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Prüfen in alle Richtungen – Einsatz beim Saubermann Mandant in Augsburg – 1986

Am Mo., 8. Dezember 1986

Im Jahr 1986 führte mich ein interessantes Engagement als junger Unternehmensberater für längere Zeit - nämlich bis ins Frühjahr 1988 - in die Fuggerstadt Augsburg. Die Düsseldorfer Dependance von Arthur Andersen - damals noch nicht vom Bilanzfälschungsskandal beim amerikanischen Energieriesen ENRON geschüttelt - hatte mich mit einem wichtigen Wirtschaftsprüfungsmandat betraut. Das Mandat der Firma Böwe - ihreszeichens Weltmarktführer für chemische Reinigungsmaschinen sowie vollautomatisierte Briefsortier- und Kuvertieranlagen. Ein sehr gutes Business, denn das Briefaufkommen war ja in 1986 auch noch ein anderes als in der heutigen Zeit. In diese Sparte musste man sich erstmal reinfuchsen, um einen Überblick zu bekommen. Daher verbrachte ich eine Menge Zeit vor Ort. Die klassische Unternehmensberater Pendelei blieb mir glücklicherweise erspart, denn ich hatte das Privileg, in der wunderbaren und zudem leerstehenden dortigen Residenz meiner damaligen Schwiegermutter Marion - einer gebürtigen Augsburger Bauunternehmerin - wohnen zu können und in 5 Minuten bei meinen Mandaten zu sein. Augsburg war mir schon sehr früh ans Herz gewachsen, da ich sechs Jahre lang mein Zimmer im Internat in Neubeuern mit Johannes Fugger, einem der 4 Söhne der angesehenen Augsburger Familie teilte. Während unser gemeinsamen Schulzeit haben Hannes und ich viele gemeinsame Wochenenden in den Fugger Schlössern rund um Augsburg verbracht und dabei die oberschwäbische Region unsicher gemacht.

Mit dabei
  • Hans-Jörg Zelger, Michael Kamm, Claus Gerkens

Blaue Oberhemden, Flipcharts, Papier und jede Menge Aktenordner. Von Laptops noch keine Spur. Und von grauen Haaren auch noch nicht...

Kaffee war immer die Rettung, wenn die Zahlen mal wieder vor den Augen verschwammen

Claus Gerkens, Partner der Düsseldorfer Niederlassung von Arthur Andersen, hatte die Zügel fest in der Hand und managte die Mandate zielführend. Das jedoch nie ohne seine eigenen Interessen aus dem Blick zu lassen. Pikant war die Tatsache, daß Claus Gerkens das Unternehmen Böwe später erwarb und als CEO leitete. Pikant war auch der Verdacht, daß "unkontrollierte Schwarzgelder" über ein Schweizer Sonderkonto der Geschäftsführung liefen. Angeblich war auch eine kleine Apanage für Max Josef Strauß im Spiel. Es wurde vor Gericht viel schmutzige Wäsche gewaschen und nicht nur Claus Gerkens, sondern auch sein Finanzchef Peter Boden hatten sich zu verantworten. Es ging um dubiose Aussagen und Lügen in den Ermittlungen und am Ende wurde es für alle eng und sehr unangenehm. Vielleicht war es auch der Erfolgsdruck, der Claus Gerkens zu derartigen Manoevern verführte, denn er war mit einer Tochter des Neusser Multimilliarden Konzerns Werhahn verheiratet. Für mich war es eine unglaublich lehrreiche Zeit, denn man ist als Wirtschaftsprüfer nicht immer und überall willkommen. Das konnte man vom damaligen Böwe Team nicht behaupten, das super konstruktiv und offen war. Heute ist Böwe ein internationaler zukunftsorientierter Konzern, der sich mit Softwarelösungen für die Industrie 4.0 beschäftigt. Nach oben hin kein Limit...

In einem ehemaligen Kuhstall gründen Max Böhler und Ferdinand Weber nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Augsburg das Unternehmen Böhler und Weber (später Böwe). Was hier mit Tüfteleien und Gütern für den täglichen Bedarf seinen Anfang nimmt, entwickelt sich Marktgespür bald zu einem der führenden Lösungsanbieter für Druck- und Postverarbeitungszentren, sogenannten Mailrooms. Das Unternehmen wächst mit seinen Produkten – Mitte der 1970er entwickelte die Firma beispielsweise das zu diesem Zeitpunkt schnellste Kuvertiersystem der Welt (12.500 Kuvertierungen in der Stunde). Im Jahr 1985 wurde das Unternehmen in eine Dachgesellschaft aufgeteilt, welche die Böwe Informations- und Systemtechnik GmbH sowie die Böwe Reinigungstechnik GmbH beinhaltete. Die Sparte Reinigungstechnik wurde später ausgegliedert. Mit dem Börsengang im April 1992 firmiert das Unternehmen unter dem Namen Böwe Systec AG. Die Stammaktien der wurden im Segment Prime Standard an der Wertpapierbörse Frankfurt am Main und im Freiverkehr an den Börsen München, Stuttgart, Düsseldorf, Berlin und Hamburg gehandelt. Das Unternehmen war zeitweise Bestandteil des Börsenindex CDAX. Anfang 2003 erwarb das Unternehmen fünfzig Prozent am amerikanischen Mitbewerber Bell & Howell und wurde damit Marktführer für Hochleistungs-Kuvertiersysteme. Ende 2005 wurde Bell + Howell zu 100 % übernommen. Die Firma firmierte unter dem Namen Böwe Bell & Howell.

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