US-Yachten Check an Europas Zollgrenze – Flucht in die Marina Izola im slowenischen Koper – 1996
Anfang Dezember wurde ich von der Firma Boote Feichtner - einem ehemals im österreichischen Linz beheimateten europäischen Marktführer beim Yachthandel - und somit auch der Verkäufer unserer erst im Frühsommer übernommenen Princess Temptation darüber informiert, daß die italienische Guardia di Finanza gerade dabei sei, Motoryachten mit US amerikanischer Registrierung an die "Kette zu legen". Hintergrund dieser unangenehmen und für die Yachtbesitzer recht teuren Maßnahme sei die nicht abgeführte Mehrwertsteuer von 20% für die dauerhaft in Gewässern der Europäischen Union beheimateten Yachten. Die Umgehung der MWSt durch US Zulassungen war ein Feichtner Trick, um Yachten günstiger anbieten zu können. Bei Schiffen wie unserem standen dadurch schnell 150 Tsd DM und mehr auf dem Spiel, wenn man in die Fänge aufmerksamer italienischer Beamten geriet. Da war rasches Handeln gefragt und so reservierte ich mir für den bereits eingesetzten Winter unverzüglich einen Liegeplatz in Slowenien, was damals noch EU Ausland war und nicht weit von unserem italienischen Heimthafen Grado entfernt liegt. Die Marina Izola liegt bei der hübsche Küstenstadt Koper, der größten Stadt an der slowenischen Küste. Hier gibt es unter anderem bunte Fischerboote, einen schönen Hafen, alte Gassen, Restaurants am Meer, Gebäude der venezianischen Epoche sowie eine große Fabrik für Fischkonserven zu entdecken, die es seit 1879 gibt. Izola ist nicht so von Touristen überlaufen wie Piran oder Portoroz. Ein wahres Plus im Sommer! Izola liegt ungefähr mittig an der slowenischen Adria, gerahmt von der Bucht von Triest und umfänglich gespickt mit kulturellen Hotspots. Diese locken Kulturfreunde von überall in die Stadt. Einst auf einer Halbinsel erbaut, hat Izola bis heute den Charme einer maritimen, slowenischen Küstenstadt mit reichlich Tradition und Lebendigkeit bewahren können. Die Strände punkten mit einer bunten Ausstattung für unterschiedliche Bedürfnisse, egal ob es sich um Familien mit Kindern, Wassersportler oder Urlauber mit Hund handelt. Im Hafen, der Marina von Izola herrscht ein lebendiges und zeitgenössisches Flair, das vor allem von den Jachten und kleinen Fähren vor den Toren des Hafens geprägt wird. Die Aussicht von den Terrassen der Marina aufs Meer und die Stadt ist grandios sowie perfekt für eine kurze oder längere Pause nach dem Sightseeing!
- Herbert Vogl, Gerd Freitag & Michael Kamm

IIzola bedeutet auf Italienisch „Insel“, weil der Ort einst auf einer Insel erbaut worden war. Von 1805 bis 1813, als Izola zusammen mit den illyrischen Provinzen unter französischer Kontrolle war, rissen die Franzosen die Stadtmauer nieder und füllten mit den Trümmern den Kanal, der die Insel vom Festland trennte.

Gemeinsam mit Herbert Vogl und seinem talentierten Nachbarn Gerd Freitag aus der Kraillinger Bergstrasse breche ich am frühen Sonntag mit hohem Fieber in meinem BMW 540 Touring von München nach Grado auf, um im Porto San Vito unsere Temptation aus dem Winterschlaf zu reissen und über das Golf von Triest nach Koper zu fahren. Hier klarieren wir in der Marina Izaola ein und machen unsere Princess dort für den Winter wieder fest.
Eine extreme Aktion, bei der Gerd meinen BMW von Gardo nach Slowenien fährt und wir beide das Boot verlegen. Die Nacht verbringen wir dann in Grado und am nächsten Tag gehts zurück nach München. Da liege ich jedoch schon mit Schüttelfrost auf der Ladefläche des BMW und versuche zu schlafen.

Die italienische Finanzpolizei Guardia di Finanza ist eine spezialisierte Polizeitruppe, die dem Ministerium für Wirtschaft und Finanzen in Rom untersteht. Sie ist vor allem für die Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität zuständig. Die Guardia di Finanza ist militärisch organisiert und übernimmt im Verteidigungsfall im Rahmen der Streitkräfte Grenzsicherungsaufgaben. Sie ist die Finanz- und Zollpolizei und als solche für die Bekämpfung des gesamten Spektrums der Wirtschaftskriminalität zuständig, wozu Steuerhinterziehung, Schwarzarbeit, Geldwäsche, Wucher, Betrug, illeg. Glücksspiel, Geldfälschung, Schmuggel, Drogenhandel, Produktpiraterie, Urheberrechtsvergehen, unlauterer Wettbewerb, organisierte Wirtschaftskriminalität, Terrorismusfinanzierung zählen.
Zu unterscheiden sind in diesem Zusammenhang besonders die allgemeine Steuer- und Zollverwaltung - Agenzia delle Entrate, Agenzia delle Dogane - und die separate Steuer- und Zollfahndung, die in der Guardia di Finanza zusammengefasst sind. Eine der Hauptaufgaben liegt in der Überwachung der Zollgrenze. Damit einher gehen Aufgaben des allgemeinen Grenzschutzes. Wegen der langen Küstenlinie verfügt die Guardia di Finanza über eine große Flotte an bewaffneten Patrouillenbooten und Hubschraubern sowie über einige Seeaufklärungsflugzeuge.
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