Musical Event im Deutschen Theater in München – Kunstgenuss in der Schwanthalerstrasse – 1998
Ende September 1998 besuche ich mit Jasmin und Michael Plank sowie deren Freundin Yvonne von Wechmar eine Vorstellung im Deutschen Theater in München. Michis Bruder Bernhard war damals der Pressesprecher des Theaters und hatte uns besonders schöne Sitzplätze besorgt. Das Deutsche Theater in München in der Schwanthalerstraße 13 wurde am 26. September 1896 eröffnet. Das Programm umfasst mit Musicals, Tanz und Shows sowie mit Konzerten internationaler Künstler weite Bereiche der darstellenden Unterhaltungskunst. Darüber hinaus verwandelt sich das Theater im Fasching alljährlich in Münchens größtes Ballhaus und bietet den Rahmen für zahlreiche Gesellschafts- und Kostümbälle. Das Deutsche Theater ist mit seinen rund 1.500 Sitzplätzen und rund 300 Vorstellungen pro Jahr das nach der National-Oper größte Theater in München und das wohl auch berühmteste Gastspieltheater mit Vollbühne in Deutschland. Seit 1982 verantwortet die stadteigene „Deutsches Theater München Betriebsgesellschaft mit beschränkter Haftung“ den Spielbetrieb. Im Jahr 1896 wurde das im Stil des Neobarock gehaltene Theater erbaut, das zunächst „Feenpalast“ genannt wurde. Der Gebäudekomplex enthielt neben einem Theatersaal mit 1679 Plätzen auch den kleineren Veranstaltungssaal „Silbersaal“ sowie Restaurants, ein Café, zahlreiche Geschäfte und 30 Wohnungen. Das Theater wurde ursprünglich vor allem für Varieté-Veranstaltungen genutzt, aber auch für volkstümliche Komödien, Volksschauspiele, Sportveranstaltungen und Faschingsbälle. Im Vergleich zu dem 1883 gegründeten Deutschen Theater in Berlin, das als Ensemble-Theater genutzt wurde, war das Münchner Haus von Beginn an ein reines Gastspieltheater. Seit der Eröffnung bis heute findet ab Januar bis zum Aschermittwoch die traditionelle Ballsaison mit festlichen Galas und Kostümbällen statt. In den 1920er Jahren avancierte das Theater zum prächtigsten Ort der Hauptstadt für glitzernde Revuen. Unter Hans Gruß, der ab 1918 das Theater führte, traten unter anderem die Tiller Girls und Karl Valentin auf. Ein Gastspiel von Josephine Baker wurde 1929 aber verboten. Am 9. März 1943 wurde das Theater durch Bomben zerstört. Lediglich der neobarocke Silbersaal blieb verschont und ist bis heute als einziger Raum des Originalbaus erhalten geblieben. Mit der West Side Story eroberte 1961 das Musical die Bühne des Deutschen Theaters und feierte sensationelle Triumphe. Die Gattung „Musical“ war den Deutschen, die durch den Zweiten Weltkrieg von der internationalen Entwicklung des Musiktheaters abgeschnitten waren, weitestgehend unbekannt. Das Deutsche Theater öffnete den Münchnern mit solchen Shows erstmals ein Fenster zum New Yorker Broadway und zur Welt. Gastspiele ausländischer Ensembles wurden nun immer häufiger. Daneben fanden aber auch Veranstaltungen wie Olf Fischers Komödienstadel ihre Heimat am Deutschen Theater: Die großen Volksschauspieler wie Beppo Brem, Erni Singerl und Maxl Graf gastierten in diesem Rahmen regelmäßig in der Schwanthalerstraße. Ab 1965 übernahm Kurt Plapperer das Theatergebäude als Pächter und zudem die Direktion des Deutschen Theaters. Das Deutsche Theater war bis zu diesem Zeitpunkt der letzte Familienbetrieb dieser Größenordnung in der deutschen Kulturlandschaft. Das Pachtverhältnis endete nach einer notwendigen Sanierung im Jahr 1977. Im Anschluß gestaltete Reinhard Riemerschmid das Theater im Stil des Pop Art um, wobei die Stadt München wieder den Spielbetrieb übernahm und Kurt Plapperers Adoptivsohn Heiko Plapperer-Lüthgarth als Geschäftsführer einsetzte. Seit Februar 2022 leitet Thomas Linsmayer das Theater.
- Jasmin & Michael Plank, Yvonne von Wechmar und Michael Kamm
Von 2008 bis 2014 wurden am Deutschen Theater über mehr als fünf Jahre Sanierungsarbeiten durchgeführt, die ursprünglich im Herbst 2011 fertig gestellt werden sollten. Die Kosten für die Sanierung wurden durch die Landeshauptstadt München getragen, nachdem die Suche nach einem privaten Investor erfolglos blieb.
Die ursprünglich veranschlagten Sanierungskosten von 79,6 Millionen Euro erhöhten sich auf Grund der mehrfachen Verzögerung und bautechnischer Probleme letztlich auf 97 Millionen Euro. Der Bund der Steuerzahler kritisiert die Sanierung des Theaters als Millionengrab. Bis zur Fertigstellung wurde der Spielbetrieb in den Stadtteil Fröttmaning auf das Areal der Allianz Arena in ein mobiles Theaterzelt und angeschlossenem Restaurant verlegt.
Am 17. Januar 2014 wurde das Deutsche Theater mit einem großen Festakt von den Geschäftsführern gemeinsam mit dem damaligen Oberbürgermeister Christian Ude, dem Aufsichtsrat und dessen damaligen Vorsitzenden Bürgermeister Hep Monatzeder sowie dem seinerzeitigen Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers wiedereröffnet. Unter anderem mit Musicals wie Elisabeth und Ich war noch niemals in New York konnte das Deutsche Theater 2015 an den Erfolg des Eröffnungsjahres anknüpfen. 2016 feierte das Theater 120. Geburtstag mit Showhighlights wie dem Broadway-Hit Chicago und der Rock-Oper Jesus Christ Superstar. Und erstmals holte das Theater im Jubiläumsjahr auch das Kult-Musical Tanz der Vampire nach Bayern. Wie viele Kultur-Stätten musste das Deutsche Theater 2020 aufgrund der COVID-19-Pandemie zeitweise schließen. Somit entfiel auch der geplante Festakt zum 125. Geburtstag.
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