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Lame Fashion Ducks – Ende der Goldknöpfe in Aschheim – 2004

Von Do., 1. Juli 2004 bis Sa., 30. September 2006

Die Zeit von Annettes beruflichem Engagement bei Escada, war leider bereits die schmerzhafte Endphase der "Golden Times" in Aschheim. Beim Branchen-Primus Escada, der das Luxus- und Premiumsegment in der internationalen Damenfashion anführte, glaubte man lange Zeit, daß der Höhenflug wohl nie endet. Man irrte sich. Das schwedische Model Margaretha Ley gründete das Label 1978 gemeinsam mit ihrem Mann Wolfgang und baute konsequent ein international renommiertes Unternehmen auf. Der Markt war bereit für die "Demokratisierung der Haute Couture". Teure, jedoch für das entsprechende Klientel bezahlbare Outfits, die eine unverwechselbare DNA hatten. Vom Abendkleid bis hin zum Business-Kostüm. So sah man auf der Strasse genau, ob das Ensemble nun aus der aktuellen Saison war oder schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hatte. Im Modegeschäft wollte jeder Teil der Erfolgsmaschinerie sein, denn man ahnte, daß die Bergfahrt nicht ewig anhalten konnte. Die Company hatte nach dem tragischen Krebs-Tod von Margaretha Ley in 1992 und aufgrund von - auch externen - wirtschaftlichen Rezessionswellen keine leichte Zeit mehr. Unzählige CEOs, Aufsichtsräte und Creative Direktoren versuchten bis zum heutigen Tag die Company, die mittlerweile ein eher altbackenes Image pflegt, zu retten und wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Ohne Erfolg. Selbst die unermesslichen Mittel von Megha Mittal, Schwiegertochter des indischen Stahlmagnaten Lakshmi Mittal, konnten den Niedergang des legendären "Goldknopf" Unternehmens nicht mehr retten. In 2006 wurde Wolfgang Ley als eloquenter Chef seines Amtes enthoben und auch Annette verließ damals die Fashionbranche, um zu Condé Nast in die Modemedien zu wechseln. Bereits im Jahr 2009 wurde der erste Insolvenzantrag gestellt. Nichts bleibt wie es ist. Aber eines bleibt - Freundschaft und Zusammenhalt mit netten Kollegen. Annette hatte während ihres Escada Zeit unter anderem in Grit Masser eine Herzensfreundin gefunden. Gritt begleitete über Jahre die aufwändigen und ebenso glamourösen Fashion-Shows und Orderphasen im hauseigenen Escada Showroom in Aschheim bei München. Escada - Reminiszenz an ein irisches Rennpferd - hatte am Ende jedoch keine Galopper des Jahres mehr im Stall...

Mit dabei
  • Grit Masser, Annette Kamm & Wolfgang Ley

Die legendären Roben für das Red Carpet Feeling. Hollywood Grössen wie Kim Basinger und Demi Moore waren in den 80ern - der Zeit des immensen Erfolgs - Top Testimonials

And the Oscar goes to...in diese Roben hungerten sich so einige Damen für ihren großen Auftritt rein

"Ready to wear" war zwar nicht so glamourös, aber alltagstauglich. Verzweifelt hat die Company jedoch versucht, wieder eine unverwechselbare DNA wie den Goldknopf zu finden. Alles hat seine Zeit

Die Pose sitzt. Unzählige Male hatte man dem verwöhnten Publikum die saisonalen Outfits präsentiert. Wenn der Funke beim Kunden überspringt, macht der Job gleich zweimal Spass

Stylishes Label braucht stylishe Büros. All in white - da springt einem die Saisonfarbe Pink gleich ins Auge

Damals ging Pelz noch. Und so ganz ohne schlechtes Gewissen. Heute ist eher fake fur angesagt, den Grit Masser auch nur in Ausnahmefällen trägt

Von coolem Understatement keine Spur. Da wurde geklotzt, nicht gekleckert

So kannte man auch die Kampagnen in den 80ern. Alles hat einfach harmoniert. Irgendwann wurde das langweilig und das neue Zauberwort hieß Disruption

Die Showrooms belegten einen nicht unerheblichen Teil der 14.000 Quadratmeter Fläche im Aschheimer Headquarter. In 2008 fädelte Morgan Stanley den Verkauf der Zentrale an einen ausländischen Investor ein

Die Working Places während der Ordersaison. Selbst die fleissigen Sales People, die ihre Orderbudgets durchdrückten, durften auf dem Red Carpet sitzen

Escada ohne die Gründer. Das Management der neuen Eigentümer HMD sowie der AR Chef Zühlsdorff überzeugten den Mitbegründer Wolfgang Ley schließlich, dem Unternehmen nur noch als "Creative Chairman" und Berater zur Verfügung zu stehen und drängten ihn aus dem operativen Geschäft. Ley trat am 31. Januar 2006 als Vorstandsvorsitzender zurück und übergab das Amt an Frank Rheinboldt, der als eine der ersten Maßnahmen die Dividende strich. Im Mai darauf verließ Rheinboldt das Unternehmen unter anderem aufgrund eines Konflikts mit dem neuen Hauptaktionär Rustam Aksenenko aus Russland, dessen Unternehmen Finartis seit Anfang 2006 etwa 25 Prozent der Aktienanteile besaß. Sein Nachfolger wurde auf Drängen Aksenenkos der Franzose Jean-Marc Loubier, der vorher bei LVMH gearbeitet hatte. Aksenenko versuchte, bei Escada einen raschen Turnaround durchzusetzen. Im Folgejahr kam es in den Escada-Führungsgremien zu pressewirksamen Streitigkeiten um Aksenenko, der eigenmächtig eine Analyse der Escada durch die Unternehmensberatung Bain & Co. in Auftrag gegeben hatte, die anschließend öffentlich gemacht wurde. Im Oktober 2006 wurde Brian Rennie nach Unstimmigkeiten, die später auch vor Gericht verhandelt wurden, von Escada entlassen. Rennies Nachfolger wurde der Italiener Damiano Biella, ehemaliger Designer bei Gucci, Carolina Herrera und Valentino. Seine Kollektionen wurden zwar von der Fachwelt gelobt, waren aber kommerziell nicht besonders erfolgreich. Im Jahr 2007 erschien eine von dem Künstler Stefan Szczesny mitgestaltete Escada-Kollektion. Biella wurde 2009 der Posten des Creative Director genommen und er arbeitete bis 2011 nur noch beratend. Das Chef-Design der Kollektionen übernahmen langjährige Escada-Mitarbeiterinnen. 2008 übernahmen die Tchibo-Erben Michael und Wolfgang Herz rund zehn Prozent der Anteile von Escada und ersetzten den Vorstandsvorsitzenden Jean-Marc Loubier durch Bruno Sälzer, einem Vertrauten von Michael Herz, der sechs Jahre Vorstandsvorsitzender von Hugo Boss gewesen war. Die Herz-Brüder erhöhten ihren Anteil in der Folge auf um die 25 %. Sälzer sollte die Kollektionen verjüngen und eine jüngere Kundschaft an Escada zu binden, sowie den internationalen Markenauftritt von Escada in den unterschiedlichen Absatzmärkten koordinieren. Das alles hat leider nichts genützt und die Marke ist nur noch ein Schatten ihrer selbst und trudelt dem Abgrund entgegen.

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