Neue Besen kehren gut, aber die alten kennen alle Ecken – Sympatex Onboarding – 2010
Im Januar 2010 betrat ich technologisches Neuland. Vom Schaf Jolly Mäh beim Kuscheltierhersteller NICI in Altenkunstadt zum technologiegetriebenen Membran- und Laminatshersteller Sympatex in der Feringastrasse war es thematisch ein weiter Weg. Der Weg ins Büro wurde dafür aber umso kürzer .... die drei Stunden auf knapp 300 Kilometer Autobahn in den oberfänkischen Landkreis Lichtenfels verkürzten sich auf 4 Kilometer gemütliches 7 Minuten Cruising von Bogenhausen über die schöne Oberföhringer Allee nach Unterföhring. Alles hat sein Für und Wider. Meine Akklimatisierungsphase in der Feringastrasse, in der ich u.a. in die Untiefen der Chemie eintauchen musste, war natürlich begleitet von einer skeptischen Belegschaft, da ich mal wieder als Sanierer angekündigt war. Schnuppern, sondieren und Meinung bilden stand auf dem Programm. Ich ging ohne Vorbelastung und Voreingenommenheit ans Werk. Denn geschnuppert wurde ja auch auf Mitarbeiterseite. Wie ist der Neue, wird er Tabula Rasa machen oder können wir ihn kassieren und unseren teils bequemen Status Quo erhalten? Unausgesprochene Worte, aber Gedanken, die spürbar im Raum standen. Denn Sympatex war ein klassischer Restrukturierungsfall und das war jedem bewusst. Von Ängstlichkeit bis zu hin zu Arroganz ... jeder hatte so seine ureigene Art damit umzugehen. Schnell hatte man auch noch einen Betriebsrat ins Leben gerufen. Ein mir nicht bekannter Ruf scheint mir vorausgeeilt zu sein. Rasch war auch zu erkennen, wer den neuen Kurs mitträgt und wer opponiert oder mal alles entspannt auf sich zukommen lässt. Es hatten sich alte Seilschaften gebildet, die es zu trennen galt, denn die waren dem Business nicht zuträglich. Ein kleiner Selbstbedienungsladen hatte sich über die Zeit etabliert und für einige wenige war es ziemlich kuschlig in der Komfortzone. Warum sie daher freiwillig verlassen. Wie immer war es einfacher, Menschen von neuen Ideen und Konzepten zu überzeugen, die einem gewogen oder bestenfalls reflektiert waren. Die einen trugen den frischen Wind nach draussen, die anderen fegte es nach draussen. Aus dieser Haltung entwickelte sich ein Kernteam, das die Turbulenzen der kommenden Jahre mittrug. Vom lauen Lüftchen bis zum heftigen Orkan - es war wirklich alles dabei. Aber mit Windstärken kannte ich mich ja bestens aus...
- Richard Lohner, Nina Saxinger und viele andere nette Kollegen
Richard Lohner - unser charismatischer und immer gut gelaunter CFO, mit dem ich gerne und gut zusammenarbeitete und bis heute gut befreundet bin. Leider verliess er das Unternehmen nach nur kurzer Zeit, um sich Hallhuber zu widmen
Meine persönliche Perle Nina Saxinger. Gerade am Anfang war sie wichtige Schnittstelle und auch Informationsquelle für das ein oder andere Interna
Katja Thoma ... als damalige Leiterin des Bereichs Contract & Workwear keine Optimalbesetzung ... wechselte nach gutem Zureden schnell zu Margarete Steiff GmbH und versuchte sich in Puppen und Plüschtieren. Dabei war es sicher hilfreich, daß ihr Freund Stephan Buchner einer der best vernetzten deutschen Personalberater ist .... der damals auch die Sympatex Position besetzt hatte!
Christiane Stockmann-Sauer ... ein ruhender Fels in der Brandung. Diese kompetente und angenehme Kollegin zog der Liebe wegen nach Berlin, was ich sehr bedauert habe
Paul Raith ... von manchen Kollegen sicher als Sonderling in die Ecke gestellt ... hatte diverse Qualitäten und war - wenn man ihn besser kannte - ein extrem loyaler und vielseits kompetenter Mitarbeiter
Susanne Koch aus der Technik - eine Super Mitarbeiterin und bei Tapes machte man ihr nichts vor. Die Entwickler um Martin Mayersdorfer lebten dennoch irgendwie versteckt und unauffällig in unserem Büro ... die Kollegen musste man immer hinter Grünpflanzen versteckt suchen
Matthias Offermann - Abteilung Contract & Workwear - hatte immer alles im Blick. Daher wechselte er wahrscheinlich auch zu GroPro
Olaf Matthias ... damaliger Chef der Footwear Abteilung ... ein netter Kerl, der schon vor meiner Ankunft gekündigt hatte, um als Vertriebschef in die österreichische Unterwäsche Zentrale zu Palmers nach Wien zu wechseln
Kathrin Saller aus dem Customer Service - super kompetent und sehr angenehm - sie zog zurück nach Heidenheim, wenn ich mich recht erinne
Auch Tawilan Erdenegarid - eine besonders clevere junge Dame - hielt es zu meinem großen Bedauern nicht ewig bei Sympatex. Multikulti, international und immer mit den richtigen Fragen unterwegs schätzte ich Sie besonders und sah Sie auf einem guten Weg in unser Management Team. Allerdings ging Sie dann doch sehr plötzlich zurück in ihre Heimat - die Mongolei - und machte dort eine steile Karriere von der Sales Managerin zur Direktorin eines Minen Versorgungsunternehmens in Ulaanbaatar (Ulan-Bator), der Hauptstadt ihres Heimatlandes.
Unsere immer gut gelaunte Customer Service Chefin Marie-Theres Horstmann. Sie hatte unseren Laden und Ihre Mitarbeiterinnen voll im Griff
Sabine Wilhelm .... unsere PR Lady ... für Membrane zu perfekt gestylt ... Ette hatte bereits das Vergnügen mit ihr bei Condé Nast zu arbeiten. So richtige Freunde wurden wir nicht
Marketing-Chef Robert Kröger. Wir hatten so unsere Reibungspunkte, denn ohne Geradlinigkeit und Offenheit war mit mir nicht zu verhandeln. Er wechselte später zu Sky
Tom - unser Supply Chain Pro. Leider hatten wir nicht viel Zeit miteinander, wobei wir uns sehr geschätzt haben. Er fiel wenig später durch sein Rennauto Faible leider einem - nach langem Koma - tödlichen Unfall zum Opfer
Kerstin Häberlein - nicht nur fit in ihrem Job in der Supply Chain, sondern auch auf dem Golfplatz. Damit hatten wir immer ein wunderbares Gesprächsthema
Sabine Rummel - die Chefin unserer Buchhaltung. Sie konnte auch schonmal richtig "rumrummeln", wenn man die Zahlen nicht so aufbereitet hat wie sie das wollte
Hans-Peter Fiedler .... ein Ploucquet Urgestein ... ein ruhiger und angenehmer Bürger, der es bis zur ordentlichen Pensionierung bei Sympatex hielt und dann zurück nach Heidenheim wechselte
Manja Maronek aus der Personalabteilung. Der sächsische Dialekt war noch leise zu hören
Der sich bereits am ersten Sympatex Tag von Richard Lohner und mir destruktiv zeigende und vollkommen überbezahlte Personalchef Norbert Hellmanns sah sich selber als der am besten geeignete Geschäftsführer (bezahlt war er schon wie zwei von dieser Sorte). Richard und ich sahen das aus gutem Grund nicht so, er gründete mit ausgeplaudertem streng vertraulichen Informationen - wer steht auf der schwarzen Liste - über Nacht einen Betriebsrat und war dann fristlos drei Tage später entsorgt
Manfred Honold ... ein IT Urgestein ... politischer Querdenker, doch immer ein interessanter Gesprächspartner
Wolfgang Leis ... ebenfalls ein guter Typ, der sich aus freien Stücken in den Vorruhestand nach Augsburg zurück zog
Eva Jelinek aus dem Controlling. Ihr tschechischer Lokalcolorith war köstlich. Da wähnte man sich doch gleich bei Bata Illic und der Biene Maja
„Neue Besen kehren gut“ – dieser alte Spruch hat gerade in der heutigen Zeit immer mehr an Bedeutung gewonnen. In vielen Bereichen hält man nicht mehr am Altbewährten fest, sondern tauscht dieses gerne gegen Neues aus – in der Hoffnung auf Vorteile irgendwelcher Art. Dies ist beispielsweise im Berufsleben so. Viele ältere und langjährige Mitarbeiter werden – aus Kostengründen – wegrationalisiert und durch jüngere ersetzt. Von diesen erwartet man höhere Leistung, Motivation, Durchhaltevermögen etc. Die neuen Mitarbeiter werden natürlich alles tun, um diesen Ansprüchen gerecht zu werden; zum einen aus Angst um ihren Arbeitsplatz, zum anderen weil sie ja wirklich noch frisch und fit (und nicht abgestumpft) sind. In diesem Kontext könnte man also sagen, dass das Sprichwort stimmt. „Neue Besen kehren gut, aber die alten kennen alle Ecken“. Ebenso wie das ursprüngliche Sprichwort ist auch dieses auf diverse Lebensbereiche anwendbar. Ältere, erfahrene Mitarbeiter sind vielleicht ausgebrannter und können nicht mehr so motiviert sein wie neu eingestellte, dafür sind ihnen sämtliche Kniffe und Tricks bekannt – als Teamkollegen sind sie daher von unschätzbarem Wert. Erfahrungen, die man im Laufe seines Berufslebens gesammelt hat, sind unsagbar wichtig und sollten keinesfalls unterschätzt werden.
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