St. Pieter und Paul – Maastricht Impressionen – 2009
Maastricht rühmt sich, die älteste Stadt der Niederlande zu sein. In Nimwegen sieht man das ein wenig anders, aber auch dort gilt die Hauptstadt der Provinz Limburg als besonders geschichtsträchtig. Denn in Maastricht gibt es uralte Grotten, die dunkle Geheimnisse bergen. Dazu bedeutende Kirchenbauten, die heute moderne Designhotels sind. Und inmitten der historischen Kulisse findet man viele originelle Shops und Cafés. Zudem ist die Stadt natürlich durch die Maastricher Verträge sowie eine internationale Kunst- und Antiquitätenmesse international bekannt. Paul und ich haben uns vorgenommen einerseits die hiesige Universität in Augenschein zu nehmen und nebenbei diese schöne Stadt auch oberirdisch und unterirdisch zu erkunden und in den Grotten von St. Pieter ehrfürchtig das Staunen zu lernen.
- Paul und Michael Kamm
Wirklich spannend! Insgesamt soll es in den Grotten mehr als 20.000 Gänge geben. Wenn ihr mit den Grottenführern durch die unterirdische Welt wandert, entdeckt man Dutzende Kunstwerke, drei Altäre, Überreste eines Krankenhauses und die Relikte einer Champignonzucht. Und hört emotionale Geschichten, wie sich die Bewohner von Maastricht im Zweiten Weltkrieg hierhin flüchteten. In dieser Zeit gab es in der unterirdischen Welt ein komplettes Krankenhaus, eine Kapelle und eine Bäckerei mit funktionierenden Öfen, die man auch heute noch sehen kann.
Hier ist der Eingang zum Hauptgebäude der School of Business and Economics.Das Besondere an der Uni Maastricht: der Standort und die Studienausrichtung - mitten im Zentrum Europas und stark international. Sie gilt als europäische Vorzeige-Uni und war 2016 unter den Top Ten der Europäischen Universitäten. Fast die Hälfte der Studierenden und vierzig Prozent des akademischen Personals kommen aus dem Ausland. Rund einhundert verschiedene Nationalitäten begegnen sich hier auf dem Campus.
Maastricht ist zwar nicht sonderlich groß, dafür aber ungeheuer lebendig. Das liegt nicht zuletzt an den 12.000 Studenten, die sich zu den rund 120.000 Einwohnern gesellen. Das hält die Stadt jung und dynamisch. Allein vier Kunsthochschulen gibt es in Maastricht; Kunst und Design sind folglich ein wichtiges Thema. Das zeigt sich überall im Stadtbild. Besonders beeindruckend fand ich die Kombination von historischen Sakralbauten und modernem Design.
Das Provinzhaus in Maastricht ist der Regierungssitz der Provinz Limburg und ist teilweise in die Maas gebaut. Das Gebäude besteht aus 23 Einzelgebäuden, die alle miteinander verbunden sind. Die Architektur zeichnet sich durch eine monumentale und kubische Bauweise aus, welche im Beleuchtungskonzept durch den Einsatz von Flutbeleuchtung betont werden soll. Weiterhin werden die wichtigsten Gebäudeteile, wie der Eingang, der Plenarsaal auf der Insel sowie die Autowerkstatt, in besonderem Maße angestrahlt um die Hierarchie zu verdeutlichen. Abschließende Gebäudeteile werden in wärmeren Farbtemperaturen angestrahlt, um eine Umrahmung in dem Gesamtkomplex zu erreichen. Die Türme fungieren als Verbindungselemente und sollen durch eine lichttechnische Akzentuierung in ihrer Rhytmik unterstützt werden. Durch das Lichtkonzept mit insgesamt über 600 Lichtpunkten entsteht ein prägendes Nachtbild sowohl von der Ufer- als auch von der Straßenseite.
Die Grotten von Sint Pieter liegen unter dem Sint Pietersberg in Maastricht. Das ausgedehnte unterirdische Gangsystem ist durch den Abbau von Kalksandstein entstanden. Bergarbeiter haben schon vor tausend Jahren mit dem Abbau von Kalksandstein aus dem Sint Pietersberg begonnen, weil es ein ausgezeichnetes Baumaterial ist. Die Grotten können bei geführten Touren besichtigt werden.
Bei einer Führung kommt man an einer enormen Kuppel vorbei in den gotischen Gang. Im Krieg und bei Belagerungen der Stadt Maastricht wurden diese Gänge als Zufluchtsort genutzt. Die ortskundigen Führer erzählen die Anekdoten über das Leben in den dunklen Gängen an genau den Stellen, wo sich die Menschen damals versteckten. Wussten Sie eigentlich, dass während des Zweiten Weltkrieges hier auch das berühmte Gemälde Die Nachtwache von Rembrandt verborgen wurde? Auch dieses Versteck können Sie besuchen. Das unterirdische Grottensystem des Sint Pietersbergs wurde nicht von der Natur geformt. Es waren vielmehr Menschenhände, die ein Labyrinth aus Bergwerksgängen aus der uralten Schicht aus weichem Kalkstein gesägt und gehackt haben. Heute noch zu sehen sind die Überreste dieses Labyrinths, die die Blockbrecher zurückgelassen haben. Das Labyrinth zählte irgendwann einmal mehr als 20.000 Gänge mit einer Gesamtlänge von etwa 200 km. Heute gibt es noch etwa 8.000 Gänge mit einer Gesamtlänge von ca. 80 km. Verirren kann man hier sehr schnell. Fledermäuse haben damit kein Problem, sie fühlen sich hier wie zu Hause. Der Mergel entstand, als sich der Kalk der Skelette und Schalen von Tieren auf dem Boden des Meeres anhäufte, das sich hier vor vielen Millionen Jahren befand. Die fossilen Überreste dieser Tiere sind bis heute in den gelben Mergelsteinen von Gebäuden in der Stadt und an den Wänden der Gänge zu erkennen. Die schönsten Funde stammen aus den Jahren 1770, 1998 und 2012, als man im Sint Pietersberg auf die besonders gut erhaltenen Fossilien eines Mosasaurus (Maaseidechse), einem Zeitgenossen der Dinosaurier, stieß.
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