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Mit Faust in Auerbachskeller – Sitzung des IVGT Präsidiums in Leipzig – 2015

Von Mi., 4. November 2015 bis Do., 5. November 2015

Anfang November fand die jährliche Mitgliederversammlung des IVGT sowie eine Sitzung des Präsidiums - in dem iich seit einigen Jahren Mitglied bin - in Leipzig statt. Der IVGT ist der größte textile Fachverband in Deutschland. Er vertritt die Interessen von ca. 170 Mitglieds-Unternehmen aus den Bereichen textile Rohstoffe, Veredlung, Garne und Gewebe sowie Technische Textilen. Damit werden mehr als 60 % der deutschen Textilindustrie mit einem Branchenumsatz von mehr als 6,6 Milliarden Euro repräsentiert. Als Fachverband trägt der IVGT mit seiner Arbeit maßgeblich dazu bei, die Rahmenbedingungen für die Textilproduktion zu erhalten und zu stärken. So werden alle fachlichen, wirtschaftlichen und politischen Anliegen der Mitgliedsunternehmen gegenüber nationalen, europäischen und internationalen Institutionen vertreten. Durch konsequente Lobbyarbeit zur Wahrung und Durchsetzung der Interessen unserer Mitgliedsunternehmen, macht der IVGT auf die Bedürfnisse der Textilindustrie aufmerksam. Der Verband erarbeitet Lösungen und setzt diese bei den verantwortlichen Stellen durch. Dies erreichen die Teams durch die Mitgliedschaft und Mitwirkung beim BDI, beim Gesamtverband Textil+Mode, in den wissenschaftlichen Beiräten der Textilforschungsinstitute, in Messebeiräten und in DIN-Ausschüssen. Ebenso tragen hierzu die Mitgliedschaften des IVGT in den Weltverbänden International Textile Manufacturers Federation (ITMF), International Wool Textile Organisation (IWTO) sowie in den europäischen Gremien (z.B. EURATEX, ETT-Club) bei.

Mit dabei
  • Michael Kamm und IVGT Präsidium

Leipzig ist als Ort unseres Treffens eine kreisfreie Stadt und mit 597.493 Einwohnern die einwohnerreichste Stadt im Freistaat Sachsen. Sie belegte 2020 in der Liste der Großstädte in Deutschland den achten Rang. Für Mitteldeutschland ist sie ein historisches Zentrum der Wirtschaft, des Handels und Verkehrs, der Verwaltung, Kultur und Bildung sowie gegenwärtig ein Zentrum für die „Kreativszene“. Leipzig ist eines der sechs Oberzentren Sachsens und bildet mit der rund 35 Kilometer entfernten Großstadt Halle (Saale) im Land Sachsen-Anhalt den länderübergreifenden Ballungsraum Leipzig-Halle, in dem etwa 1,1 Millionen Menschen leben.

Nach Verleihung des Stadtrechts und der Marktprivilegien um das Jahr 1165 entwickelte sich Leipzig bereits während der deutschen Ostsiedlung zu einem wichtigen Handelszentrum. Leipzigs Tradition als bedeutender Messestandort in Mitteleuropa mit einer der ältesten Messen der Welt geht auf das Jahr 1190 zurück und war eng mit der langjährigen Rolle Leipzigs als internationales Zentrum des Pelzhandels verknüpft.

In der Zeit des Nationalsozialismus trug Leipzig von 1937 bis 1945 offiziell den Stadt-Ehrentitel Reichsmessestadt. Die Stadt ist ein historisches Zentrum des Buchdrucks und -handels. Außerdem befinden sich in Leipzig eine der ältesten Universitäten sowie die ältesten Hochschulen sowohl für Handel als auch für Musik in Deutschland. Leipzig verfügt über eine große musikalische Tradition, die vor allem auf das Wirken von Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn Bartholdy zurückgeht und sich unter anderem auf die Bedeutung des Gewandhausorchesters und des Thomanerchors stützt.

Im Zuge der Montagsdemonstrationen 1989, die einen entscheidenden Impuls für die Wende in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) gaben, wurde Leipzig als Heldenstadt bezeichnet. Die informelle Auszeichnung für den so mutigen wie friedlichen Einsatz vieler Leipziger Bürger im Umfeld der Leipziger Nikolaikirche prägte den Ruf der Stadt nach der Wende und wird bei der Stadtvermarktung unter dem Motto „Leipziger Freiheit“ aufgegriffen. Darüber hinaus ist Leipzig für seinen Reichtum an aufwändig sanierten bzw. rekonstruierten Kulturdenkmalen und städtischen Kanälen, den artenreichen Zoo sowie das durch Rekultivierung ehemaliger Braunkohletagebaue entstehende Leipziger Neuseenland und den Bundesliga-Verein RB Leipzig bekannt.

In Leipzig haben das Bundesverwaltungsgericht, der Fünfte und Sechste Strafsenat des Bundesgerichtshofes sowie seit dem 1. Oktober 2018 das Fernstraßen-Bundesamt, welches ab 1. Januar 2021 seine Tätigkeit aufnahm, ihren Sitz.

Den Abend nach unserer Sitzung verbrachte ich mit allen interessierten Mitgliedern und unserem gesamten IVGT Präsidium im Gasthaus Auerbachs Keller

Auerbachs Keller ist die bekannteste und zweitälteste Gaststätte Leipzigs. Schon im 16. Jahrhundert war sie eines der beliebtesten Weinlokale der Stadt. Seine weltweite Bekanntheit verdankt Auerbachs Keller vor allem Johann Wolfgang von Goethe durch die gleichnamige Szene in seinem Faust. Auch Martin Luther war hier zu Gast. Entsprechend einer amerikanischen Studie ist Auerbachs Keller nach dem Münchner Hofbräuhaus die zweitbekannteste Gaststätte Deutschlands. Unter den 10 bekanntesten Gaststätten der Welt rangiert Auerbachs Keller derzeit auf Rang 5.

Auerbachs Keller befindet sich in der Grimmaischen Straße 2–4 im Zentrum Leipzigs, wenige Schritte vom Markt entfernt, unter der Mädler-Passage. Der Weinausschank wurde schon 1438 erwähnt. Ihren heutigen Namen erhielt die Gaststätte nach dem ehemaligen Erbauer und Eigentümer, dem Leipziger Stadtrat, Arzt und Hochschullehrer Heinrich Stromer, der nach seinem Geburtsort Auerbach in der Oberpfalz nur „Dr. Auerbach“ genannt wurde und 1508 auch als Rektor der Universität wirkte. 1519 kaufte Stromer für 3500 Gulden ein Grundstück, das an die Grimmaische Straße und den Neumarkt grenzte und auf dem er von 1530 bis 1538 Auerbachs Hof erbaute. In dem bereits vorhandenen Keller richtete er ein Weinlokal ein.

Der Keller teilt sich in zwei Bereiche: Der eine Bereich sind die vier historischen Weinstuben (Fasskeller, Lutherzimmer, Goethezimmer, Alt-Leipzig) und ganz versteckt die Hexenküche. Der zweite Bereich ist das Kernstück, der Große Keller, in dem bis zu 600 Gäste Platz finden. Dieser wurde 1912 zusammen mit dem Messehaus Mädler-Passage erbaut. 1912 bis 1913 wurde Auerbachs Keller im Zuge des Abbruchs der darüberliegenden mittelalterlichen Bebauung und der Errichtung der Mädler-Passage in großen Teilen neu gebaut und erweitert.

Aufgrund des historischen Faust, dem Magier und Astrologen Johann Georg Faust, entwickelte sich die Sage vom „Fassritt“ aus dem Jahr 1525: „Doktor Faustus zu dieser Frist / Aus Auerbachs Keller geritten ist.“ Goethe kannte die Faustsage bereits aus Kindertagen durch das Puppenspiel vom Dr. Faust, das auf Jahrmärkten aufgeführt wurde. Während seines Studiums in Leipzig von 1765 bis 1768 weilte er oft in seinem Studentenlokal Auerbachs Keller. Hier sah er die beiden um 1625 entstandenen Bilder auf Holz. Auf dem einen nimmt Dr. Faustus am Trinkgelage der Studenten teil, auf dem anderen reitet er auf einem Weinfass zur Türe hinaus.

Die Bilder inspirierten ihn zu der Szene Auerbachs Keller in seinem späteren Faust. Dabei gibt Mephisto seine Zauberkunst zum Besten und vollbringt das Weinwunder. Er bohrt vier Löcher in den Tisch und verstopft sie mit Wachs. Beim Herausziehen der Pfropfen sprießt für jeden Studenten sein Lieblingswein heraus: „Der hölzerne Tisch kann Wein auch geben.“ Der Fassritt wird nur kurz angedeutet: „Ich hab ihn selbst hinaus zur Kellertüre – Auf einem Fasse reiten sehn.“ Mit der Szene Auerbachs Keller setzte Goethe seinem Studentenlokal und der Stadt ein literarisches Denkmal: „Mein Leipzig lob ich mir! Es ist ein klein Paris und bildet seine Leute.“ Seit 1903 gibt es das Goethe-Denkmal auf dem Naschmarkt in unmittelbarer Nähe von Auerbachs Keller mit Blick auf den Eingang zur Mädler-Passage.

Fehler entdeckt, Änderungen & Ergänzungen gewünscht sowie eigene Photos zur Vervollständigung verfügbar? Bitte gerne per Mail an Michael@Kamm.info.