Rückzug aus der Stadt des Lichtes – Alpex Übernahme abgeblasen – 2013
In 2013 versuchten wir mehr Struktur und Linie in unser mittlerweile sehr unübersichtliches Geflecht an Rohstoff-Lieferanten und weiterverarbeitenden Partnern rein zu bekommen. Das war gar nicht so einfach. Bei Sympatex kamen die Granulatpolymere von DSM aus Holland, die Membrane in Fremdfertigung von Amcor aus Belgien. Ganz zu schweigen von den extrem umfangreichen Sourcings der textilen Rohstoffe. Und am Ende der Kette stand dann das Färben und die Laminierung der unterschiedlichsten Komponenten durch zahlreiche, internationale Partner aus Österreich und ganz besonders aus Asien. Da konnte man schnell den Überblick verlieren. Die Qualitätssicherung war darüberhinaus extrem schwierig, besonders wenn man nicht permanent vor Ort präsent sein konnte. Jeder Partner war zudem vorwiegend an guten eigenen Margen interessiert, was vor dem Hintergrund der Wirtschaftlichkeit sehr verständlich war. Es gab Profitgerangel, wo wir dringend Punkte gut machen mussten, um überhaupt an Profit gewinnen zu können. Unsere Gesellschafter machten Druck. Der Sympatex Workflow war so komplex, dass wir uns manchmal gefragt haben, wie überhaupt jemals ein fertiges Laminat aus den vielen Produktionsschritten wurde. Das musste ja dann noch von unseren Kunden zur fertigen Jacke produziert werden. Das Tragen einer solchen hat man plötzlich auch ganz anders wertgeschätzt, da man die Prozesse dahinter kannte. Auch bei Ploucquet kriselte es. Die Auslastung unseres Werks in der Oberlausitz war nicht zufriedenstellend und es gab immer wieder Zeiten von Kurzarbeit, was die Mitarbeiter*innen im ohnehin strukturschwachen Zittau nicht erfreut hat. Auch die besten Maschinen kommen irgendwann mal in die Jahre und ein immenser Investitionsbedarf stand immer wieder auf der Tagesordnung. So schauten wir nach Optionen und Möglichkeiten einen neuen Standort mit Produktion zuzukaufen. Seit längerer Zeit hatten wir ein Auge auf das Unternehmen Alpex - einer Empfehlung unseres französischen Kollegen Herve Clerbout - geworfen. Ein recht cleverer full-service Partner für technische Textilien mit immensem Know-How und mit entsprechendem Marktzugang. Eine optimale Kombination. So fuhr ich regelmässig mit Herve - unserem Sympatex Vertriebschef für Frankreich - nach Saint-Chamont bei Lyon. Monatelang verhandelten wir mit den beiden Mehrheitsgesellschaftern Herve & Laurent Zug und Zug. Im Oktober sollte es dann zur Vertragsunterzeichnung kommen und wir wollten endlich die Früchte unserer Arbeit ernten. So vereinbarten wir ein Abendessen mit den beiden Eigentümern von Alpex und unseren Gesellschaftern Stefan Sanktjohanser und Thomas Babacan, Vorsitzender des Boards. Hervé war glücklicherweise als Übersetzer mit am Tisch, denn es gab einige sprachliche Hürden zu nehmen. Und die beiden Alpex Manager wollten uns natürlich auf Herz und Nieren prüfen und waren verdammt harte Gesprächspartner. Wie immer ging es um den schnöden Mammon, den wir nicht gerade im Überfluss hatten. Unsere Owner waren leider auch nicht bereit, uns eine weitere Finanzspritze zu verpassen. Wir sahen unsere letzte Chance in "off the records" Verhandlungen vor der Restaurant-Tür. Am späten Abend gaben wir uns geschlagen und flogen am nächsten Morgen übermüdet wieder nach München. Der Rückzug schmerzte langfristig sehr, da sich Alpex in der Folge auch massiv auf dem deutschen Markt breit machte und hier ein omnipräsenter Wettbewerber für SYMPATEX wurde.
- Thomas Babacan, Stefan Sanktjohanser, Hervé Clerbout, Michael Kamm, Herve Tiberghien & Laurent Cogez
Wir wollten partout den zusätzlichen Alpex Umsatz im interessanten Workwear Bereich hinzugewinnen und haben bei unseren Verhandlungen alle Register gezogen - leider ohne Erfolg
Auch Hervés französischer Charme und das besonders gute Essen in einem Top Lokal in Lyon hat am Ende nichts genützt
Die Bar war cool. Da wollten wir eigentlich auf unseren Deal mit einem guten Beaujolais anstossen
Sieht gar nicht nach Technologie aus - eher wie Altmetall. Das war dann auch eine französisch geniale in die Jahre gekommene Anlage.
Unsere französischen Freunde benutzten Schweizer Maschinen, denen eine gute Langlebigkeit nachgesagt wurd
Trotzdem war auch hier nicht alles Gold, was gelb glänzt. Das Ölleck sollte mal repariert werden
Die Altstadt Lyons und ein Teil der Halbinsel Lyon wurden 1998 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Lyon ist Bischofssitz des Erzbistums Lyon der römisch-katholischen Kirche in Frankreich. Kathedralkirche ist die Kathedrale von Lyon in der Altstadt. Die Basilika Notre-Dame de Fourvière wurde in den Jahren 1872 bis 1884 auf dem Fourvière-Hügel errichtet. 2016 wurde Lyon als 61. Stadt der Ehrentitel „Reformationsstadt Europas“ durch die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa verliehen. Die Lyoner Gastronomie genießt weltweiten Ruf. Die Vielfalt der traditionellen Küche findet in der seltenen Kombination aus Alpen-Nähe und schiffbarem Zugang zum Mittelmeer ihren Ursprung. Nördlich der Stadt liegt das Weinbaugebiet Beaujolais, südlich der Stadt schließen sich die Côtes du Rhône an. Historisch ist die Stadt eng mit den canuts, den Seidenwebern, verknüpft, deren Handwerk während der Industriellen Revolution die treibende Wirtschaftskraft war. Darüber hinaus ist Lyon als „Stadt des Lichtes“ bekannt, dem zu Ehren jährlich am 8. Dezember die Fête des Lumières gefeiert wird. Lyon ist Sitz der internationalen Polizeibehörde Interpol und der Internationalen Agentur für Krebsforschung
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