Eine Boje in Sankt Heinrich gab es damals für 150 D-Mark im Jahr. Längst haben sich die Preise hochgeschaukelt. In einem kommerziellen Hafen wie der Bernrieder Marina zahlt man für einen der 270 Plätze 1500 bis 4000 Euro. Und muss dazu einen Verzehrgutschein über 200 Euro fürs dazu gehörige Seerestaurant kaufen. Meist wechselt auch hier der Hafenplatz samt Boot den Besitzer. Wer luxuriös an der Mole eines Segelklubs festmachen will, sollte neben Geld vor allem sportlichen Ehrgeiz mitbringen: Gefragt sind dort nur Leute, die bei Regatten mitmachen und die Vorfahrtsregel im Schlaf herbeten können (Segel Backbord vor Segel Steuerbord). Bojen für Freizeitsegler bieten wiederum die 35 Berufsfischer am Starnberger See an. Ihnen wurde ein Kontingent zugesprochen, damit sie nicht nur von ihren Fängen leben müssen.Die billigste Lösung ist aber eine Boje für 450 Euro pro Jahr plus Mehrwertsteuer von der Seenverwaltung. 1200 Stück gibt es, auf der Warteliste stehen 1600 Namen. Wer sich heute anmeldet, kommt in 15 Jahren dran. Und muss das gute Stück nach der biblischen Frist von sieben Jahren wieder abgeben.
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