Round the World für die Anti Trust Schlacht – 1991
Im April 1991 trat ich im Rahmen meines gemeinsamen unternehmerischen Engagements mit Michi Plank bei North Sails eine schwierige Reise auf der Langstrecke mit wichtigem Zwischenziel in Hongkong an. Schon seit den Zeiten vor unserer Firmenübernahme schwelte ein Patent- und Gebrauchsmusterschutz mit Gaastra, einem unserer US amerikanischen Wettbewerber. Es ging um die sogenannten "Camber Inducers", wie die Profilspangen in der Masttasche genannt werden, die den Segel-Bauch in Form halten. Die rechtliche Auseinandersetzung fand in einem sehr teuren Anti-Trust Verfahren in den USA ihren Höhepunkt. Das Gericht verhängte zu Gunsten der Firma Gaastra eine einstweilige Verfügung gegen unsere North Sails Niederlassung in Washington State, wodurch wir den Verkauf unserer mit Cambern ausgestatteten Segel einzustellen hatten. Zeit zu handeln und der Situation ins Auge zu schauen. Auch wenn uns die Aussicht auf einen immensen finanziellen Verlust den nächtlichen Schlaf raubte. Da der internationale Sitz von Gaastra durch deren Besitzer Hutchison Group in Hongkong war, führte uns unser Weg in die damals noch friedliche, britische Kronkolonie. Allerdings erst mit ein paar Umwegen rund um die Welt in Richtung Westen - anders als Phileas Fogg - denn den unangenehmen Showdown in Asien wollten wir uns fürs Ende aufheben. Wir buchten ein günstiges Around the World Ticket, das wir dann auch so richtig nutzten. Und mit Rücksicht auf das finanzielle Desaster, in das wir sehenden Auges hineinschlitterten, organisierten wir unseren Trip auch noch so, daß der Flieger auch gleichzeitig unser Hotelzimmer zum Übernachten war.
- Michael Plank & Michael Kamm
Auf dem Weg von München in die USA hatten wir unseren ersten Stop für ein Meeting in Paris geplant. Hier trafen wir uns mit unseren französischen North Sails Partnern in Paris für einen Austausch. Mit den Franzosen waren wir damals in Übernahmeverhandlungen bezüglich der bis dato noch unabhängigen und in St. Malo in der Bretagne ansässigen Distribution, die wir dann auch einige Wochen später erfolgreich abschliessen konnten
Im Anschluß verließen wir den europäischen Kontinent dann Richtung USA, um zunächst unsere North Sails Lizenzpartner via Stop Over Chicago in Sheboygan bei Milwaukee im Bundesstaat Wisconsin, zu besuchen. Die Stadt liegt am Westufer des Lake Michigan, einem der fünf grössten Seen Nordamerikas und ihr native american Name bedeutet „Versammlungsort am Wasser“. Da waren wir doch wieder richtig.
Weiter gings ins wunderschöne Seattle, im Bundesstaat Washington, der an Kanada grenzt. Hier ist der Sitz unserer amerikanischen Vertriebsgesellschaft, der wir die ganzen Anti Trust Probleme verdankten. Seattle wird neben Bergen und Hügeln vom Wasser dominiert. An der westlichen Seite erlaubt der Puget Sound einen Zugang zum Pazifik. Landschaftlich eine wunderbare Szenerie. Unsere Lust auf frischen Fisch haben wir dann am legendären Pike Place Fishmarket gestillt, wo die Fische traditionell erstmal durch die Luft gewirbelt werden, bevor man sie einpackt. Ein absoluter Hingucker und immer einen Besuch wert.
Der nächste Ort unseres Trips war nicht nur am Wasser, sondern von Wasser umringt. Unsere North Sails Designer erwarteten uns bereits auf Maui, der zweitgrössten Insel des Archipels Hawaii. Sie trägt den Namen des polynesischen Halbgotts Maui, der den Menschen das Feuer brachte und offensichtlich damit auch den berühmten Haleakala. Ein schlafender Vulkan, der 3/4 der Inselfläche einnimmt und für allerlei touristische Vergnügungen bereitsteht. Der Blick von oben ist einfach atemberaubend und der Thrill beim Downhill-Biken runter an den Strand ebenso. Nachmittags ist dann meet & greet der Pro's am legendären Hookipa Beach, wo die Wellen im Winter bis zu 8 m hoch werden können. Inspiration pur für unsere North Sails Designer.
Schweren Herzens sind wir weitergeflogen, denn unser neuer japanischer North Sails Importeur erwartete uns bereits in der traumhaft schönen historischen Stadt Kyoto in der Nähe der japanischen Boomtown Osaka. Wir hatten leider gar keine Zeit für Sightseeing und so habe ich erst viele Jahre später Gelegenheit gehabt mit Osaka die drittgrößte Stadt Japans kennen zu lernen und mit dem Shinkansen nach Kyoto zu fahren, um mich dort mal als Tourist umzusehen. Von unserer Reise blieb der Genuß von besonders leckeren Sushis sowie die in Japan immer schon beeindruckende Badezimmer und WC Technik. Nicht anlaufende Spiegel und vollautomatische Toiletten sind einfach cool.
Jetzt stand Hongkong auf dem Tour-Programm und wir mussten uns mit Gaastra und einer ganzen Riege an Anwälten auseinandersetzen. Am Ende war das summasummarum die absolut teuerste Destination und unsere Laune war auf dem Tiefpunkt.
Noch nie haben wir den Anblick auf Hongkong weniger genossen als auf dieser Reise ... selbst das tägliche Gewusel auf den Strassen von Tsim Tsa Tsui berührte uns nur am Rande
Ausspannen am Pool, bevor die Schlacht mit den Anwälten beginnt
So sah unser sleeping room während der Reise aus. Ziemlich unkomfortabel, aber dafür budgetoptimiert
Dennoch flogen wir noch nach Singapur, um einen neuen Distributeur zu treffen. Unser Bedarf an hektischen asiatischen Städten war damit endgültig gedeckt.
Unser letzter Stop führte uns nach Sri Lanka ins eher beschauliche Colombo und unsere in der Nähe liegende Produktionsstätte in Katunayake. Nach soviel asiatischer Kulinarik freuten wir uns nach unserer Rückkehr auf etwas Deftiges ... denn unsere Niederlage hatte Spuren hinterlassen.
Der Sherman Antitrust Act vom 2. Juli 1890 war die erste Rechtsquelle für das US-amerikanische Wettbewerbsrecht. Es sollte angesichts der Entstehung marktbeherrschender Trusts, Kartelle und Monopole deren große Marktmacht einschränken. Nach der Verabschiedung des Gesetzes wurde es zunächst kaum angewandt; erst unter Präsident Theodore Roosevelt erfolgte eine stärkere Anwendung.
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