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Jahresrückblicke – 1965

Am Fr., 31. Dezember 1965

Die Bundesrepublik Deutschland ihrerseits nimmt 1965 diplomatische Beziehungen mit Israel auf. Die meisten arabischen Länder, unter ihnen Ägypten und Irak, brechen daraufhin ihre diplomatischen Verbindungen zur Bundesrepublik ab. Die Bundestagswahl 1965 bestätigt Ludwig Erhard im Amt des deutschen Bundeskanzlers. Er bildet eine Regierungskoalition aus CDU/ CSU und FDP. Erste offene Feldschlacht zwischen Südvietnam und Vietcong und in Indien wird Hindi offizielle Staatssprache. In den USA wird Lyndon B. Johnson für seine zweite Amtsperiode als Präsident vereidigt. In London stirbt der britische Staatsmann, Premierminister und Literatur Nobelpreisträger Sir Winston Churchill. Die Bundesdeutschen Wehrpflichtigen des Geburtsjahrgangs 1946 werden nicht wie bisher per Losverfahren sondern einem Eignungs- und Verwendungstest während der Musterung rekrutiert. Baubeginn für die Münchner U-Bahn. China droht den USA in Südvietnam mit Gegenschlägen falls ihre amerikanische Truppen weiterhin die Demarkationslinie zwischen Nord- und Südvietnam verletzen. Die Ahornblattflagge (Maple Leaf Flag) wird erstmals als neue Nationalflagge Kanadas gehisst. Gambia wird von Großbritannien unabhängig. Der militante US-amerikanische Führer der schwarzen Bürgerrechtsbewegung Malcolm X wird in New York auf offener Straße ermordet. Die USA beginnen den systematischen Luftkrieg gegen Nordvietnam und den vom Vietcong kontrollierten Gebiete in Südvietnam. Die deutsche Bundesregierung beschließt die Einstellung der Wirtschaftshilfe für Ägypten. Der ägyptische Staatspräsident Gamal Abd an Nasser droht mit dem Abbruch aller diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen, der Zwangsverwaltung deutscher Vermögen in Ägypten sowie der Anerkennung der DDR durch sein Land falls die Bundesrepublik Deutschland den Staat Israel diplomatisch anerkenne. Aussprache im Deutschen Bundestag zur Verjährung von Morden während der NS-Diktatur (Verjährungsdebatte).

Mit dabei
  • Michael Kamm

Erstmals setzen die USA Napalm-Brandbomben im Vietnam-Krieg ein. Erster Weltraumspaziergang: Als erster Mensch schwebt der sowjetische Kosmonaut Alexei A. Leonow nach dem Verlassen des Raumschiffs frei im Weltall. Nicolae Ceausescu wird Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Rumäniens. Der erste kommerzielle Nachrichtensatellit Early Bird wird gestartet. Das US-amerikanische Magazin "Life" veröffentlicht die ersten Fotos eines menschlichen Embryos im Mutterleib. Die Bundesrepublik Deutschland kündigt die Aufnahme von diplomatischen Beziehungen zu Israel an. Daraufhin brechen neun arabische Staaten darunter Irak und Ägypten ihre Beziehungen zur Bundesrepublik ab. Die britische Königin Elisabeth II. und ihr Mann Prinz Philip besuchen die Bundesrepublik. Die umstrittene »Notstands-Verfassung« erhält im deutschen Bundestag nicht die notwendige Zweidrittelmehrheit für eine Ergänzung des Grundgesetzes. Auf der Bahnstrecke Augsburg - München fährt ein fahrplanmäßiger Schnellzug der deutschen Bundesbahn erstmals über 200 km/h.

Königin Juliana der Niederlande gibt die Verlobung ihrer ältesten Tochter und Thronerbin Prinzessin Beatrix mit dem bundesdeutschen Diplomaten Claus von Amsberg bekannt. Die Landtagswahlen im Saarland bestätigen die regierende CDU/FDP-Koalition im Amt. Der Ministerrat der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) kann sich nicht über die Finanzierung des gemeinsamen Agrarmarktes einigen. Beginn der Politik des leeren Stuhls durch Frankreich, das seinen Vertreter bei der EWG abzieht. Der britischen Posträuber Ronald A. Biggs flieht aus dem Gefängnis in London. Mit drei anderen Gefangenen klettert er mit einer Strickleiter über die Gefängnismauer und springt in einen eigens präparierten Möbelwagen. Der Mont-Blanc-Tunnel wird eröffnet und die Malediven werden unabhängig. Die Cookinseln erhalten die Autonomie, bleiben jedoch mit Neuseeland assoziiert, das die Außen- und Verteidigungspolitik übernimmt. Singapur wird unabhängig durch Austritt aus der Malayischen Föderation. Verkündung der Urteile im Auschwitz-Prozess in Frankfurt/Main. Die zum Teil milden Strafen führen zu Protesten im In- und Ausland. Die Debatte um die Verjährung der NS-Verbrechen beschäftigt die Menschen.

Bundestagswahlen in der BRD: CDU/CSU 47,6 % (245 Mandate), SPD 39,3 % (202), FDP 9,5 % (49). Unter Einschaltung der UNO wird ein Waffenstillstand im Krieg zwischen Indien und Pakistan unterzeichnet. Der Deutsche Bundestag wählt mit 272 gegen 200 Stimmen Ludwig Erhard (CDU) erneut zum Bundeskanzler. Passierscheinabkommen in Berlin für Weihnachten und Neujahr. Frankreich startet in Algerien mit einer Rakete den Satelliten Asterix. Dies ist der erste Satellitenstart ohne Beteiligung der USA oder der UdSSR. Grenzzwischenfälle zwischen Argentinien und Chile in der patagonischen Kordilleren. Das Zweite Vatikanische Konzil der römisch-katholischen Kirche wird beendet. In Frankreich wird General Charles de Gaulle in einer Stichwahl mit 55,2 % der Stimmen zum zweiten Mal zum Staatspräsidenten für weitere sieben Jahre gewählt. Der CDU Parteivorsitzende Konrad Adenauer erklärt nicht erneut für dieses Amt zu kandidieren.

Weltweite Beachtung findet 1965 die Urteilsverkündung im 1. Frankfurter Auschwitz-Prozess gegen Angehörige der SS-Mannschaft des Konzentrationslagers Auschwitz. Seit Ende 1963 wurde der größte Strafprozess der deutschen Nachkriegsgeschichte, bei dem unter anderem über 360 Zeugen angehört wurden, geführt. Im August 1965 verurteilt das Schwurgericht in Frankfurt am Main sechs Angeklagte wegen Mord und gemeinschaftliche Beihilfe zum gemeinschaftlichen Mord zu lebenslangem Zuchthaus, elf Angeklagte zu Freiheitsstrafen zwischen dreieinhalb und vierzehn Jahren und drei wurden aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Der Prozess stellt einen wichtigen Schritt bei der Vergangenheitsbewältigung dar und löste in der Bevölkerung, der Justiz und im Parlament eine Verjährungsdebatte über Mord aus. Ursprünglich verjährte Mord nach dem deutschen Strafgesetzbuch nach zwanzig Jahren. Der Zeitpunkt, ab dem die Strafverfolgung nationalsozialistischer Morde theoretisch beginnen konnte, war die Kapitulation der Wehrmacht (8. Mai 1945). Es drohte folglich die Verjährung und demnach wären Morde während des Nationalsozialismus ab 1965 nicht mehr strafrechtlich verfolgbar gewesen. In einer Sternstunde des Parlaments debattierte der Deutsche Bundestag am 10. März 1965 über die Verjährungsfristen bei Mord. Umstritten war, ob man rückwirkend Fristen verändern darf. Man einigte sich (vorerst) auf einen Kompromiss: Der Bundestag verschob den Zeitpunkt ab dem die Strafverfolgung theoretisch einsetzen konnte auf das Jahr 1949, der Gründung der Bundesrepublik Deutschland. Damit konnten Morde der NS-Diktatur zunächst bis Ende 1969 verfolgt und geahndet werden. Dies gilt nicht nur für nationalsozialistische Verbrechen, sondern für Morde allgemein. Außenpolitische Verwicklungen mit dem nahen Osten: Die Bemühungen der DDR nach internationaler Anerkennung gelingen beim Staatsbesuch von Walter Ulbricht in Ägypten. Der Vorsitzende des DDR-Staatsrats besucht im Februar Ägypten und wird dort von Präsident Gamal Abdel-Nasser mit allen für ein Staatsoberhaupt üblichen Ehren empfangen. Als Konsequenz stellt die Bundesrepublik Deutschland die Wirtschaftshilfe für Ägypten ein. Doch es zeigt sich, dass die Hallstein-Doktrin und der westdeutsche Alleinvertretungsanspruchs an Wirkungskraft verloren hat.

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