Abendlicher Genuss in der Morgenröte – Dinner Meeting mit Gleichs im Alba – 2015
Am Di., 3. November 2015
Anfang November treffen sich Annette und ich - ich selbst zwischen einem Meeting mit Donald Schneider und August von Joest in Berlin und meiner Abreise am nächsten Morgen zum IVGT Meeting in Leipzig - mit Alfred und Helma Gleich zu einem Abendessen in unserem Viertel Bogenhausen. Die elegante Trattoria Alba liegt in der einsamen Oberföhringer Straße, wodurch keiner der vielen prominenten Stammgäste gestört wird. Viele Restaurants besitzen ja ein Eigenleben, das sich nicht erklären lässt. Manche, wunderbar gelegen und mit besten Köchen bestückt, dümpeln vor sich hin, andere blühen üppig im Verborgenen. Mit Werbung hat das wenig zu tun, auch nicht mit einer Website. Die Trattoria residiert in einer gelben Villa aus den 1930er Jahren mit einem Garten voller Kastanien. Im Inneren gehen zwei mit dunklem Holz vertäfelten Gasträume ineinander über, es gibt einen alten Kachelofen, an den Wänden hängen lichte Bilder, die Tische sind weiß gedeckt und auf der Bar stehen üppige Blumensträuße. Die Trattoria Alba ist eine Zone der absoluten Diskretion. Keiner der vielen prominenten Stammgäste wird gestört, auch das ist ein Geheimnis des Erfolgs. In Hochform ist, jedenfalls nach Meinung des Gault Millau, die Küche. 15 von 20 möglichen Punkten wurden der Trattoria Alba in den vergangenen Jahren regelmäßig zugeteilt. Haute Cuisine in der Oberföhringer Straße? Im Gault Millau findet man andere Worte, "cucina casalinga" steht da, "Küche nach Hausmacherart", was untertrieben ist. Die vernünftig kleine Speisenkarte beschränkt sich auf die nötigsten Angaben, nichts wird angepriesen. Die Weinkarte umfasst gute und erlesene Lagen aus italienischen Regionen, und selbst die offenen Weine, ein kräftiger weißer Sizilianer und ein milder Barbera, sind nicht zu verachten. In der Trattoria gibt es kein amuse geule. Auf den Tischen stehen Schälchen mit angemachten Tomatenwürfeln und gutes Brot. Was aufgetragen wird, mag nach Hausmacherart sein, und zwar so, wie man es sich erträumt, auch optisch: Die Kürbiscremesuppe mit einer gebratenen Garnele war samtig und mild, die Steinpilze, schön nature gebraten, lagen auf einem feinen Rucolabett, die überbackenen Auberginen, mit Tomaten und Gewürzen zu einem duftenden Miniauflauf geformt, waren ein sizilianisches Gedicht. Sanft gegart ruhten die Calamaretti, mit einer feinen Steinpilzfarce gefüllt, auf zwei Scheibchen Polenta, Pilze und Meeresgetier ergänzten sich wunderbar. Niemals geriet die Küche auch nur in die Nähe eines Formtiefs, nicht beim Fisch, nicht beim Fleisch. Die Dorade vom Grill kam saftig auf den Tisch, ebenso das Steinbuttfilet im leichten Spinatmantel, umgeben von einer duftigen Safransauce. Lammkarree, Entenbrust oder Rehfilet waren zart und rosa, mit Saucen zum Auslöffeln. Wer den Nachtisch verschmäht, ist selbst schuld, die Joghurtterrine mit Limone zum Beispiel, ein duftiger Traum, oder das Tiramisu, cremig, saftig, schnapsig. Es heißt, es sei das beste in München, was sich schwer beweisen lässt. Es ist einfach gut.