Meet & Greet mit Landlords – Besichtigungsmarathon in Office Locations – 2010
Während meines ersten Jahres bei Sympatex war ich mehrfach in Asien unterwegs und daher auch sehr oft in Hongkong, was für mich damals der Asien Hub schlechthin war. Die Sonderverwaltungszone der Volksrepublik China mit ihrem sehr blumigen Namen "duftender Hafen" war auch der Standort unserer asiatischen Sympatex Vertretung. Zwar war der Duft am Victoria Harbour auch immer wieder dieselgeschwängert, denn der Schiffsverkehr in alle Richtungen war wie auf den Strassen einfach ohne Unterlass. Genau an einem der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte - am Ocean Terminal - hatten wir in meinen Anfangszeiten unser schönes Office. Das dahinterliegende Viertel Tsim Tsa Shui mit der von Luxusshops überbordenden Nathan Road ist ein Mega Shopping District. Dort kam es auch schon mal zum "Traffic Jam" auf den Gehsteigen vor den Love Brands der Fashionistas. Gucci, Prada oder YSL und die Touristen Shopper warteten stets diszipliniert und in Vorfreude auf ihr neues Must-Have. Unser Membran-Business fand nicht auf der Nathan Road statt. Wir hatten uns von unserem Geschäftsführer in Hongkong getrennt und uns personell auch ein wenig gesundgeschrumpft und neu aufgestellt. Ein Umzug in eine bezahlbare Location war der nächste sinnvolle Schritt. Als Ausgleich für größere Büroflächen mussten wir uns von der superzentralen Lage verabschieden. Tony Wong, unser neuer Vertriebschef in Hongkong, unternahm mit mir daraufhin einen Besichtigungs-Marathon. Wir hatten relativ viele Optionen und ich sah eine Menge Hochhäuser mit tollen Ausblicken und marmorausgestatteten Lobbies.
- Tony Wong und Michael Kamm
Die Lobby war geschmackvoll und äusserst standesgemäss. In Hongkong - wo Raum Luxus ist - will ein solches Entrée sagen: wer hier residiert, hat es zumindest vorübergehend geschafft...
Selbst die nette Empfangsdame sitzt vermutlich hinter "Massa Carrara" Marmor. Die Chinesen sind Hauptabnehmer des weißen Goldes der toskanischen Küste
Draussen dichtes Menschengewusel in der Hitze, drinnen entspannte Kühle im luxuriösen Foyer
Das "oeuvre" darf natürlich auch nicht fehlen. Diese Raumhöhen sind Inspiration für jeden Künstler
Die Sonnenreflektion der Glaspaläste kann schon mal ins Auge gehen
Der Blick auf den Cruise Terminal des alten Flughafen-Geländes. Hier herrscht eher der Industrie-Duft
Und einfach so einziehen wäre natürlich schön gewesen. Bei der Erst-Inspektion sieht es noch ziemlich wild aus
Tony Wong ist mit dem Vertreter des Landlords noch am Diskutieren. Immer gut, wenn man einen mehrsprachigen Local an seiner Seite hat
Meine entschlossene Haltung sagt: hier sind wir richtig! Fehlt nur noch die Unterschrift mit dem Montblanc
Am Ende landeten wir zu unserer aller Zufriedenheit in Ost-Kowloon am alten Flughafen-Gelände. Der in 2009 erbaute, verspiegelte Tower mit seinen 25 Stockwerken in der Wai Yip Street hatte alles, was das Sympatex Herz zum damaligen Zeitpunkt begehrte. Zum neuen Flughafen nur 35 Minuten und die Mitarbeiter:Innen konnten mit der nahegelegenen MTR entspannt ins Büro kommen. Der alte Flughafen Kai Tak in Hongkong war ein innerstädtischer Flughafen, der am 6. Juli 1998 geschlossen und durch den neu erbauten Flughafen Chek Lap Kok ersetzt wurde. Kai Tak war einer der am schwierigsten anzufliegenden Flugplätze der Welt, berüchtigt wegen seines komplizierten Anfluges und der meistens vorherrschenden schweren Winde. Da gab es schon den ein oder anderen Anflug, bei dem man den Atem angehalten hat. Den Atem hielten wir auch bei den Quadratmeter-Preisen der "offices to let" an, aber unser Kompass war ja auf Erfolgskurs eingestellt...
In der Metropole Hongkong sind über 1,3 Millionen Menschen ökonomisch und sozial an den Rand gedrängt. Davon lebten 2017, laut Angaben des Hilfswerks Misereor, Hunderttausende Menschen als sogenannte Cage People. Das ist die Bezeichnung für Bewohner Hongkongs, die mit mehreren Personen in einem Raum wohnen, welcher durch abschließbare Käfige oder Holzboxen geteilt ist. Die Käfige dienen als einzelne Wohneinheiten, sind etwa zwei Kubikmeter groß und teilweise doppel- oder dreistöckig gestapelt. Ganze Familien leben in den Käfigen, teilen sich mit sechs anderen Familien eine Toilette, waschen dort ihre Wäsche mit der Hand und schlafen übereinander. Es gibt keine Privatsphäre oder Rückzugsräume. Extrembedingungen herrschen im Sommer, wenn in Hongkong Temperaturen um die 40 Grad liegen. Die Geschichte der Käfigwohnungen („caged homes“) begann durch einen rasanten Bevölkerungszuwachs in den 1950er und 1960er Jahren. Viele Wohnungen wurden von den Eigentümern unterteilt in Mini-Behausungen, auch Schuhkartons genannt. 2013 schätzte die Hongkonger Regierung, dass etwa 177.000 Menschen unter unzureichenden Bedingungen lebten. Eine Trendwende ist nicht in Sicht, da viele der Käfigwohnungen illegal betrieben werden.
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