Passo di Croce Domini – der Weg ist das Ziel – 2022
Am Freitag sind sich Werner und ich im Rahmen eines kurzen WhatsApp Chats sehr schnell bezüglich unserer Tagesplanung einig und so starten wir - flexibel wie wir sind - kurz nach unserem kommunikativen Austausch zu einer Motorradtour zum Passo di Croce Domini - dem Kreuz des Herrn. Wir werden in 5 1/2 Stunden Fahrt fast 200 km Strecke mit Werners 350 GTS Vespa und meiner Triumph Bobber durch die landschaftlich traumhaften Brescia Alpen fahren. Den langen Zug der südlichen Kalkalpen, die im Westen schmal beginnen und sich ostwärts allmählich verbreiternd hier den Südrand der Alpen bilden, bezeichnet man als Brescianer Voralpen. Es ist der zwischen Iseosee und Gardasee gelegene Gebirgsabschnitt. Die Brescianer Alpen schließen sich östlich an die sogenannten Bergamasker Alpen an und bilden mit diesen zusammen den als lombardische Alpen bezeichneten Teil der italienischen Alpen. Der Passo di Croce Domini ist ein hier liegender Gebirgspass. Er ist in der Lombardei zwischen dem Idrosee im Südosten und dem Iseosee im Südwesten. Die Passhöhe beträgt 1895 Meter, die Steigung etwa 12 %. Die Straße ist von Breno nach Bagolino durchgehend asphaltiert. Die Wintersperre dauert von November bis Mai. Der höchste Punkt der Strecke ist allerdings nicht der Passo Croce Domini selber, sondern der 1943 Meter hohe Goletto di Cadino, der aus Richtung Idrosee etwa ein Kilometer vorher erreicht wird und beim diesjährigen Giro d´Italia am 16. Tag auch die Königsetappe war. Wie viele andere Pass- und Gebirgsstraßen ist auch diese bei Motorradfahrern wegen ihrer Enge, aber auch wegen ihrer Ausblicke in die Landschaft sehr beliebt. Die fast 50 Kilometer lange Scheitelstrecke über den Pass verbindet Breno mit dem schmucken Örtchen Bagolino und hält dabei jede Menge an Alpen mit Hunderten von Kühen am Wegesrand bereit.
- Werner Conrad & Michael Kamm

Zum Glück war es auf den Pass-Straßen im hochalpinen Gelände weniger heiß als in den unten liegenden Tälern ... die uns Temperatur mäßig einiges abverlangten ... am Freitag hatten wir wieder 35° Plus


So funktioniert effiziente Kommunikation ... zwei Männer ... ein Gedanke

Um 11:30 Uhr ging es bei Werner in Gargnano los ... kurz vor 14:00 Uhr hatten wir den bei engagierten Bikern bekannten Pass erreicht
Unsere Fahrt führte uns von Gargnano hoch an den Lago Valvestino und über Capovalle an den Idrosee. Bei San Antonio - im Nordwesten des Idro-Sees - bogen wir auf die herrliche Scheitelstrecke über Bagolino in das Valle Dorizzo ab


Wir fahren durch das ehemalige Herrschaftsgebiet der Republik Venedig sowie die Territorien, die der Kontrolle des bischöflichen Fürstentums von Trient unterstanden. Grenzgebiete, für die nicht gekämpft wurde, da sie in Gegenden lagen, die arm an Bodenschätzen und zudem lange von Eis und Schnee bedeckt waren. Allein der Passübergang war bereits in früheren Zeiten von Interesse, dank der Möglichkeit, eine Verbindung zwischen dem Val Camonica und den Valli Giudicarie und von da zum Oberen Gardasee herzustellen.


In früheren Epochen wurde die Straße, die auf den Pass führt, zu einer für den Tourismus strategischen Infrastruktur und verbindet heute das Val Camonica mit dem Val Sabbia und mit dem Val Trompia. Die Passstraße wird nicht nur von Autos und Motorrädern, sondern auch von zahlreichen Radfahrern genutzt, und auch der Giro d’Italia führte bereits fünf Mal (1970, 1976, 1982, 1998 und 2022) über den Pass.


Für den Passo di Croce Domini gibt es drei Anfahrtsmöglichkeiten: Über die Westrampe führt die asphaltierte Straße von Breno her, die Ostrampe ist die etwas breiter ausgebaute SS.669, die über den Goletto Gaver und den Goletto di Cadino nach Bagolino und dann weiter zum Idro-See führt.

Am Crocedomini findet man einen Bikertreff und an schönen Tagen auch viele Motorradfahrer. Ein Grund für die Popularität des Passes ist sicher seine Vielfältigkeit. Er kann beidseitig gleichermaßen von jedermann angefahren werden. Ordentlicher Asphalt und wenig Verkehr sind die Garanten für hinreichend Fahrspaß. Und es gibt sogar eine Schotterzufahrt – vom Maniva kommend über die Tre-Valli-Höhenstraße.

Im ersten Weltkrieg tummelten sich hier oben noch jede Menge der Soldati Alpini ... so harte Schlachten wie am Falzarego Pass gab es allerdings zum Glück nicht


Die interessanteste Möglichkeit ist die von Süden an den Pass heranführende aussichtsreiche und zum Großteil geschotterte Tre-Valli-Höhenstraße, die an der Giogo del Maniva beginnt und über die Giogo della Bala und den Goletto delle Crocette verläuft.


Auf dieser "wunderbaren" Piste haben nicht nur wir uns eingestaubt, sondern auch ein Porsche Turbo Cabrio fahrendes Ehepaar aus Landshut ... dafür passierten wir auf 2.000 Meter Höhe den grandiosen Bade- und Angelsee Laghetto di Lavena


Enduristi verschmähen die asphaltierten Auffahrten und bezwingen stattdessen diese zum größten Teil geschotterte 8 Kilometer lange Südrampe. Schmal und kurvenreich bietet diese Auffahrt grandiose Ausblicke. Man sollte sich jedoch vorher informieren, ob die Tre-Valli-Höhenstaße befahrbar ist. Sperrungen bedingt durch Erdrutsch und Geröll sind an der Tagesordnung.

Hoch oben am Gipfel entdeckten wir eine bereits verlassene Abhörstation. Gegen wen hier oben ursprünglich mal operiert wurde?


Um 14:30 Uhr wurden wir beide ziemlich hungrig ... auf unserer Abfahrt in Richtung Süden liessen wir allerdings einige Plastik Stuhl versehene Restaurants links liegen ... so auch das Ristorante Hotel Locanda Bonardi, das im Winter im Skigebiet liegt.

Unser ausgezeichnetes und sehr günstiges Mittagessen nahmen wir bei "Mama" in S. Colombano ein ... nur 22 Euro für drei Gänge samt aller Getränke

Auf dem Heimweg fuhren wir in Gardone Val Trompia an der Waffenschmiede Beretta vorbei ... ein seit Jahrhunderten erfolgreiches italienisches Familienunternehmen, das hier sein Headquarter hat

Unser Tour war knapp 200 km lang, wir waren 5 1/2 Stunden unterwegs und absolvierten dabei ca. 2.400 Kurven sowie ca. 6.000 Höhenmeter
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