Schwarzwälder Kirsch & textiler Strukturwandel – IVGT Verbandstagung in Hinterzarten – 2012
Der IVGT ist der grösste textile Fachverband in Deutschland und vertritt die Interessen von mehr als 170 Mitgliedsunternehmen in den Bereichen textiler Rohstoffe bis hin zu Geweben. Durch konsequente Lobbyarbeit versucht man, auf die Bedürfnisse der Textilindustrie aufmerksam zu machen und die vielfältigen Interessen durchzusetzen. Als Präsidiumsmitglied stand ich da an vorderster Front. Mitte November ging es zur Jahresversammlung und dem immer interessanten Austausch in den Hochschwarzwald. Das Parkhotel Adler - im schönen Hinterzarten östlich von Freiburg gelegen - war diesesmal unser Tagungshotel. Für mich nicht nur einfach ein Hotel, sondern eine Art Nachhausekommen, denn die Eigentümer-Familie Riesterer bzw. Trescher ist mir schon seit langem bekannt, das sie mit meinen ehemaligen Schwiegereltern, ebenfalls einer Hoteliersfamilie aus Lindau befreundet waren. In der gehobenen Ferien-Hotellerie-Szene kennt man sich eben. Bemerkenswert ist, daß es sich beim Adler um eines der ältesten historischen Hotels weltweit handelt, erstmals erwähnt im 15. Jahrhundert. Das Hotel wird nun in der 16. Generation gemanaged und ist - trotz vieler Widrigkeiten - immer in Familienhand geblieben. Vor so viel Durchhaltevermögen und Family Spirit kann man wirklich den Hut ziehen. Neben den textilen Vorträgen und Diskussionen, die nachmittags mit einer leckeren Schwarzwälder Kirsch gekrönt wurden, hatten wir auch ein Off-Site Meeting. Die Firma Coats im nahegelegenen Bräunlingen. Das Unternehmen steht exemplarisch für den Niedergang der Textilindustrie in Deutschland und für den daraus entstehenden Strukturwandel durch das Wegfallen vieler Jobs. Die Geschichte des Unternehmens, das Nähgarne herstellte, geht bis ins Jahr 1872 zurück. In den Nachkriegsjahren beschäftigte man dort mehr als 900 Mitarbeiter und war damit ein Top Arbeitgeber der Region. In 2013 kam das Aus. Die Produktion wanderte ins Ausland ab, die Arbeitsstellen wurden in viele verschiedene Länder verlagert. Heute ist in Bräunlingen die Coats Thread Germany GmbH angesiedelt, eine Tochter des weltweiten Konzerns, der mittlerweile neben Garnen und Reißverschlüssen auch Software-Programme für die Textilindustrie in seinem Portfolio hat. Schön ist, daß sich altgediente Mitarbeiter*innen des ursprünglichen Coats-MEZ Werks immer noch treffen und über alte, gute Zeiten sprechen. Die werden wohl so schnell nicht mehr kommen...
- Michael Kamm
November Nebel in Hinterzarten. Der Adler ist ein 4,5 Sterne Hotel und ist seit 2012 Mitglied des Hotelverbandes "small luxury hotels of the world"
Typisch für den Schwarzwald sind die Walmdächer - an den Seiten weit heruntergezogen..
Neblige Tristesse draussen - lichte Noblesse innen
Hinterzarten ist eine Gemeinde und ein Höhenluftkurort im Südschwarzwald etwa 25 Kilometer östlich von Freiburg im Breisgau. Geografisch reicht Hinterzarten mit 1400 m bis knapp an den Feldberg, die mit 1493 m höchste Erhebung des Schwarzwaldes, und bis an das südwestliche Ende des Titisees. Hinterzarten befindet sich im Naturpark Südschwarzwald und wird vom Zartenbach durchflossen. Ursprünglich ein reines Bauerndorf, ist Hinterzarten heute stark vom Tourismus geprägt, wozu der Bau der Höllentalbahn (1887) und die Prädikatisierung zum heilklimatischen Kurort wesentlich beigetragen haben. Die Gemeinde bietet ein umfangreiches Wegenetz für Wanderungen im Sommer wie auch im Winter sowie für Mountainbike-Touren. So verläuft auch der anspruchsvolle sog. Gipfel-Trail von Titisee kommend über 16 km durch Hinterzarten bis zum Nordhang des Feldbergs. Mit dem Säbelthomaweg gibt es seit Mai 2019 auch einen Premium-Wanderweg. Im Winter werden mehrere Langlaufloipen gepflegt und es gibt drei Skilifte.
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