Schweres Erdbeben in Salò und Gardone – Aufgabe der Via Belvedere in Fasano durch Umzug ins Belle Rive – 2005
Am 25. November 2004 hatte ein Erdbeben der Stärke 5,2 weite Teile Norditaliens erschüttert. Zahlreiche Gebäude wurden beschädigt, mindestens neun Menschen verletzt. Experten warnen vor Nachbeben. Gegen Mitternacht bebte in Norditalien etwa 30 Sekunden lang die Erde. Nach Angaben des Zivilschutzes gab es keine Toten. In mehreren Orten liefen die Menschen in Panik aus ihren Häusern und verbrachten die Nacht auf der Straße. Das Beben war von Genua bis Venedig, von Turin bis Mailand zu spüren. Besonders betroffen waren Salò und Gardone Riviera. In Salò stürzte ein Glockenturm ein. Dutzende Häuser wiesen Risse im Mauerwerk und andere Schäden auf. Hiervon war auch die Wohnung von Oliver Meier betroffen. Oliver ist gemeinsam mit seinem Bruder Patrick Besitzer des Grandhotels Fasano und auch der Vermieter unserer Wihnung in Fasano. Die beiden waren wie ich Internatsschüler in Neubeuern. Er rief mich an, um zu klären, ob er über den Winter vorübergehend in unsere Wohnung ziehen könnte, bis seine eigene Wohnung in Salò wieder saniert ist. Das war eigentlich kein Problem, da Ette und ich nicht planten in den kommenden drei Monaten am Gardasee zu sein. So zog er bei uns ein, wobei in Salò auch das Krankenhaus der Stadt evakuiert wurde, um das Ausmaß der Gebäudeschäden zu überprüfen. Die Patienten wurden auf andere Kliniken der Region verteilt. Insgesamt mussten 125 Menschen ihre Häuser verlassen, weil die Gebäude einzustürzen drohen. Den Angaben zufolge handelte es sich um eins der schwersten Beben, das jemals in der Region registriert wurde. Das Epizentrum befand sich nach Angaben des italienischen Nationalen Geophysischen Instituts am Ufer des Gardasees in etwa 25 Kilometer Tiefe. Es war aber auch in der Lombardei, in Piemont und in Venetien zu spüren. Das Gebiet um Salò ist eine Zone mit seismischem Risiko; wir wussten, dass sich dort ein Erdbeben ereignen könnte", sagte der Zivilschutzleiter Bertolaso der Nachrichtenagentur "Ansa". Glücklicherweise habe man in dieser Region Italiens aber ziemlich gut gebaut. Im Februar stellte sich heraus, daß er länger als geplant bleiben würde, weshalb wir uns entschieden, die Wohnung aufzugeben und in das neu eröffnete Hotel Belle Rive in Salò umzuziehen. Den dadurch notwenigen Auszug organisierte ich Ende Februar gemeinsam mit dem für Aigner tätigen Transporteur Herrn Neudert von München aus in bewährter Weise unproblematisch, da wir von München via Gardone nach Mailand zur Modenshow fuhren und den Transporter nutzen, um unsere persönlichen Dinge wieder nach München zu bringen.
- Transporteur Herr Neudert und Michael Kamm
In der oberen Wohnung des rechten Hauses wohnten Ette und ich seit 2001 im Ortsteil Fasano Sopra von Gardone. Gardone Riviera ist eine italienische Gemeinde am Westufer des Gardasees mit 2658 Einwohnern und ist seit 2017 Mitglied der Vereinigung „Die schönsten Orte Italiens“. Gardone besteht aus den Ortsteilen Gardone Sotto, Gardone Sopra, Fasano Sotto und Fasano Sopra. Die Hügel, die das Dorf umschließen, sorgen für ein mildes Mikroklima, in dem sich mitteleuropäische und mediterrane Vegetation abwechseln. In der Gemeinde gibt es zahlreiche Parks und Gärten. Gardone liegt auf der westlichen Seite des Gardasees. Die acht Gemeinden Limone sul Garda, Tremosine, Tignale, Gargnano, Toscolano-Maderno, Magasa, Gardone und Salò bilden die Riviera dei Limoni.
Unsere Wohnanlage war neu gebaut und hatte eine wunderbare Lage oberhalb des Sees. Ende des 19. Jahrhunderts wurde Gardone Riviera ein Kurort. Deutsche Ärzte wie Ludwig Rohden empfahlen den Ort, der früher Hildebrandsburg hieß, wegen der therapeutischen Eigenschaften seines Klimas besonders für längere Aufenthalte. Aus diesem Grund wollte der Österreicher Ludwig Wimmer das erste größere Hotel am See bauen. Als er im Jahr 1881 Bürgermeister Gardones wurde, fing er an, für die Gemeinde erfolgreich zu werben. Innerhalb von wenigen Jahren wurde es zu einem Kurort. Zahlreiche deutsche Komponisten und Schriftsteller hatten in Gardone in dieser Zeit ihren Zweitwohnsitz.
Die Wohnung war von Hicky Meier komplett nach ihrem Geschmack eingerichtet. Von 1921 bis 1938 lebte Gabriele d’Annunzio in Gardone in seinem weitläufigen Anwesen Vittoriale degli italiani, in dem sich auch seine monumentale Grabstätte befindet. Während der Zeit der Italienischen Sozialrepublik waren die großen Hotels und Villen Sitz von Kommandostellen, Botschaften und Lazaretten. Unter anderem lag im Ortsteil Fasano das Büro des „höchsten SS- und Polizeiführers“ in Italien Karl Wolff, der einer der einflussreichsten Männer der deutschen Besatzungstruppen in Italien nach dem Waffenstillstand von Cassibile war. Das Vittoriale degli italiani – das Siegerdenkmal der Italiener - war das Anwesen des italienischen Dichters Gabriele D’Annunzio, das er von 1921 bis 1938 bewohnte. Heute ist der Komplex ein weiträumiges Museum auf einer Fläche von neun Hektar. Ein eigenes Freilichttheater befindet sich ebenfalls auf dem Gelände. Es wurde 1930 entworfen, aber erst am 8. August 1953 mit einem Konzert der Mailänder Scala eröffnet. Es bietet Platz für 1500 Besucher. Die hinteren Sitzreihen grenzen direkt an die Trakte des Wohnhauses.
D’Annunzio ließ die Anlage vom Architekten Gian Carlo Maroni nach und nach umbauen und erweitern und hinterließ das nunmehr „Vittoriale“ genannte Anwesen dem italienischen Volk. Mit ungefähr 200.000 Besuchern im Jahr zählt der Vittoriale zu den bestbesuchten Museen Italiens. Der 10.000 m² große Garten Giardino Botanico A. Hruska wurde im Jahr 1910 von dem Naturforscher und Arzt Professor Arthur Hruska angelegt. Bis 1971 hat er hier mehr als 2000 Pflanzenarten angesiedelt. Der Künstler André Heller hat das Grundstück 1988 erworben und hat einen Wohnsitz in der Villa. Etwas unterhalb dieses Gebäudes liegt die Villa Alba, die im Auftrag des deutschen Fabrikanten Richard Langensiepen erbaut wurde. Es war gedacht, die Sommermonate in Gardone zu verbringen. Das Monumentalgebäude war reiner Privatbesitz der Familie.
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