Jahresrückblicke – 1969
Am Mi., 31. Dezember 1969
Der SPD-Politiker und neue Bundeskanzler Willy Brandt bemühte sich um eine entspannte Außenpolitik gegenüber der DDR und dem Ostblock, kaum dass er am 28. September die Wahl gewonnen hatte. Diese Ziele hatte er in einer Regierungserklärung formuliert. Ein weltbewegendes Ereignis hatte die Menschen in Erstaunen versetzt. Am 20. Juli landeten zum ersten Mal Menschen auf dem Mond. Einen Tag später betrat ihn der erste Erdenmensch – Video Chronik 1969 Mondlandung Neil Armstrong, der amerikanische Astronaut der Mission Apollo 11 sprach die legendären Worte: „Das ist ein kleiner Schritt für den Menschen, ein riesiger Sprung für die Menschheit.“ Sein Astronauten-Kollege Buzz Aldrin betrat kurz nach Armstrong den Mond. Wenige Monate später, am 19. November, war es wiederum ein Amerikaner, der im Rahmen der Mission Apollo 12 den Erdtrabanten betrat: Charles Conrad, der dritte Mensch auf dem Mond. Die Amerikaner waren in einem Rausch der Begeisterung und die Welt jubelte mit. Wie laut der Jubel in der Sowjetunion war, ist nicht überliefert. Doch die überschwängliche Hysterie, die das „Woodstock Music and Art Festival“ auslöste, ist dokumentiert. Das Festival dauerte nur wenige Tage, ist aber wie ein Ereignis von langer Dauer in den Erinnerungen all derer verankert, die dabei gewesen waren. Das Jahrzehnt war in jeder Hinsicht ereignisreich und glücklicherweise waren die Spannungen zwischen den Supermächten nicht eskaliert. Die Ostblockstaaten waren wirtschaftlich und politisch von ihrem „Großen Bruder“, der Sowjetunion abhängig. Wie sehr sie sich deshalb nach den Weisungen aus Moskau richten mussten, zeigte sich erneut in der CSSR. Dort war auf Druck von Moskau der tschechoslowakische KP-Chef und führende Repräsentant des „Prager Frühlings“, Alexander Dubcek, abgelöst worden. Er war durch Gústav Husák ersetzt worden. Zugleich war das Exekutivkomitee der Partei aufgelöst und ein neues Präsidium gewählt worden. In der selben Nacht – vom 16. zum 17. April – hatte die Polizei im gesamten Land Razzien durchgeführt. Mehr als 3.000 Personen waren dabei überprüft worden. Westliche Beobachter waren der Ansicht,
dass die Regierung damit die Schlagkraft der Polizei unter Beweis stellen wollten. Zudem diente die Aktion dazu, nach den März-Ereignissen neue Demonstrationen und Protestaktionen zu verhindern. Eine Taktik der Einschüchterung, die bei vielen Menschen in der CSSR gewiss gewirkt hatte. Gústav Husák, der slowakische Jurist und neuer Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei war nun der mächtigste Politiker im Land. Er war an der Niederschlagung des „Prager Frühlings“ aktiv beteiligt gewesen. So war er jetzt für Moskau ein Garant, der systematisch die moskautreue Politik wieder herstellen würde.