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Sylt macht sychtig – windiges Programm in Kampen – 1983

Von Sa., 24. September 1983 bis Sa., 1. Oktober 1983

Ende September verbringen Nici und ich eine besonders schöne Woche im hohen Norden! Erstmals geht es für uns beide auf die Insel Sylt, auf der wir für eine Woche unsere Freunde Bettina und Thomas sowie Bettinas Eltern in Kampen besuchen. Da Bettinas Vater Berthold einer der ganz frühen Sylt Liebhaber und auch auswärtigen Immobilien Besitzer war, liegt das Beitzsche Anwesen, in dem wir wohnen entsprechend zentral und prominent im Ort direkt Zaun an Zaun hinter den damaligen In-Lokalen Go Gärtchen und Pony im Bergenten Weg. Für viele Insulaner gehörte Berthold Beitz zu einer ganz bestimmten Gruppe Stammgäste, einer der echten Kampianer; jemand der viel darstellt, aber wenig Gewese um sich macht. Und sehr hübsch ist das Haus noch dazu. Wir nehmen das gesamte Angebot der Insel mit. Surfen, baden, shoppen, Fahrrad fahren, Essen gehen und Krabben puhlen ... alles steht auf dem Programm. Das Wetter ist traumhaft, um uns herum ist alles ziemlich chic und sehr edel. Wir sind im Beitzschen Gästehaus auf dem Grundstück untergebracht und die beiden Damen stricken um die Wette.

Mit dabei
  • Else & Berthold Beitz, Bettina & Thomas Poullain, Nicola Schielin & Michael Kamm

An keinem Ort ist nordfriesische Baugeschichte so konzentriert vorhanden, wie im kleinen Ort Kampen und auch Keitum auf der Insel Sylt, in Norddeutschland. Dort findet man eine Ansammlung alter, reetgedeckter Friesenhäuser, die grösstenteils vor Hunderten von Jahren gebaut wurden. Hier ein Paradebeispiel der wunderschönen Architektur.

Das Reetdach ist auch heute auf Sylt eine der beliebtesten Dachformen. Das Naturmaterial Schilf passt wie kein anders zur Gegend und macht den Charme dieser traditionellen Häuser aus.

In der Gemeinde Kampen, vielen bekannt als Treffpunkt der «Reichen und Schönen» der Insel, gibt es Satzungen, die die ausschliessliche Verwendung von Reet vorschreiben.

Sylt – das sind vor allem kilometerlange, breite weisse Sandstände, das Wattenmeer an der östlichen Seite der langgezogenen Insel, die rund 50 Meter hohe Wanderdüne Uwe, Wind, Wellen und Sonne, Radeln, Surfen und Kiten. Damals ein wichtiger Reisebegleiter liegt schon ausgepackt und griffbereit auf den Handtüchern - Zigaretten.

Was für ein Glück! Das Wetter könnte nicht schöner sein!

"Berthold Beitz hatte sich für sein Haus von der Kieler Olympiade einen Fahnenmast mitgebracht", erinnert sich der ehemalige Kampener Wehrführer Udo Lützen. Dieser Fahnenmast war so verankert, dass man ihn nicht einklappen konnte. Als also eines Tages oben ein Tau riss, hatte Beitz ein Problem: "Er sagte, wenn es einer schafft, da hoch zu kommen, bekommt er 10 000 Mark von mir", erinnert sich Lützen. "Das Geld konnte die Feuerwehr gut gebrauchen - also habe ich von den Westerländer Kollegen die Drehleiter geborgt und das Tau ausgetauscht." Die 10 000 Mark waren nur ein kleiner Teil der Unterstützung, die Beitz seiner Kampener Wehr angedeihen ließ, weiß Lützen. Er schätze ihn sehr: "Alles was er sagte, hatte Hand und Fuß. Es war ein aufrechter Mann." Seine Nähe zur Kampener Feuerwehr zeigte Beitz auch in seinen alljährlichen Besuchen des Feuerwehrfestes: "Dort hat er sich immer sehr nett unterhalten. Leider war er in diesem Jahr nicht dabei."

Hier muss der Wind noch ein wenig kräftiger pusten. Die zahlreichen Surfer freuen sich jedenfalls auch über eine steife Brise.

So ein Cabrio ist schon eine herrliche Sache.

Ideal in dieser Umgebung und bei diesem Traumwetter.

Das Haus wurde im sogenannten uthlandfriesischen Stil in Ständerbauweise errichtet. Die Häuser sind niedrig und langgestreckt gebaut und mit den schmalen Seiten gen Osten und Westen ausgerichtet. Dadurch bieten sie dem Wind weniger Angriffsfläche. Die Aussenmauern sind aus Backstein. Der typische Friesengiebel ist so gebaut, dass bei einem Brand das brennende Reet zur Seite, aber nicht vor die Haustür rutschen konnte und somit die Flucht ermöglichte. Die Dachkonstruktion ruht auf zwei Reihen hölzerner Ständer. Diese wurden tief in den Boden eingegraben und lagern auf grossen Feldsteinen. Zwei Längsbalken sind auf den Ständern gelagert, über diesen verlaufen quer die Deckenbalken. An den Enden sind die Dachsparren befestigt, auf denen Holzlatten aufgenagelt wurden. Darauf lagert das Reet, das «aufgenäht ist.

Abends auf Sylt ist das Damenprogramm übersichtlich.

In trauter Zweisamkeit kann Großes entstehen. Hier stricken die beiden Damen an einem Stück Himmel über Sylt. Die Farbe ist schon einmal gut gewählt.

Der 11,3 Kilometer lange Hindenburgdamm ist übrigens die einzige Verkehrsverbindung, die Sylt mit dem Festland von Schleswig-Holstein verbindet.  Er wurde 1927 nach vier Jahren Bauzeit eröffnet und dient ausschliesslich dem Eisenbahnverkehr. Autos können also nur per Zugverlad oder Fähre auf die Insel. Wie auch sonst auf der ganzen Insel, stechen hier die reetgedeckten, weissgetünchten oder roten Backsteinhäuser ins Auge. Sie werden auch heute weiterhin im selben Stil errichtet und verbergen sich oft hinter blumenbewachsenen Steinmauern oder Sandwällen, die vor den vom Meer kommenden Winden schützen.  Beim Spazieren durch die Alleen von Keitum wird man immer wieder überrascht. Kein Haus gleicht dem anderen. Noch verblüffender sind allerdings die Jahreszahlen, die ihre Erbauer zumeist über der Eingangstür verewigt haben, wie 1756 oder 1776. Seit Ewigkeiten trotzen die Häuser den starken Winden und Unwettern, die regelmässig über die Nordseeinsel hereinbrechen. Ihre solide und robuste Bauweise hat sich seit Jahrhunderten bewährt. Um die Bau- und Lebensweise der Inselbewohner kennenzulernen, besucht man am besten das Museum «Altfriesisches Haus seit 1640». Das ehemalige Wohnhaus einer Kapitänsfamilie ist eines der ältesten Gebäude im Ort und liegt direkt am Wattenmeer. Im 19. Jahrhundert zog der Lehrer und Chronist Christian Peter Hansen hier ein. Er legte den Grundstock der Sammlung des Museums. Die Ausstellungen gibt Einblick in das Inselleben vor dem 20. Jahrhundert. Im Inneren des Hauses sieht man bei einem Rundgang durch die Wohnstube, Kammern, Küche und Speisekammer die typische Einrichtung und Gebrauchsgegenstände der vergangenen Jahrhunderte.

Fehler entdeckt, Änderungen & Ergänzungen gewünscht sowie eigene Photos zur Vervollständigung verfügbar? Bitte gerne per Mail an Michael@Kamm.info.