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Am Wendekreis des Krebses – Eindrücke der schönen Insel Formosa – 2015

Von Fr., 16. Oktober 2015 bis So., 18. Oktober 2015

Mitte Oktober stand Taiwan auf meinem Reiseplan, da dort mit der TITAS eine wichtige asiatische Textilmesse stattfand; zudem hatte mich Andrew Lin - ein mir gut vertrauter und lieb gewordener Geschäftspartner - eingeladen, am Wochenende vor der Messe eine private Tour in seinem interessanten Heimatland zu unternehmen. Obwohl ich bereits seit 1988 zahlreiche geschäftlich veranlasste Besuche auf der Insel absolviert hatte, war ich noch nie an der nahe zu Taipeh gelegenen Nordküste gewesen und nahm die Einladung somit gerne an. Taiwan ... ein wahrlich großartiges Land mit innovativen, fleissigen und unerschrockenen Bürgern, die seit den 40er Jahren Ihre Insel gegen den alles kontrollierenden Kommunismus der Festland Chinesen verteidigen. Zwar wurde der damalige Führer Chiang Kai-shek für den dramatischen Verlust Gesamtchinas im Bürgerkrieg gegen Mao Zedong verantwortlich gemacht. Trotzdem hält man, meist mit einer Spur Bewunderung, dem Generalissimus zugute, dass er, als Vertreter des freien China auf Taiwan, den Kommunisten ab 1949 jahrelang Paroli bot, zumindest bis zur Anerkennung der Volksrepublik China als einzig rechtmäßige Repräsentantin des chinesischen Volkes bei den Vereinten Nationen 1971. Seit damals war für Chiang Kai-shek und seine Anhänger klar, dass es kaum mehr Chancen für ihn und seine Kuomintang gab, das Festland zurück zu erobern. Daher hatte für den Präsidenten der Republik China – wie sich Taiwan offiziell nennt - fortan die Sicherung seines insularen Rückzugsgebiets vor dem Zugriff Pekings oberste Priorität. Eine Situation, die bis heute anhält und in keiner Weise gelöst ist. Zu Recht bedeutet dies immer noch Unsicherheit für die Taiwanesen, da Sie befürchten, daß die Bedrohungen durch Festland China zunehmen und irgendwann der große Knall der Übernahme durch Beijing ansteht. Die Nordküste Taiwans ist dabei nur 120 Kilometer weit von der chinesischen Festlandsküste weg ... und genau an diese Küste ging mein Ausflug mit Andrew Lin.

Mit dabei
  • Andrew Lin und Ehefrau, Catherine Huang und Michael Kamm

So habe ich einen sehr interessanten und wunderschönen Trip mit Andrew Lin, seiner Ehefrau und ihrer pfiffigen Sales Managerin Catherine an die Nordküste Taiwans vor mir. Die Insel Taiwan vor der Ostküste Chinas – ungefähr so groß wie Baden-Württemberg - wird samt ihrer 2,6-Millionen-Einwohner-Hauptstadt Taipeh als Urlaubsziel bis heute sträflich vernachlässigt. Nur Festlandchinesen reisen in größerem Stil an; Europäer sieht man so gut wie nie. Wir bleiben nicht in der Großstadt, da Andrew den Besuch eines Nationalparks geplant hat. Der Yehliu Nationalpark liegt ganz im Norden von Taiwan im Örtchen Wanli, das wiederum ganz nah bei Keelung und nicht weit von Taipeh liegt. Ideal gelegen für einen Tagesausflug aus der Hauptstadt.

Gleich nach dem Eingang des Parks verrät uns ein Schild, was wir hier gleich entdecken sollen: “Zehn unglaubliche geologische Formationen auf der Welt”. Der Nachrichtensender CNN beschreibt den Yehliu Geopark mit den Worten: “Näher kann man auf Erden dem Mars nicht kommen.” Und tatsächlich, es ist unglaublich.

Diese beeindruckende Küstenregion war in der Historie noch völlig unter Wasser gelegen und durch häufige tektonischen Verwerfungen dieser Erdbebengegend an die Oberfläche gelangt

Unsere Wanderung durch den Yehliu Geopark war die Beschäftigung mit gelebter Erdkunde. Schon am Anfang stoßen wir auf Steine, die uns ein wenig an Pilze erinnern. Tatsächlich werden die Steine in der Karte als “Mushroom Rocks” bezeichnet. Diese Gesteinsformationen sind gekennzeichnet durch ihre pilzartige Form mit einem relativ dünnen Stängel, der von einem größeren Felsen überragt wird. Die “Pilzköpfe” sind reich an Kalziumkarbonat und damit witterungsbeständiger als die Hälse. Diese werden im Laufe der Zeit durch die Erosion schmaler. So entsteht ihr pilzähnliches Aussehen. Tatsächlich sind es wohl ehemalige Korallenköpfe, wie sie z.B. auch auf den Bahamas knapp unter der Wasseroberfläche zahlreich vorkommen und durch das Anheben des Meeresbodens an die Oberfläche kamen.

Der beschriebene Vergleich mit dem Mars drängt sich bei diesen Formationen in der Tat auf .... man interpretiert in die verschiedenen Formen Gesichter und Menschen rein ... dies hier schaut einer Frau mit Kopfbedeckung ähnlich

Meine liebenswerten Gastgeber Andrea und seine Frau sind ganz zurecht stolz auf ihr schönes Land.

Schön, die lieben Geschäftsfreunde in Ihrer Heimat wiederzusehen. Hier habe ich Cathleen - die Sales Managerin von Andrews Firma Fronter - an meiner Seite.

Diese Lady in Gummistiefeln ist ebenfalls eine talentierte Verkäuferin in einem der vielen Seafood Tempel an der Küste. Die spartanisch möblierten Restaurants haben eine große und zentrale Verkaufsfläche der Rohwaren vor der Tür

Aus unzähligen Becken kann man sich das Tierchen aussuchen, welches dann wenige Minuten später in den Küchen der Restaurants für den Gast persönlich zubereitet wird

Von Schnecken über Krabben, Krebsen, Fischen bis hin zu grossartigen Hummern ist hier alles im Angebot ... manchmal wäre es besser, gar nicht zu wissen was später an Exotik auf dem Teller landet.

Wenn die Rohware dann auf den Tisch kommt schaut sie nicht nur super aus, sondern schmeckt auch noch lecker.

Eine beeindruckende Insel mit reizenden und cleveren Bewohnern, tollen Unternehmen und führenden Universitäten. Die Textilindustrie Europas kann von diesem Land noch was lernen ... was im übrigen auch für Japan gilt. Osaka war meine letzte Station vor der Anreise nach Taiwan, da ich dort zuvor als Gast des SAC Jahreskongresses gewesen bin ... dazu gibt es noch einen anderen Beitrag.

Zum Sonnenuntergang treffen sich die lebenslustigen Taiwanesen am Fluss Tamsui zum Flanieren und Party machen

In unmittelbarer Nähe zur City sind direkt bewaldete Berge und ein herrliches Naherholungsgebiet zu finden

Downtown at Night ... alles überragt von Taipeh 101 ... dem ehemals höchsten Gebäude der Welt

Taipei 101: Wie ein gigantischer Bambus ragt der Büroturm mit seinen 508 Metern über Taiwans Hauptstadt Taipeh - in einem Gebiet, das ständig von Erdbeben und Wirbelstürmen bedroht ist Die Spitze schwankt um 1,30 Meter. Taipei 101 - ein verrücktes Projekt größenwahnsinniger Bauherren? Was kann eine Kugel mit einem Durchmesser von 5,50 Metern gegen derartige Stürme und Erschütterungen ausrichten? Die Statiker sagen: Sie wird gegenpendeln, Energie absorbieren und das Gebäude ausbalancieren, wenn es ins Wanken gerät. Seine Spitze werde dadurch nur noch halb so weit ausscheren. Bei einem starken Taifun wären das immerhin noch 1,30 Meter. Aber das würde der Turm dank seines steifen Gerüsts ohne Probleme verkraften. Er könne sogar dem stärksten Erdbeben standhalten, das Taiwan in den letzten 2500 Jahren heimgesucht hat. Bloß ob die Berechnungen der Konstrukteure in der Praxis wirklich aufgehen werden, kann niemand mit Gewissheit sagen. Wir liessen uns schon in meinen Aigner Zeiten nicht abschrecken und haben einen neuen Shop in der Luxus Shopping Mall des Gebäudes eröffnet.

Am Abend geht es dann gleich weiter mit einem tollen Essen in einem Top Restaurant im 101. Mittlerweile stiess auch Tony Wong aus Hongkong zu unserer Truppe, mit dem ich am nächsten tag auf der TITAS Messe sein werde. Vor uns ist die typische runde Drehscheibe, damit jeder etwas Köstliches vom Nachbarn kosten kann. Das Thema Essen mit Andrew werde ich noch mit einem Sonder Beitrag "Osteria" beleuchten.

Taipeh, die Hauptstadt von Taiwan, ist eine moderne Metropole mit Gassen aus der japanischen Kolonialzeit, geschäftigen Einkaufsvierteln und ganz neuen Gebäuden. Die Skyline wird von dem 509 m hohen, einem Bambusrohr ähnelnden Wolkenkratzer Taipei 101 dominiert. In den unteren Etagen befinden sich elegante Läden und es gibt einen schnellen Aufzug zur Aussichtsplattform unterhalb der Spitze. Taipeh ist auch für seine lebendige Streetfood-Szene und die vielen Nachtmärkte bekannt, darunter der weitläufige Shilin Night Market.

Taipeh kennt kaum jemand – dabei hat Taiwans Hauptstadt jede Menge zu bieten: umgeben von zahlreichen, sattgrünen Hügeln gibt es von traditionell bis hochmodern viel zu sehen und zu entdecken, die Bewohner sind überaus freundlich – und obendrein fühlt man sich wie der einzige Tourist in der Stadt, denn man wird kaum ein nichtchinesisches Gesicht entdecken.

Nichts für schwache Gemüter. Schlangen gibt es auch. Bekannt dafür ist in Taipei der Huaxi Street Tourist Night Market, der den alten Beinamen Snake Alley trägt, Schlangenallee, obwohl im Vergleich zu einst lediglich ein Abglanz erhalten ist. Halb Taipei ist bei den Nachtmärkten auf den Beinen, sofern das Wetter mitspielt, 14 Adressen in unterschiedlichsten Distrikten listet das Fremdenverkehrsamt auf. Nah ran an die meisten bringt einen die schnelle, effiziente Metro. Das gilt auch für den Shilin Night Market um die Markthalle Shilin, wo ein Stand zum Shrimpsfischen einlädt. Was im Eimer landet, ist dem Tode geweiht. Der Standmeister spießt die aus Kleinbassins zutage geförderten Garnelen bei lebendigem Leib auf, dann kommen sie auf den Grill dahinter, wo sie ihr Leben auszucken. In der Gastronomie kennen Taiwanesen, so friedliebend und besonnen sie sonst sein mögen, keine Gnade. Sie wollen es frisch haben, ganz frisch. Manche Gäste der Garküchen sitzen im Jackett auf Plastikstühlchen, manche tragen Flipflops. Andere schlingen ihr Essen im Gehen hinunter. „Nachtmärkte sind gewöhnlich in der Nähe von Tempeln entstanden, weil sich dort ohnehin die Leute konzentrierten”, sagt Stadtführerin Chiu. Das Geschehen dauert von Sonnenuntergang bis etwa Mitternacht. Nirgendwo herrscht Gedränge, das Miteinander ist von Freundlichkeit und gegenseitigem Respekt geprägt. Von Händlerseite geht es absolut unaufdringlich zu. Man fühlt sich rundum sicher. Kaum eine europäische Langnase scheint sich auf den Garden Night Market in Tainan zu verirren, einer Großstadt im Süden. Hier herrscht Jahrmarktstimmung, ein gutes Ziel für Familien mit Kindern. Der Nachwuchs auf dem Garden Night Market angelt Plastikgetier aus Kunstteichen oder flippert an Kleinstautomaten, wie viele Erwachsene auch. Was fehlt, sind Fahrgeschäfte jedweder Art. Dafür übt man sich im Ringewerfen auf Flaschen und Pfeilewerfen auf Luftballons. Stark frequentiert ist der Ruifeng Night Market in der noch südlicheren Stadt Kaohsiung. Er ist als riesiges Rechteck angeordnet, das an eine vielbefahrene Straße stößt, auf der niemand hupt und rüpelt. Hier könnte man sich mühelos einen Urlaub lang durch die Errungenschaften der Küche kosten. Es riecht süßsauer, fischig, fleischig, pilzig, zimtig. Würste und Hühnerfüße glitzern glasig, Pfannkuchen mit grünen Zwiebeln finden reißenden Absatz. Verführerisch sind Konditorauslagen und Eiscremes. Nachtmärkte allein rechtfertigen keine Reise nach Taiwan. Dazu gibt es zu viele spannende Ziele für tagsüber, die auf der dicht besiedelten Insel allerdings weit verstreut liegen. Auf den Märkten stößt man aber in authentische Gefilde vor, in denen man die Taiwanesen besser kennen und verstehen lernt. Ihr Lebensgefühl, ihren Gemeinschaftssinn, ihre Fröhlichkeit, ihre Genuss- und Konsumfreude. Nachtmärkte sind auf Taiwan auch Schlüssel zur Mentalität.

Fehler entdeckt, Änderungen & Ergänzungen gewünscht sowie eigene Photos zur Vervollständigung verfügbar? Bitte gerne per Mail an Michael@Kamm.info.