Zahlen, Ethnien & Baustellen – North Sails Produktion auf Sri Lanka – 1991
Zum Start meines beruflichen Engagements bei North Sails besuchte ich im Frühsommer 1988 das erste Mal Katunayake und kam danach über viele Jahre regelmäßig jedes Quartal wieder zurück. Die Kleinstadt Katunayake liegt an der Westküste Sri Lankas, ca. 30 km nördlich von der Hauptstadt Colombo. Der landesweit grösste Flughafen mit dem Hauptsitz der SriLankan Airlines ist ebenfalls dort angesiedelt. Für unsere Trips in unsere North Sails Produktionsstätte war es also nicht weit. Mein Besuch galt vor allem den Finanzen, denn wenn das HQ geographisch und gefühlt für die Mitarbeiter:Innen ganz weit weg ist, kommt schonmal der Schlendrian rein. Ich tauchte tief ein in Konten und Zahlen und bemerkte rasch, daß hier vieles in Kanälen versickerte, die ich gar nicht kannte. Aufräumen und Strukturieren war angesagt. So implementierte ich ein Finanz- und Buchhaltungswesen, das stringent organisiert war und transparentes Arbeiten ermöglichte. Wichtige Arbeitsplätze wurden geschaffen, denn um die ganzen Aufgaben zu bewältigen, benötigten wir einen ganzen Schwung neuer Mitarbeiter:Innen wie Controller, Finanzer, Treasurer. Denn ein Schatz war das Unternehmen in der Tat. Wir mussten ihn nur heben und dazu brauchte es die richtige Hand. Ich führte ein monatliches Berichtswesen, saubere Kalkulationen und vernünftig kalkulierte Intercompany Preise ein. Von da an wussten wir wo wir standen. Innerhalb eines Jahres war das Unternehmen hochprofitabel und die Erfolgsstory nahm ihren Lauf. Jahr für Jahr ernteten wir die Früchte unserer Aufbauarbeit. Und wie immer hing alles am Menschen. Mit Nazir Musafer - einem tamilischen Muslim - hatte ich einen Top Mann an meiner Seite, dem ich blind vertrauen konnte. Für den positiven Kulturclash sorgte mein Expad Sepp Hammerlindl aus dem oberbayerischen Landsberg, der produktionsverantwortlich war. Unser heimischer aus Seeshaupt stammender Azubi Fabian Romankevic ergänzte das Team vor Ort und es war eine Freude mitanzusehen, wie jeder seine Leidenschaft und seinen eigenen Spirit einbrachte. Der Erfolg hat uns bestätigt. Wir waren auf Expansionskurs, der von einer Heerschar an weiblichen Mitarbeiterinnen - überwiegend Singalesinnen - meisterlich unterstützt und befeuert wurde. Die deutsche Spielzeugfirma Schleich aus Schwäbisch Gmünd hatte auf dem Nebengrundstück ein Gebäude, das wir kauften. Wer hätte gedacht, daß ich später für kurze Zeit auch mal ins Spielzeug-Business einsteigen würde und mich mit kleinen Tierchen beschäftigen würde. Wir verbanden die beiden Gebäude und kauften zusätzlich noch ein Grundstück für die Produktion von Yachtsegeln und Paraglidern. Schöner konnte der Flow nicht sein...
- Michael Plank, Sepp Hammerlindl, Fabian Romankevics, Nazir Musafer
Multikulti vor unserer Baustelle in Katunayake. Michi, Fabian, Sepp aus den heimischen Gefilden und unser Local Nazir
Ernst nahm Nazir glücklicherweise nur seine Aufgabe, ansonsten war er ein heiterer, umgänglicher Zeitgenosse
Die landestypische Kleidung für Frauen - der Sari. Wie das Kleidungsstück getragen wird, gibt Aufschluss über die Herkunft der Trägerin. Der Sari besteht aus 3 Teilen und alleine das Tuch ist nicht selten über 6 Meter lang. Aus europäischer Sicht ein no go im Büro...
Da ist viel Manufaktur - also reine Handarbeit - zu verrichten. Es gab tatsächlich auch einige Männer, die die notwendige Geschicklichkeit hatten
Die freundliche junge Dame am Front Desk. Immer zugewandt und äusserst professionell
Unser Chef Buchhalter und engster Mitarbeiter von Nazir Musafer ...
Unser Produkt-Controller und Kostenrechner ... wie können wir die Segel noch effizienter produzieren und wo kann man wie viel Material einsparen
So ein Bild würde in einer deutschen Produktionsstätte Kopfschütteln erzeugen. Die North Sails Produktions Controllerin war die wichtigste Mitarbeiterin zur Aufrechterhaltung unserer Qualität. Ich erinnere mich an Dutzende Ihrer farblich unterschiedlichen Outfits ... alle eher für eine Hochzeitsfeier als für eine Fabrikhalle gedacht. Kopfschütteln bedeutet in Sri Lanka übrigens genau das Gegenteil - nämlich ein Ja
Baustellen-Business bei Mega-Hitze. Kaufen, zusammenführen, anbauen, neu bauen. Am Ende hatten wir einen super Produktionsspot, in dem sich alle wohl fühlten
Singhalesisch ist die Sprache der Singhalesen, der größten ethnischen Gruppe Sri Lankas. Sie gehört zum indoarischen Zweig der indoiranischen Untergruppe der Indogermanischen Sprachen. Sie wird von etwa 16 Millionen Menschen vorwiegend in Sri Lanka gesprochen und wurde 1958 auf Betreiben des damaligen Ministerpräsidenten Bandaranaike zur Amtssprache. Später wurde Tamil ebenfalls zur Amtssprache Sri Lankas erklärt. Englisch war bis 1957 ebenfalls Amtssprache und ist heute Verkehrs- und Bildungssprache. Singhalesisch hat eine eigene Schrift. Die am engsten mit dem Sinhala verwandte Sprache ist das auf den Malediven gesprochene Dhivehi.
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