Verbandsheimat & Banken-Zentrum – Ehrenamt beim IVGT in Frankfurt – 2014
Am Tag nach meinem 55. Geburtstag führt mich eine Verpflichtung im Rahmen meines Ehrenamts beim IVGT nach Frankfurt, wo ich mit der jährlichen Rechnungsprüfung des Industrie-Verbands Veredlung, Garne, Gewebe und Textilien beschäftigt bin. Der Verband sitzt hier gemeinsam mit dem wesentlich größeren Chemie Verband in einem gemeinsamen Bürogebäude. Anfang der 70er Jahre lassen sich mehr und mehr Banken in Frankfurt nieder, die Stadt ändert ihr Gesicht. Zwischen alten Villen schießen Bürohäuser in die Höhe, Frankfurt wird zu „Mainhattan“. Die Entwicklung zu einem international führenden Bankenzentrum stößt nicht überall auf Begeisterung. Studentische Gruppen aus der ganzen Welt üben vielmehr Kritik an der kapitalistischen Wirtschaftsordnung. Sie wehren sich gegen eine Stadtplanung, die den Banken immer mehr Platz einräumt. Bodenspekulanten lassen zudem Häuser verfallen, um billig an den nötigen Baugrund zu gelangen. Es kommt zu Hausbesetzungen, Demonstrationen und Straßenschlachten mit der Polizei. Heutzutage ist die Internationalität ein Plus für die Stadt. 1994 fiel die Entscheidung, die europäische Zentralbank hier anzusiedeln, auch wenn Frankfurt in Europa als Bankenzentrum nur die Nummer zwei hinter London ist. Zwar hat das neue Jahrtausend mit einer Krise begonnen, doch das neue Gesicht Frankfurts strahlt. Gewachsen aus einer Jahrhunderte alten Tradition. Das Denkmal des alten Goethe steht heute vor dem Hochhaus der Europäischen Zentralbank. Frankfurt spielt bei der Einführung des Euro am 1. Januar 2002 wegen seiner historischen Entwicklung als Handelsplatz, Finanzzentrum und vor allem als Sitz der EZB eine wichtige Rolle. Zur „Geburtsstunde des Euro“ feiern Tausende um Mitternacht im Zentrum des Bankenviertels die neue Währung und das neue Jahr. Das war damals schon eine ganze Weile her, doch immer noch sehr präsent. Von meinem Termin beim IVGT ging es für mich zum Flughafen Frankfurt und von hier aus mit dem Flieger in den Osten nach Dresden weiter.
- Dr. Kraatz, Herr Pöhlig, Michael Kamm
Mainhattan ist ein Kofferwort aus „Main“ und „Manhattan“. Es wird als Bezeichnung für die Stadt Frankfurt am Main verwendet. Frankfurt ist eine der wenigen Städte in Europa und die einzige Stadt in Deutschland, die den Bau von Hochhäusern im Stadtzentrum erlaubt. Dadurch wuchs seit den 1960er-Jahren ein charakteristisches Stadtbild, die Frankfurter Skyline.
Die damals entstanden Bezeichnung Mainhattan galt ursprünglich als Dysphemismus für die Stadt am Main. Zur Zeit des Frankfurter Häuserkampfes Anfang der 1970er-Jahre stand er für eine Stadtplanung, die sich ausschließlich an Investoreninteressen orientierte, für bewusste Zerstörung gewachsener Stadtviertel und ungezügeltes Profitstreben zu Lasten der alteingesessenen Bevölkerung.
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