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Langobarden & Scaliger im Süden des Sees – Trip zu Mäusi in die Villa Pioppi – 2002

Von Do., 18. Juli 2002 bis So., 21. Juli 2002

In der zweiten Juli Hälfte verbringen Annette und ich einige Tage am Gardasee und treffen uns im Rahmen unseres Aufenthaltes in Fasano auch mit Birgit Denk, deren Mutter und ihrem Lebensgefährten in Sirmione. Mäusi und ihre Familie wohnte damals in der Villa Pioppi an der Westseite der Halbinsel, zu der wir wegen des sehr niedrigen Wasserstands vorsichtig manövrierend mit der Aquarama bis zum Hotelsteg fahren konnten. Wir verbringen Zeit am Hotel Pool und nehmen die Truppe da zu einer Ausfahrt nach San Vigilio mit. Die Villa Pioppi war schon damals ein nettes Hotel und nicht ganz so im Trubel wie im Zentrum von Sirmione. Sirmione liegt am Südufer des Gardasees etwa 31 km südöstlich von Brescia und etwa 30 km nordwestlich von Verona auf einer Halbinsel, die etwa vier Kilometer in den See hineinragt. Der historische Ortskern erstreckt sich an der schmalsten Stelle der Halbinsel etwa drei Kilometer vom Südufer entfernt. In diesem oberen Bereich hat die Landzunge die Form eines Dreiecks mit der größten Seitenlänge von 1250 m und einer Breite von 750 m und besteht aus drei Hügeln: „Cortine“, „San Pietro in Mavino“ und den „Grotten des Catull“. Im Altertum war das Südufer des Gardasees von einem dichten Wald bewachsen. Heute ist die Vegetation mediterran geprägt und besteht zu großen Teilen aus Olivenbäumen. Die Geschichte der Halbinsel reicht bis in die Steinzeit im 2. Jahrtausend v. Chr. zurück. Bereits im 17. Jahrhundert v. Chr. entstanden im flachen Wasser Ansiedlungen von Pfahlbauten, die sich von Salò bis Garda ausdehnten. Nach und nach wurde auch das Festland besiedelt, wenngleich keine Dokumentation über die Besiedlung vor der Zeit der Römer existiert. Es wird vermutet, dass auf der Halbinsel dank ihrer einzigartigen, Schutz bietenden Form schon sehr früh Ansiedlungen entstanden sind. Zur Zeit der Römer war die Halbinsel ein Ferienort höhergestellter Familien. Von den in dieser Zeit entstandenen drei Villen sind heute nur die „Grotten des Catull“ auf dem letzten der drei Hügel erhalten. Unter der Herrschaft der Langobarden, die sich im Jahre 568 in Oberitalien verbreiteten, entstanden verschiedene Klöster und Kirchen, von denen heute fast nichts erhalten ist. Nach den Geschehnissen der Inquisition in den 1250er Jahren in Südfrankreich zogen sich die überlebenden Katharer und Patariner nach Norditalien zurück. Sie konnten die Festung Sirmione als letzte Zufluchtsstätte halten. Im 13. Jahrhundert dehnte die Familie della Scala ihr Herrschaftsgebiet bis zum Gardasee aus und übernahm 1262 in Verona und Sirmione die Regierungsgeschäfte. Die Altstadt von Sirmione ist durch enge Gassen und ruhige Plätze geprägt, in denen der Besucher zahlreiche Boutiquen und Antiquitätenläden, Cafés und Restaurants findet. Die Scaligerburg mit einem großen Hafenbecken und einer Ringmauer schließt das Städtchen vom Festland ab. Die Scaliger erbauten die Burg, die direkt am Wasser liegt und dem Hafen der Gardasee-Flotte Schutz bot, und unter Antonio della Scala (1363–1388) im 14. Jahrhundert fertiggestellt wurde. Die rein für militärische Zwecke errichtete Anlage diente den Scaliger nicht nur zum Schutz vor äußeren Feinden, sondern sollte sie auch vor Übergriffen aus der Bevölkerung schützen. Die bestens erhaltene Anlage prägt heute das Bild von Sirmione. Nur über eine Brücke gelangt man über den tiefen Wassergraben durch ein Portal mit den Wappen der Scaliger (eine Leiter) und der Venezianer (geflügelter Löwe) in die Burg, von der aus man den Zugang zur Ortschaft kontrollieren konnte. Schießscharten zeigen, wie die Burgsoldaten von hier aus den Weg nach Sirmione kontrollierten.

Mit dabei
  • Birgit Denk und Eltern, Annette & Michael Kamm

Abseits vom belebten Zentrum gelangt man durch enge mittelalterliche Gassen zu der Kirche Santa Maria Maggiore, die aus dem 15. Jahrhundert stammt und an der Stelle ihres langobardischen Vorgängerbaus errichtet worden war. Die Kirche San Pietro in Mavino erhebt sich auf dem zweiten Hügel von Sirmione. Ihre Ursprünge gehen auf das 8. Jahrhundert zurück. Sie steht auf dem Fundament eines römischen Tempels außerhalb des Ortes. Die Kirche liegt inmitten von Olivenhainen und Zypressen.

Auf dem letzten der drei Hügel, unweit der Kirche San Pietro, befinden sich die Überreste einer römischen Villa, genannt „Grotten des Catull“, die eine Fläche von zwei Hektar bedecken und eine bedeutende archäologische Fundstelle Oberitaliens bilden. Der Name der Ruinen ist irreführend, da es sich weder um Grotten noch um einen Ort handelt, an dem Catull wohnte. Der Dichter Catull (85–54 v. Chr.) hatte in Verona gelebt und den Ort von Zeit zu Zeit besucht, um hier Ruhe und Erholung zu finden. Tatsächlich wurde die Villa erst nach Catulls Tod erbaut. Nach der teilweisen Ausgrabung wurde festgestellt, dass es sich vermutlich um ein antikes Sanatorium mit einem Thermalbad handelte. Die Villa ist vermutlich im 4. Jahrhundert eingestürzt.

Die in einem kleinen Museum am Eingang der Villa ausgestellten Funde deuten darauf hin, dass die Villa einmal mit großer Pracht ausgestattet gewesen war. Von dieser Villa, die umgeben ist von Olivenhainen, ist nichts erhalten geblieben, außer den gewaltigen Stützmauern unter der eigentlichen Villa und einigen Nebengebäuden. Das Wasser von Sirmione ist reich an Schwefel, Brom und Iod und ist hyperthermisch. Es entspringt im Becken des Monte Baldo in Venetien auf 2200 m Höhe, von wo das Wasser die Quellen von Boiola, Virgilio und Catullo mit einer Temperatur von 69 °C erreicht. Bereits die Römer kannten und nutzten die heilende Wirkung des warmen Wassers, das auf dem Grund des Gardasees entspringt. Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte ein Junge die römischen Bleirohre, die in 18 m Tiefe verlaufen und das Thermalbad in den Grotten des Catull mit warmem Wasser versorgten. Im Jahre 1889 gelang es schließlich einem venezianischen Taucher, Rohre in einer Felsspalte zu verlegen, die das warme Wasser zum Festland bringen. Das Therapiezentrum „Thermalbäder des Catull“ (Terme di Catullo) konnte errichtet werden. Das Thermalwasser wird zur Linderung bestimmter Formen der Schwerhörigkeit, aber auch zur Therapie von Hautkrankheiten, Rheumatismus und Erkrankungen der Atemwege eingesetzt. Heute hat Sirmione besonders als gehobener Ferienort mit seinen zahlreichen Hotels und sonstigen Ferienunterkünften, gastronomischen Einrichtungen und Geschäften mit weit gefächertem Angebot Bedeutung erlangt. Der Ausflugstourismus, in Form von tausenden von Tagesausflüglern, hat den Ort das ganze Jahr tagsüber fest im Griff. Mit seinen hochmodernen Kureinrichtungen verfügt Sirmione über das größte private Thermalzentrum Italiens.

Villa Pioppi ist ein "Haus" von unbestrittenem Charme, wo Raffinesse, Komfort und Höflichkeit ihr Zuhause finden. Die sorgfältig eingerichteten Zimmer, der jahrhundertealte Park und das Schwimmbad mit Blick auf den See werden Sie verwöhnen.

Fehler entdeckt, Änderungen & Ergänzungen gewünscht sowie eigene Photos zur Vervollständigung verfügbar? Bitte gerne per Mail an Michael@Kamm.info.