Professionelle Plünderer, gutherzige Betrüger & begabte Designerinnen – Nici bot von allem ein bißchen – 2008
Strategic Value Partners ist eine weltweit tätige Investmentfirma mit Schwerpunkt auf Investionen in den Bereichen Notleidender Kredite - Distressed Companies - als Private Equity Unternehmen. Das Unternehmen wurde im Jahr 2001 von Victor Khosla gegründet und verwaltet mehrere Milliarden Vermögen. Der Hauptsitz ist in Greenwich im Ostküstenstaat Connecticut. Zum Zeitpunkt meines Vorstellungs-Termins mit dem SVP Management im Juli 2008 in Frankfurt gehörte die Plüschtiermarke NICI in ihr Portfolio. Heute sind es unter anderem die Firmen Klöckner Pentaplast, Lehman Brothers, Pfleiderer und Vestolit. Das Geschäftsmodell von SVP war nicht nur die Sanierung ihrer Portfolio-Unternehmen, sondern auch das Ausplündern ihrer Assets ... besonders der Immobilien. Ich selber hatte damals mit HJ Woltery zu tun, wobei HJ für Hermann-Josef steht ... und er mir als Person ebenso seltsam erschien wie sein abgekürzter Vorname. HJ Woltery ist der Co-Leiter des europäischen Investmentteams, nachdem er bereits zur Eröffnung des europäischen Büros im Jahr 2004 zu SVPGlobal kam. Davor arbeitete er von 1985 bis 2004 in verschiedenen Funktionen bei der Deutschen Bank, zuletzt als Senior Research Analyst und Head of Research, Deutschland, in der London Distressed Products Group. Hier war er für die Abwicklung europäischer Kredite in einer Vielzahl von Branchen verantwortlich. Herr Woltery erhielt 1991 einen Bachelor Professional (Bankfachwirt) der Frankfurt School of Finance & Management und 2001 einen MBA der Hult Ashridge Business School. Herr Woltery ist unter anderem Mitglied des Verwaltungsrats von Swissport International. Obwohl ich ihn nicht sonderlich angenehm empfand nahm ich sein damaliges und über Atreus vermitteltes Angebot als CEO von Nici an und startete kurze Zeit später bei der SVP Beteiligung. Die NICI GmbH war ein Unternehmen mit Sitz in Altenkunstadt in Oberfranken. Das Unternehmen produziert Plüschtiere aus eigener Entwicklung sowie Merchandising-Produkte als Lizenznehmer. In den Jahren 2005 und 2006 wurde zum Beispiel das Maskottchen Goleo der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland hergestellt.
- HJ Woltery, Stephan Menzel, Mathias Heller, Rainer Nagel, Michael Kamm
Die Unternehmung wurde 1986 gegründet, wobei sich der Name NICI sich vom Spitznamen der Tochter Nicole der Firmengründer ableitet. Zu Beginn entwarf und schneiderte Marina Pfaff die Plüschtiere zu Hause. Sie ließ sich von Tieren inspirieren und entwickelte mit comic-artigen Einflüssen und gezielter Materialauswahl den NICI-typischen Stil. Die Gesellschaft beschäftigte im Jahr 2005 rund 560 Mitarbeiter. Der Jahresumsatz lag zu diesem Zeitpunkt bei etwa 75 Mio. Euro. Im Mai 2006 wurde ein Insolvenzverfahren eingeleitet, in dessen Rahmen die Mitarbeiterzahl auf rund 400 bis Ende November 2006 sank.
Ursprünglich wurde vom Vorstand der schleppende Absatz des WM-Maskottchens Goleo als Ursache für die Insolvenz angegeben. Dies stellte sich nach Prüfung der Firmenunterlagen durch den Insolvenzverwalter jedoch als nicht haltbar heraus. Vielmehr waren über Jahre hinweg Millionenumsätze vorgetäuscht worden.
Für das Geschäftsjahr 2005 wurden zum Beispiel 155 Millionen Euro angegeben, während tatsächlich nur rund 75 Millionen Euro erwirtschaftet wurden. Auf diese Weise sollten bei den finanzierenden Banken zusätzliche Kreditlinien erschwindelt werden. Der ehemalige Vorstand und Gründer Ottmar Pfaff wurde im Mai 2006 verhaftet und am 27. Juni 2007 vom Landgericht Hof zu sechseinhalb Jahren Haft wegen Betrugs verurteilt. Der Insolvenzverwalter Michael Jaffé, der auch für die Abwicklung der Kirch-Gruppe verantwortlich war, teilte am 1. Dezember 2006 mit, dass der amerikanische Finanzinvestor Strategic Value Partners den Geschäftsbetrieb sowie die meisten Vermögensgegenstände und Markenrechte übernommen hat.
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